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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 2
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0019

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kleine Thonkrüge eingemauert gefunden, wclche wage<
recht liegen und deren Oeffnung mir der Außenfläche des
Mauerwerkes abschncidct, so daß inan an den betreffenden
Stellen nur eine kleine runde, S bis 7 em im Durchmeffer
großc Oeffnung wahrnimmr. Die bauchigen Rrüge flnd
sauber auf der Döpferscheibe geformr und unglaflrt,
erwa 17 cm hoch, an dcr Mündung Bauch 13 bis 14,
Boden S om im Durchmeffer haltend, bei ciner wand-
ftärke von 4 mm. Uns>-r Gewährsmann vermurhet, daß
fle cingemauerr seien, um Vögeln Unterschlupf zu ge-
währen. Iedenfalls ein merkwürdiger Fund!

Aönig-burg (Harz).

^7achdcm bereirs einmal aus provinziellen Mirreln
dem Harzverein cine Zubuße von Mark zur Frei-
legung der Rönigsburg bei Aönigsbof bewilligr worden
war, hat jeyr, nachdem die Erwarrungen, die man auf
die vorgenommenen Arbeiren geseyt harre, vollftändig
befriedigr flnd, dcr provinzialausschuß noch cinmal

lNark für denselben Zweek aus dem Fonds für
Runst und Ulisscnschafr bewilligr und dadurch dem Verein
den 2lbschluß dcs Unrernehmens crmöglichr. Dic königl.
Sraarsregierung hatte eine Beihülfe abgelehnt.

Lippoldsbnrg bei Hannov.-Münden.

Durch Direcror Ur. Schuchhardr wurden auf der
Lippoldsburg im Ilksthale bei Lippoldshausen im Auf-
trage dcs Hiftorischen Dereins für Niedersachscn Aus-
grabungcn veranstalrer, durch welche die Mauern der
alrcn Lurg zuin Dheil bloßgelegr wurden. Es handclr
flch um Mauerwerk vsn 1,7(> m Srärke, wclches mit
einein Fuß versehen und mir Aalk ausgegossen ist. Le-
merkenswerrh ift, daß der Raum zwischcn Fuß und Mauer
mir einer dicken Ralklage von der Form eines drciseirigen
prismas ausgefüllt war, offenbar um das Eindringcn
von Feuchtigkcir in dcn unrcren Theil der lNaucr zu
verhürcn. Funde, welche dcr Alrersbeftimmung dienen
könnren, wurden nichr gemachr.

walastede (wallsterrer Schlössel), pfalz.

bssachdem bereirs im Herbfte 1SSS Generalmajor Rarl
Popp und prof. Mehlis dic Laureste auf walaftede
oberhalb Rlingenmünster für nrerovingische Anlagen er-
klärt hatten, haben jeyr umfangreiche Ausgrabungen, die
auf Deranlassung der „pollichia" begonnen und auf
Roften der Sraatsregierung fsrtgesetzt wurden, mir
Sicherheit ergeben, daß es flch um eine ausgedehnte
merovingische pfalz handelr. Zahlreiche aufgefundene
Gefäßftücke der merovingischen periode geben dafür
Zeugniß. Lekanntlich vcrlegt auch die Dolkssage die
Refldenz des Rönigs Dagobert (S13—S35) hierhcr. In
der Mitte der 2lnlagen fand Prof. Mehlis die mächtigen
Mauern eines festcn Gebäudes („Donjon"; Lergfried?)
von 14 m Seirenlänge. 2ln der Nordostseire wurde eine
1,2ft m breite Eingangsstelle freigelegt. 2ln der wcftseitc
ist das Mauerwerk bis zum erstcn Srock erhalren und
hat hier, von der Sohle gerechnet, eine Höhe von 5,35 m.
Die Dicke des Mauerwerkes beträgr 2,öS m. In der
Südwand wurden drei 2,ö(> m lange, gewölbre Schieß-
schartcn freigelegt, desgleichen auf der westseite, wo fle in-
dessen 1 m riefer licgen. Auf der ^lordseire konnte man
bis zu ihrer obcren wölbung noch nichr vordringen,
doch flnd fle auch hier, wie auf der Ostseire anzunehmen.
Don Hausteincn ist im erften Stockwerk das 43 cm hohe

