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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 12
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Ebhardt, Bodo: Beiträge zur Beschreibung der Marksburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0114

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kleinen Ramin Ln einer Ecke (Abb. Z), der nach dem Profile der gothischen Zeit angehört, in welcher
der Thurm einen Umbau erfahren haben mag, dem er wohl auch die vielgegliederce Zinnenbekrönung
verdankt; diese Zinnenbekrönung zeigt bei Dilich eine Ueberdachuitg durch Zeltdacher.

^ingewiesen sei noch auf die Scharteit. Außer mehreren Maulscharten rnit Mittelrundloch
am Thorbau, die aus dem l7. Iahrhundert stammen, und einigen Schlüsselscharterr, find fast nur senk-
rechte Schlitze vorhanden. Es erklart fich das wohl aus der Gchwierigkeit, aus den kleinen, schlecht
zu bearbeitenden Bausteinen, Schiefer, Grauwacke und dergleichen, ausgebildete Formen herauszu-
arbeiten. Alle Lonsolsteine, Fenstergewande und dergleichen find denn auch aus Basalt oder seltener
aus Sandstein. Daher ferner auch die Geltenheit von Steinmetzzeichen.

Eine genaue Uncersuchung der Batterien ergab die auch mit Dilichs Angaben übereinstimmende
Thacsache, daß die große Batterie zu zwei verschiedenen Zeiten gebauc Lst; anscheinend spatgochisches,
gut gegliedertes Holzwerk steht neben roh bearbeiteten, von Iohann dem Streitbaren errichteten Theilen,
am dritten Thor innen hat fich noch ein Stück des alten gothischen Wehrganges mic wohl profilircem
Gtil und einem offenen Ramin u. s. w. erhalten. Alles deucec auf einen großen und durchgreifenden
Umbau einer alteren Burg in gothischer Zeit, dem kleinere Arbeiten der Renaissance folgten, bis dann
die Bastionsanlagen des l7. Iahrhundercs der Burg die heutige Gestalt gaben. — Ganz neuerdings
haben die Ausgrabungen noch wieder Fundamente, anscheinend mittelalterlicher Zwingermauern, an der
Vlordseice freigelegt.

Die Ausgrabungen im Bergfried haben die Bestimmung des tiefen Rellergeschosses als Derließ
nachgewiesen, der Einlaß erfolgt durch die noch heute vorhandene Winde (Abb. 4), uncen in dem
brunnenartigen Raum ist eine Aborcanlage sichtbar. Ein langer Gchlitz, der außen hoch über dem
Boden endet, bildete die einzige Zuführung von -Licht und Luft (Abb. ll). Auch Vrunnen und Listerire
find wieder ausgegraben bezw. gereinigt. Ersterer befindet fich noch heuce mit dem Backhaus an der
Gtelle, wo er schon zu Dilichs Zeiten erscheint und jedenfalls von jeher angeordnec war. Auffallend
ist die geringe Tiefe des Brunnens, der wohl nur durch Saminelwasser nach Regengüssen gespeist
wurde. Aus dem 18. Iahrhundert wird gemeldet, daß nach heftigem Schießen das Wasser fich verlief.

Weiterhin stehen hoffentlich noch neue Encdeckungen bevor, nachdem jetzt durch den Auszug
der letzten Bewohner der Marksburg eine gründliche Uncersuchung der am Rhein und gegen Vlorden
liegenden Flügel möglich ist. Wahrend so die Durchforschung des Baues unter s)utz und Tünche
mancherlei Reste und Gpuren einer stattlichen Ausrüstung mit Raminen, vertafelungen, Gewölben und
Wehranlagen aller Art ergab, wahrend fich die Erscheinung der Burg um löOO aus Dilichs sllanen mit
peinlichster Genauigkeit feststellen laßt, haben die gleichfalls fortgesetzten archivalischen Forschungen
fast gar keine altere Nachrichten von Belang, namenclich nichts über den gothischen Bau ergeben; das
ist um so mehr zu beklagen, als auch die altere Litteracur nur fiüchtige Andeucungen biecet.

Grunewald--Berlin. Bodo Ebhardt, Architekt.
 
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