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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 12
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Arntz, Ludwig: Erhaltene Wehrbauten in der Schweiz
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0116

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Wie aus dem Uebersichtsplane ersichclich, hat sich außer der Burgveste, dem Schloßbau (O,

(), 8), an der ^lord-, Gst- und Güdseite der Mauerzug von ^ bis im wehrhafcen Zustande er-

halten, wahrend auf der Seeseite die Werke größtentheils niedergelegt wurden und nun den daran ge-
baucen Wohn- und Wirthschafcsgebauden jüngerer Zeit noch als Uncerbau oder Stützinauer dienen.
Außer den wohlerhaltenen Wehrgangen mit den ursprünglichen Dachformen stehen zur Zeit noch zehn
Thürme der Stadt und drei Thürme des Gchlofses. Das „Thörli" in der Ostmauer (neben dem
guadratischen Thurme bi) wurde neuerdings erweiterc und das „Berner Thor" auf der Vlordseite wurde
im Iahre 1788 als sogenanncer „Zeicglockenthurm" umgestaltet. Die meisten Thürme zeigen noch im
wesentlichen den Baubestand um 1^-76, wahrend die Thürme O und K, sowie ein Theil der Wehr-
gange einen spateren Umbau) aufweisen. Bemerkenswerth Lst u. a. auch der machtige Rirchthurm O,
welcher nachweislich im Iahre 1ö8O bis 1ö8Z errichtet wurde, gleichzeitig mit dem wohlerhaltenen
Glockenstuhl für vier Glocken. (Die anschließende protestanrische Rirche wurde erst in den Iahren
1710 bis 171Z erbaut). DLe meisten Stadtthürme und ein Theil der Wehrgange werden jetzt im Zu-
sammenhang mit verschiedenen Anbamen als Wohn- und Lagerramne benutzt; der bauliche Zustand, im

besonderen bei den
Dachwerken, laßc
nichts zu wünschen
übrig.

Die Bauan-
lage der Burgveste
dience anfangs den
Vögten, spacer den
Bernerischen und
Freiburgischen
Schultheißen als
dienftliche

Wohnung; heuce ist
das Gchloß Gitz des
Mberamtmannes
des Freiburgischen
Seebezirkes, mrd der
einstige Wartthurm
O dient jetzt als Be-
zirksgefangniß.

Abb. ;z. Murren, Uebersichrsplan.

wechselnden Baube-
dürfniß der Zeiten,
hac das Bauwesen
des Schlofses seit
12Z8 manche wand-
lungen durch-
gemacht und noch
in neuererZeit wenig
ansprechende Zusätze
erhalten. Aber alle
veränderungen des
Bestandes in lang-
jähriger Geschichte
haben den statt-
lichen, wehrhafcen
Gesammteindru ck
der Burgveste nicht
zu schädigen ver-
mocht.

Seitdenr vor
Murcen die Eid-

Entsprechend dem

genofsen mit den verbündeten Gtreitern der elsässischen Reichsstände und Reichsstädte ihre Frei-
heit erkämpfc, sind 425 Iahre vergangen: Dieselben Wehrbauten, welche einst Zeugen der
großen Encscheidungskämpfe waren, stehen heuce noch fest und gesichert und werden voraussichtlich
noch lange dem Wetter und seinen rauhen Gesellen trotzen. — Wie anders, wie übel ist dagegen
den meisten Wehrbauten Lm benachbarten Elsaß nütgespielt worden! — BLs auf geringe, oft
spärliche Reste haben die Städte, deren Mannschaft einst bei Murten mrcgefochten, wie Gcraßburg,
Lolmar, Schlettstadt, Raisersberg, Mülhausen, Münster, Gberehnheim, Rosheim rc. ihre wehrhaften
Mauern mcd Thürme eingebüßt und zwar mehr im Frieden, denn in Rriegeszeiten. Und in der -Land-
schaft fristen viele verwahrloste Burgruinen, einst der wohnsitz tüchtiger Lürstengeschlechter, ein kümmerliches
Dasein uird gehen, wenn auch „als Denkmäler klassirt", bei dem Mangel des nothwendigsten Dach-
schutzes unrettbarem Verfalle entgegen. Und in Alt-Deutschland sieht es in dieser Hinsicht kaum viel
befser aus. — was helfen, fragt man sich da, die schönsten Aufnahmen und die genauesterr verzeichnisse
unserer geschichtlichen Baudenkmäler, wenn nicht zur rechten Zeit, d. h., so lange es noch möglich Lst, die
rechnische Hilfe da einsetzt, wo sie am meisten noth thut, wenn wir den erhaltenswerchen Bauwerken
das versagen, was keirr Bau, zumal in unserem Rlima, auf die Dauer entbehren kann, einen ausreichenden,
sachgemäßen Bauschutz. Arntz.
 
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