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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 8
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0083

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79

(Quelle dazu: systematische Ausgrabung wichtrger Burg-
theile.

Aus den (Quellen und den Beispielen ziel)t der Ver-
fajser zum Schlujse, S. 22—23, seine Lonsequenzen, die
er in zehn Thesen zusammenfaßt.

Da der Verfa>ser seit zehn Iahren bereits mit aner-
kanntem Erfolg nach seiner praktischen Theorie im Burgen-
bau arbeitet, so ist hier allen Burgenbesiyern und allen
Burgenhütern Gelegenheit gegeben, ihre Grundsäye und
Erfahrungen mit denen von Bodo Ebhardt zu vergleichen.
Iedenfalls sollte kein privater, noch weniger aber eine
Behörde versäumen, bei Restaurationsarbeiten auf
Burgen einen tüchtigen Architekten beizuziehen. was
ohne einen solchen bei den werthvollsten deutschen Burgen
herauskommt, das siehr man an der Madenburg, an der
Rierburg und zahlreichen anderen Burgruinen der Rhein-
pfalz. Selbst Laien machen darüber ihre wiye!

^keustadt a. d. H. vr. L. Mehlis.

Oie Zukunft der ^ohkönigsburg. Ein Beirrag zur
Rlärung der wiederherstellungsfrage von L. Rrollmann.
Mit neun Abbildungen. Verlag von wilhelm Ernst 6:
Sohn. Berlin lSOi. preis l Mark.

Burg Steckelberg. Die Srammburg Ulrichs von
Hutten. Von L. Rrollmann. Mit fünf Abbildungen,
Berlin lSSl. Verlag von L. A. Rrollmann 6c Lo. preis
1,20 Mark.

Dritter Vortragsabend
der veremigung zur Erhalrung deutscher Burgen
in der Urania.

Der Redner des Abends, Herr Regierungs- und Bau-
rath Map Hasak, ging von der Vorausseyung aus, daß
die Germanen seit der 3eit ihrer Rämpfe mit den Römern
bis zum Iahre ISdd n. Lhr. ganz mit Unrecht als solche
Barbaren verschrieen seien, wie es die alten und nach ihnen
die späteren romanischen Völker darzustellen liebten.
Auch die deutschen Geschichtsschreiber ständen allzusehr
unter dem Einflu>se der antiken und romanischen Ueber-
lieferung, so daß es gewiß falsch sei, aus dem angeblichen
Barbarenthum der germanischen Völkerschaften zu
schließen, daß dieselben keine Steinbauten gekannt hätten.
An der Hand der ausgezeichnet reproducirten Bilder von
der Trajanssäule, auf denen der Lagerbau der Römer
im Rriege gegen die Daken und die wohnungen und
Befestigungsanlagen der leyteren überraschend deutlich
dargeftellt sind, wies der Vortragende dann überzeugend
nach, daß der germamsche Volksstamm der Daken keines-
wegs auf einer viel niedrigeren Stufe der Lultur ge-
standen haben könne, als die sie bekriegenden Römer zur
Zeit des Drajan. Vielmehr sei der Unterschied kaum ein
anderer, als heute etwa zwischen Buren und Engländern.
Iedenfalls gche aus den Darftellungen hervor, daß
ebensowohl die Römer im Vertaufe dieser Feldzüge von
den Daken gelernt hätten in Bezug auf dem Rlima an-
gepaßte wohnungsanlagen rc., wie umgekehrr die Daken
in Bezug auf die vervollkommnete Technik des Lager-
baues. ^kamentlich die leytere wurde durch die vor-
geführten Abbildungen vortrefflich erläutert. Im Ver-
folg der Beschreibung widerlegte der Redner auch das
alte Vorurtheil, als seien die auf der Trajanssäule dar-

gestellten Römerlager mit (l>uadermauern umgeben ge-
wesen. Das ist jedenfalls nicht der Fall gewesen; viel-
mehr bestanden die Befestigungen aus pallisaden, die zum
Schuye gegen Feuer auf beiden Seiten mit Luftziegeln
bekleidet wurden. Diese Technik ahmtcn aber die Daken
nicht nur nach, sondcrn sie umgaben ihre Lager sogar
mit noch festeren Mauern aus Bruchfteinmauerwerk, wie
aus der einen Abbildung besonders deutlich zu ersehen. Die
Ausführungen des Redners an der Hand der Bilder
rechtfercigten seine Behauptungen vollauf. Lebhaftester
Beifall der zahlreichen Zuhörer folgte ihnen.

Ieden leyten Mittwoch im Monat sindet ein Vortrag
statt. Der nächste Redner wird Herr Geheimer Baurath
Or. Meydenbauer sein, Mittwoch, den 27. Februar ISstl.
Näheres und Rarten durch den Vorstand.

Für die Baugeschichtc der wartburg wäre es von
großem werth, fünf alte Grund- und Aufrisse wieder-
zufinden, welche im Iahre löLO der Renaissancebaumeister
^likolaus Groinann von der Burg und ihren einzelnen
Dheilen gefertigt hat. Diese fünf Blätter sind seit dcn
SSer Iahren des lS. Iahrhunderts verschollen. Möglichcr-
weise besindcn sie sich noch in einem in pergament ge-
bundenen Bande von Bauacten übcr die warrburg aus
dem 15. und lö. Iahrhundcrt, der ebenfalls seit etwa
4O Iahren verschollen ist. Man bittet, Nachrichtcn,
die zur wiederauffindung dieser werthvollen Risse und
Bauacten führen könnten, an professor Or. paul weber
in Iena gelangen zu lassen.

Berichtigung.

In der December-rkummer des ,,Burgwarts" heißt
es in einem redactionellen Artikel über die Hohkönigs-
burg: ,,An dem Bollwerke selbst ist die innere Abschluß-
mauer gegen den hohen Garten zu freigclegt, so daß
selbst Herr Or. Piper deren Vorhandensein nicht mehr
wird bestreiten können." Z7achweislich ist es mir nie ein-
gefallen, die Existenz solcher Mauer, die ja mit ihren
beiden Dhüren auch schon von jeher für Iedermann er-
kennbar war, irgendwie anzweifeln zu wollen.

Or. Piper.

Zu dieser Berichtigung des Herrn Or. Piper habe
ich zu bemerken: Hätte ich bei Abfassung meines Artikels
in Nr. S des „Burgwarts" die jüngst veröffentlichte
Broschüre Pipers bereirs gekannt, so würde ich den in
der Berichtigung bemängelten passus anders, jedenfalls
etwas deutlicher ausgedrückt haben. Es handelt sich
darum, daß Herr Or. Piper einen fortisicatorischen Ab-
schnitt zwischen Bollwerk und hohem Garren leugnet.

^kachdem schon durch das merkwürdige Unterfangen
Pipers, die Hohkönigsburg mit der Summe von l(XX><)
Mark „erhalten" zu wollen, mir klar geworden, daß Herr
Piper wohl kaum in der Lage sein dürfte, seine rheo-
retische Burgenkenntniß praktisch zu verwerthen, haben
die Einzelheiren jener Broschüre in mir nur die Ueber-
 
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