und 4st Lm breite Gewändestück einer Fensteröffnung noch
in der Mauer erhalren, ebenso fand flch ein zweires Ge-
wände, in dem die Riegeleinschnirre noch flchtbar flnd.
Die wimperge des mindestens 10 m hohen Baues waren
mit nach oben ausgeladenen Zinncnsteinen gekrönt, die
1S Lm Höhe haben und 5 cm 2lusladung. Don diescn
fanden flch fünf Stück. Auch in dem erwähnten Eingange
bestndet flch noch ein Seirengewände von ö(> em Höhe.
Es führre zu dem Eingange ursprünglich eine 3 m hohe
Treppe, vor demselben befinder flch ein Dorhof von S m
Länge und 4,K§ m Breire im Lichten. Von ihm aus
führre längs der ^ordseire des Gebäudes eine Seiren-
pforte von 7(> cm im Lichten, so daß man unmittelbar vom
Inneren desselben, ohne den Zwinger zu pasflren, ins
Freie kommen konnte. Ein nach Osten zu gelegener Hof-
raum ist von einer 1 m starken Mörtelmauer umschlossen
und mißt 17(> m in der Länge und 5(> bis 1(>(> m in der
Lreire. ^7ach westen zu schüyen dcn Mittelbau außer
ciner polpgonalen Zwingermauer von 1 m Stärke noch vier
Erdwälle mit vier zum Dheil tiefen Gräben, deren
Gesammtlänge im profil rund 1(>(> m beträgt, so daß die
ganze Anlage eine Länge von rund 3(>(> m im profil be-
flyt, bci 1(>(> m in der größten Brcite. Danach erscheint
fle als eine dcr großartigsten Befestigung, die der deutsche
Lodcn aus der merovingischen Zeit aufzuweisen har.

?lus Zeirungen.

D 0 n der 2Zurg Sparcnberg, auf der am ö. August
in Gegenwart des 'Raiserpaarcs das Denkmal des ersten
Hohenzollern, der fle bewohnre, cnthüllt wurde, giebt ein
Bielefelder Geschichtsfreund in der „Röln. 3tg." eine
Schilderung, der wir folgende, die Beziehungen der
Hohcnzollern zur Lurg belcuchrende Zeilen enrnehmen:

Die Sparenburg, an dercn nördlichem Fuß die Stadt
Bielefeld flch ausdehnt, war troy dcr Stürme dcs dreißig-
jährigen Rrieges noch gut erhalren, als der spätere Große
'Rurfürst Friedrich wilhelm im l(4ovember 1547 mit seiner
jungen Gemahlin Luise Henrictte zum ersten Mal den
Schloßberg hinaufritt. Gerade hundert Iahre vorher hatte
die Lurg jene Lonstruction erhalten, die fle noch heure
aufweist. Sie bildet vier mächtige Rondells, die durch
hohe Flachmauern vcrbundcn flnd: nach dem passe hin
aber, den fle „sperren" sollte, seyt fle eine 2lrr Srurm-
brechcr nach außen, den scharfkantigen „Scherpetincr",
wie ihn das Dolk nennt. Die Bekleidungsquadern nahm
Friedrich der Große der Burg und baute daraus cine
Raserne, doch hat dicser Verlust der Deste, dic ein aus-
gebilderes Gewölbesystein beflyt, nicht allzuschr geschadct.
Sie cnrhielr zur Zeir dcs Großcn Lurfürsten nur wenige
Gebäude. So hcißr es in cincr rcchnungsmäßigen Auf-
führung vom Iahre 1347: „Sie besaß ein Gemach zur
rechren Hand unter dem Dhore für den profoß, zur
linkcn eincn 'Rellcr, welchen dcr übcr dem Thore wohnende
Offizier benuyte. Hinter dcm Eintritt befand flch das
wachthaus, über dem Dhore ein Vorgemach, Stube und
Rüche; dann folgre des Burggreven wohnung, das Rorn-
haus mir seinem Lodcn, die wohnung des Drosten mir
ungewölbtem Reller, die Burrelei, die neue Srube nebst
zwei Rammcrn, Aabinerr und Stübchen, untcr welchen
ein zweiter ungewölbter Rcller nebft Mägdegelaß lag.
 
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