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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 11
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Mehlis, Christian: "Walahstede", [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0102

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betreffende Gcelle in der Urkunde steht p. Z2Z—Z24 und laucet: ,Gbb3ei3m Ointburek äiLkam in
paZo 8pirZo>ve in eomitalu läeinriei eomiti8 8itam eum omnibu8 3ppenäieii8, boe 68t: ViUi8,
nominatim ?1intbeim et >VaIab8tec1e omnibu^que 36 e38 pertinentibu8."

Beide Vill^e lagen demnach im Speyergau und gehörcen vorher zu dem von dem Galier
Ronrad II. im Iahre IO25 oder lOZO gegründeten Rlofter -Limburg, das im Speyergau gelegen ift. Im
Dotationsbrief vom Iahre IOZ5*) fehlen bei den dort erwahncen ViU^e: Dorenkheim, Wachenheim,
Schifferftadt, Lreudentheim (— Grerhen) die zwei obigen Mrrschaften. Es müssen demnach diese zwei
3ppenäiei3 uncer Raiser ^einrich III., einem Gönner des Rlofters Limburg, an letzteres gekommen
sein. In Urkunden ift in der <^olge von keiner dieser Vili^e mehr die Rede, so daß schon daraus, wie
aus der Tharsache, daß keine beftimmten pertinenti3 in der Urkunde vom Iahre IO95 genannc sind,
hervorzugehen scheinr, daß beide Vi1l3e bald nach obiger Erwahnung zerftört oder verlassen worden
sind. Plintbeim ift bis auf den heutigen Tag unbekannt geblieben. Walahftede — >V3l3be8 8t3tio,
wobei XV3l3bo entweder von dem bekannren Personennamen >V3l3ko oder dem ^.ppell3tivum >V3l3bo —
Kom3nu8, ursprünglich — pereZrinu8, abzuleiten ift. ^) >V3l3bo erscheinc als Eigenname zuerft in einer
Urkunde der IV1onument3 boie3 vom Iahre 9O2, als>V3l3k oder>V3lo schon in karolingischen Belegen des
8. Iahrhundertö^ -^). Ecwas Beftimmtes laßt sich also aus dem Vlamen: Walahftede nichc schließen,
wahrend die Entftehung der Form: „Walftadter Gchlößchen" oder „Waldstatrer Schlößchen"s)
aus Walahftede sprachlich gesichert ift.

Herr Or. Wilser machte den verfasser jüngft darauf aufmerksaur, daß Walahftede (— >V3l3-
borum oder XV3l3be8 8t3tio) eine sachsische Vlamensform sei, die sich dadurch erklart, daß sie zu
Goslar Ln der Raiserpfalz ein sachsischer Gchreiber aufgezeichnet hac. Die frankische Lorm ift:
Walahaftar, die spacere Walftatt oder Walftatten, vergl. -Euftadt, Grünftadr, Hofftatten, Gretten in
der Rheinpfalz. Demnach ift die jetzige Form „Walftatter Schlössel" die correct frankisch-
pfalzische. „Waldburg"dagegen ift nichcs als eine schablonenmaßigeErklarung obiger Vlamensformen.

UI. Lrey (vergl a. G., I. Theil, S. 188) vermucher, daß der Vlame Walahftede ^ Walahftac
— Walftatter Gchlößel mit dem Gaugrafen Walaho in Zusammenhang ftehe, der nach der OriZine8
Uipontiimeff) einem Mönche im Rlofter ^ornbach zwei Hufen „iu vi11i8 Orunbeim (— Bornheim) et
Oontem3ri8tein" zum Geschenke machre. Dies geschah im Iahre 9OO. Dieser Gaugraf Walaho war
zu gleicher Zeit Abc des im Gpeyergau gelegenen Rlofters Hornbach, der Grundung des Pirininius
(vergl. darüber Rarl Lhrift in „Der pfalzer Wald" 1. Iahrg., Vlr. 2Z-: „St. Pirinin zu ^irmasens und
^ornbach"). Walaho scheint bis mindeftens 911 (vergl. ^.et3 3L3äemi36 Vbeoäoro-?3l3tin3e Vom III,
p. 257 und 2Z5) im Speyergau sein Amt verwalret zu haben. Vlach dem ^iftoriker Lrollius war er
von salischem Geschlechcefff). Nnmöglich Lft es nicht, daß dieser Galier Walaho Vleubaucen auf
Walahftac vornahm, wodurch die seit Mitte des 7. Iahrhunderrs brachliegende Burg neues Leben
bekam, bis vielleicht die Ungarn oder eine Lehde ihre Mauern für immer brach. Der Donjon
wenigftens hat nichrs an sich, was seine Benützungszeic über die Wende des I. und 2. Iahrcausends
beweisen könnre.

So dürfcen baugeschichtliche und hiftorische Andeucungen dahin führen, die Entftehungszeir von
Burg Walahftac in das 7. Iahrhundert, ihr Ende spateftens gegen 11OO zu setzen. (Schiuß folgt.)

vergl. IVürdtwein: lVton38tiLon ?n!atinum I, 85, und I. G. Lehinann: Geschichte des Alosters Limburg, 5. 9.

2*) herr Redaeteur Rrollmann hat die Gütc, dein Versasser mitzutheilen: „^alaü ist angelsächsich nicht nur Ligenname
sondern auch Adseetiv. Ivalahstede s— romana statio) könnte daber ganz gut auch bedeuten: „Sitz des welschen" d.h. eines nicht
germanisch, sondern romanisch sprechenden Lserrn. Der versasser muß gestehen, daß diese Interpretation sehr ansprechend und
passend lautet.

s:»») pergl. Förstemann: altdentsches namenbuch t. Band, 1. Ausgabe S. 1229—t2ZO.

f) vergl. A. Becker a. G., 5. ^^9 und !N. Frey a. M., ? Theil, 5. 188.

ff) Tomus I, p. 5S—57.

fff) A. G. p. uo—tU-
 
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