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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 7
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Ebhardt, Bodo: Zur Baugeschichte der Hohkönigsburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0070

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daraii Rönigl. Nlaj. imd den vorderen Erblanden viel gelegen isr" (l5ZZ), von ganz besonderer
strategischer Bedeutung, als ein Gperrbau für den ^)aß voin Elsaß durch das Eeberthal nach Frankreich
und als die einzige Veste Ln den vorderosterreichischen Eanden. Vloch in einem „Gutachten des
Gtatthalters, der Regierung und Rammerrarhe oberoestreichischer Eande auf der von Sickingen
Anlangen Hohenkunigsperg betreffend vom l^. Ianuar I5ZZ" heißt es: „Mbwohl das Schloß Hohen-
kunigsperg von dem Hause Gesterreich zu Lehen geruhrt, ihm das Eigenthum daran vorhin zu
gestanden und solches Schloß ihm nach des Grafen von Tierstein Tode unmittelbar heimgefallen rvare,
so hat doch nichts desto weniger Raiser Ma/.iinilian gegen Erlegung einer großen Gumme das Eehen
noch bei Lebzeiten des Grafen von diesem zuruckgekauft, mit Rücksicht auf die GLcherheit der vordern
österreichischen Eande, indem von dem Schloße Hohenkunigsperg aus, falls es in fremden Handen, die
vorderen Erblande hart bekriegt nnd belastigt werden konnten. Aus diesenr Grunde rathen Scatthalter,
Regierung und Rammerrathe dem Raiser, das Gchloß nichc aus der Hand zu lassen; es würde
die Begebung einer so starken Befesrigung der Erblande die von Eochringen, die Eid-
genossen und andere Vlachbaren mit Befremden und Besorgniß erfüllen.

DLeselbe Sorge um die Burg veranlaßce die osterreichische Regierung, zweiinal die Burg
zeichnen zu lassen; so hat Meister Thomas l562 „Hohenküngsperg ann allen vier ordten abconcrafacieret",
wofür er Z-Zf Gulden 2S Rreuzer erhalt. 'wenn man nun weiß, daß die Rupferstiche N7erians und
anderer Meister bis ins l7. Iahrhundert vielfach auf solchen alceren Aufnahmen beruhen, so könnte
man in solchen Zeichnungen vielleicht auch die Umerlage eines Stiches (Abb. 6) vermuthen, der die
Belagerung der Burg von L6ZZ darstellt und auffallend richcig die Gesammtanlage wiedergiebt, wobei
nur nebensachliche Theile, wie der Thiergarcen, zu klein nn Verhaltniß dargestellt sind. Wahr-
scheinlicher erscheint mir allerdings, daß der Stich nach einer gleichzeitigen ^lacuraufnahme gefertigc
wurde, da auch das -Landschaftliche genau dein Lharakter der Gertlichkeic entspricht. Der Stich bilder
eine werthvolle Beihülfe zu der Wiederherstellung. Er hat schon insofern seine Richtigkeit bewiesen,
(auch wo man nach dem örclichen Befund anderes vermuthen sollte), als durch seine Angabe einer
Zugbrücke vor dem Eöwenthor, dort rhacsachlich ein verschütteter riefer Einschnitt festgestellt ist,
der heute durch die Eingangs-Treppe verdeckt wird; auch für die Ausbildung des großen Bollwerkes
giebt er vorzügliche Anhaltöpunkte.

So können die Wiederherstellungsarbeicen hier eher wie bei vielen anderen Burgen auf glück-
lichen Erfolg rechnen, wenn jahrelange, bedachtig forcschreirende Forschungen und Arbeiten die heure
vorliegenden Enrwürfe und Anschlagsunrerlagen in endgültige Ausführungsplane nach und nacl> unr-
gewandelt haben. Das kann naturgeinaß i,n Einzelnen nur wahrend der Arbeit stattfinden.

Grunewald-Berlin, December 1900. Bodd Ebhardt, Archicekt.

Abb. ;2. Hshköingsburn, im Schurr gefundeuc 2lrchitckturreste.
 
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