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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 2
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Schaumberg, Oskar: Ruine Rauenstein in Thüringen, II
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0015

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wieder erstanden, das Archw, defsen k?erlust schon Zeirgenossen beklagen, war vollstandig verloren.
von dein zweicen schweren Schicksalsschlage, dein ZOjahrigen Rriege, konnte die Burg sich überhaupr
nichr wieder erholen.

Ain ersten Sonnrage nach Trinitatis l6§0 kamen zügellose kaiserliche Schaaren, — Böhmen und
Lroaren, — auf dein Rückzuge vor den Gchweden über Gaalfeld Gteinheid durch den Theuerner Grund
herangezogen und lagercen sich hier bei Aauenstein am Grüinpenbach. Sie plünderten und brannten
das Dorf vollstandig aus, erschlugen oder vertrieben die Einwohner, erstiegen, wie die Ueberlieferung
ineldet, durch Derrach von der Theuerner Ukühle aus in verborgenem Gange die Burg, zerstörten auch
diese von Grlind aus und führten alle Habseligkciten, Rojtbarkeiten, Lebensmittel und 19ieh mit sich
hinweg. Die Zerstörung und Plünderung war eine so gründliche, daß noch im ^loveinber 1ö§9 der
Burgvogc Hans Ulrich von Schaumberg berichtet, cr könne, da das Schloß und der ganze Grt noch
seit dein großen Brande darnieder und aller Boden brach und verwüstec liege, uninöglich von den
wenigen noch iin Grre befindlichen und cocal vcrarmten Leucen die ausstehenden Gefalle erheben.

Gleichzeicig init
der ^leuerstehung dcr
Burg iin Iahre IZ50
war nainlich ein Burg-
friede auf das Gchloß
gelegc worden, und
wahrend sich zuerst
nur eine -Linie der
Fainilie nach diesein
benannc hacce, trac nun
der jeweilige Ge-
schlechcsalteste als
Burgvogt in Besitz
und ^utznießung der
zu dein Burgguce ge-
schlagenen, aus A.eichs-
lehen, Banzer und
sachsischen -Lehen be-
stehenden Besitzungen.
Die A.eichslehen des
E»urgguces waren bis

Abb. 2. Lurg woldenberg auf dem Grabdenkmal Bischofs
Otto von Hildesheim. I27S.

I67l dein Ritterorte
Baunach der Aeichs-
ritterschaft Franken ein-
verleibt, und wir fin-
den hier auf den RLtter-
ragen wie auch Ln den
Rnittelvers - Genealo-
gieen des Hans und
desAdainvonGchaum-
berg (uin 15OO) die
Viainen der Burg-
vögce in ununter-
brochener Reihenfolge.

Gchon lZ-lö be-
lehnt Landgraf WLl-
helin von Thüringen
acht Mitglieder der
Fainilie — Aelceste der
Linien — und ihre
Erben geineinschaftlich
inic der Burg Rauen-

stein und den dazu gehörenden Gücern; 14öö und 1474- wird der Gücercoinplep uin Rauenstein aus-
drücklich Geschlechts- oder Burggut genannt, in dessen Besitz und ^lutznießung der jeweilige Geschlechts-
alteste als -Burgvogr Lst. Lerner sind uns aus diesen Iahren bei der jedesinaligen Erneuerung des
Burgfriedens genaue Festsetzungen über Deraußerungsverbor, Rückfall an die Lehensherrschafc, Ab-
rechnungsverfahren, Auszahlung der Ertragsantheile und verwalrung des Familienarchivs erhalten.
VVeicere kaiserliche Belehnungen init der Ganerbschafc Rauenftein finden N68, 95, 4621, öö, 74, 78,
95, 98, Z6IZ, Zö, Z8 und 5l statt; der Ticel Burgvogt zuin Rauenstein wird jedesmal officiell bestatigt,
der Burgfriede dein ganzen Geschlechte erneuerr, erganzc und samint dein Burggute anerkannt und
Alles in kaiserlichen Schutz und Schirin genommen. Schon löö7 wird Rauenstein eines der altesten
existirenden Ganerbinate genannt.

Vloch in den Iahren 1574 und 1595 harce das Geschlecht — obwohl durch die Reformation
in noch mehr Linien und Besitzungen zersplittert und inaceriell schlechrer gestellt —, Ln froher Hoffnung
den im Iahre 15öö zu Tundorf durch veit Ulrich von Schaumberg so weit und großartig angelegten
Burgfrieden unrer kaiserlicher -Bestatigung und Belobigung, mit besonderer erblicher Titulamr („Burg-
graf zu Tundorf, Burgvogr zum Rauenstein^) und bestatigtem Geschlechtösiegel ss. 2lbb. l) auch auf
Rauenstein und die dortigen Besitzungen übertragen. Beide GeschlechtSgüter waren vereinigc und
gleichgestellt worden und schienen in Lhrem Umfange und Werth eine Gewahr für alle Zeiten zu bieten.

(Schluß folgt.)
 
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