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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 7
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Ebhardt, Bodo: Zur Baugeschichte der Hohkönigsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0065

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beeinflußt, daß der Sandfteitt an Mrt und GteUe in vorzüglicher Güte und
großen Langen bricht, so daß neben Gewölben — Gteinbalken und Aus-
kragungen zur weitgehendften und eigenartigften verwendung kommen. Die
Fenfter Lm Hof zeigen einfache spatgothische verzierungen der Sturze (Abb. 6).
von einer reichen Wendeltreppe, die sich um drei Saulen emporschwang,
ftehen noch deutliche Refte, viele Theile davon wurden außerdem im Gchutt
gefunden. Drei weitere Wendeltreppen dienten dem verkehr der Geschofse
untereinander, wahrend die ZLmmer des Güdbaues dnrch zwei hölzerne
offene Galerien verbunden waren, von denen noch die Gteinconsolen und
Balkenlöcher erhalten sind, so daß genau ihre Lage und Größe beftimmt sind.

Im Innern har die gothische Zeit reiche, schwere Gandftein-Ramine
hinterlassen, ferner eine würdig ausgebildete zweiftöckige Rapelle mit Empore
und Eckdienften (?lbb. 8). Von dem Gewölbe ftehen noch die unteren Grar-
Enden. (Abb. 5.) Der wohl für das Glockenseil durchbohrte Gchlußftein
fand sich im Schutt. Alles ift hier aus einem Guß bis auf die romanischen
Außenmauern.

Dieser kühne Wohnbau, deffen drei Llügel noch vier Gtockwerke
hoch sind, und von denen der größte seine Dachgewölbe noch ganz behalten
har, zeigt Lm Innern noch genau die Art, wie jedes einzelne Geschoß con-
ftruirt war, wahrend Ramine, Fenfter und Thüren sammtlich vorhanden
sind. Gogar zwei ftreng profilirte Eichenholzbalken (Abb. 7) liegen noch
an Grt und Stelle, die im Verein mit den Aragfteinen und den zur Auf-
nahme von Decken-Hölzern ausgearbeiteten Ramiitdeckfteinen u. s. w. so viele
Anhaltspunkte geben, daß auch über die Lorm der ^olzdecken keinerlei Zweifel
mehr beftehen kann. Be-
schlage von Lenftern und
Thüren, selbft Reste der
Bleiverglasung, fanden
sich im Gchutt.

Der ^Zergfried,
der oben bereits ge-

nügend beschrieben ift,

Abb. 5^ 4«I>könm-bur^ '"»rde, wie angeführt,

Rapelle uach ^lachrichten aus

Eckdienst mir Gratansay. dem Iahre 1557 nicht

lange vor dieser Zeit

von den von SLckingen abgebrochen, er ftand also
noch zur Zeit dieser dritten spatgothischen Bauzeit.

DLe gesammten Außenwerke ftimmen in
der Anlage, in der Gchartenbildung und Aus-
führungsart so genau mit dem zeitlich beftimmbaren
großen Bollwerk und Hochschloß überein, daß kein
Zweifel über ihre Entftehung in gleicher spatgothi-
scher Zeit beftehen kann.

Ueber die Beftimmung und Bezeichnung
der einzelnen Raume und Baurheile giebt ein In-
ventar Auskunft, das zwar erft aus dem Iahre 155 6
ftammt, also 50 Iahre nach der Z. Bauzeit auf-
genommen ift, aber nach allen weiter erhaltenen
Nachrichten etwa den Zuftand wiedergiebt, in dem
die Burg beim Ausfterben der Grafen Thierftein

fich befand. Al'b. 6. Hohkönigsburg, spätgothische Fenstersturze.
 
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