Nuu iii der Einzelerfouschung einer großcn Zahl von deutschen Lurgen erschließt sich dein Archirekten
ncden den typischen Bauten — dem Bergfried, dem palas, dem Zwinger und Thor — der Reichthuin der in-
dividuellen Formen und die Reihe iener reizvollen Besonderheiren, aus Laune und Oertlichkeit erwachsen, die
immer neue Räthsel geben! Nur in der Specialerforschung einer Summe einzelner Burgen wird die sichere
Grundlage für das Gesammt-Geschichtsbild gcgeben.
So werden, glaube ich, Archirektcn, Ingenieure und Historiker die Lestrebungen unseres Vereins dankbar
begrüßen. wollen wir aber das Verständniß in weitere Rreise tragen, so bedürfen wir aller jener kräftigen Mittel
der Verständigung: der Fachprejse, Ausstellungcn, gelegentlicher Dorträge u. s. w. wir haben in dem vergangenen
winter in Lerlin eine Rcihe von Vorträgen für ein größeres publikum veranstaltct, die sich wachsender Theil-
nahme erfreuten und die Geschichte einzelner Burgen und das Leben des Mittelalters vorführten.
Unser „Burgwart" giebt monatlich ^achrichtcn über Einzelforschungen, Restaurationspläne, gefährdete
Bauten. wir hoffen, ihn durch Urkundenbeilagen noch fruchtbarer )u gestalten.
Eine kleine Ausstellung von Ansichten, plänen und Zeichnungcn, zum
Theil aus der Sammlung von Lodo Ebhardt, zum Theil aus der Mepden-
bauerschen Anstalt, zum Theil von bekannren Verlegern (wilhelm Ernst Sohn,
Ernst waßmuth, L. A. Rrollmann ör Lo. u. a. m.) seien Ihrer gütigen Be-
achtung empfohlen, sie wird noch einige Monare hier bleiben und hoffentlich
bald wiederholt werden.
Soll aber das Interesse wirksam gestaltet werden und sich prakrisch
für die Erhaltung einzelner Burgen bethätigen, so müssen wir mit Rath und
That die Letheiligren unterstützen. wir haben das bisher gethan, nach dem
Maaßc unscrer bescheidenen Mittel. wir verkennen nicht, daß hier eine unserer
wichtigsten Aufgaben liegt. wir können nicht bei allen Burgen den drohenden
Verfall aufhalten, aber wir verlangen eine wissenschafrliche Festlegung des
Vorhandenen und eine Erhalrung des Möglichen. wir werden fördernd und
helfend einrreren, ws die
Mirrel fehlen, werden die
vorhandenen, oft unzweck-
mäßig verwendeten
Summen in die richtigen
wege zu leiten suchen,
wir werden versuchen,
mäßigend einzuwirken,
wo sich die Baulust mit
reichen Mitteln berhätigen
will, denn es kann nicht
unser plan sein, ver-
fallene Burgen wieder auf-
zubauen, wir wollen das
Bestehende erhalten und
schüyen. Ich weiß wohl,
Restauriren und Lonser-
viren sind Schlagworre
des öffentlichen Lebens,
mir denen im praktischen
Falle wenig zu machen ist.
ImEinzelnenhandeltes sich
immer um einen Lompromiß zwischen den praktischen Interessen und dem wunschnachBewahrung deralren Erscheinung.
Unsere Zeit aber will anschauend begreifen, wie sie in die Tiefe steigt und die wirklichen Gräben sehen
will, mit welchen Varus sein Römerlagcr umgeben, so will sie auch eine Anschauung der alten Burgen haben,
um ihre Runst, ihr Leben, ihre Geschichre zu verstehen. wollten wir ganz darauf verzichten, diesen Bestrebungen
nach wiederherstellungen Rechnung zu tragcn, so würden wir uns eines wirksamen Momentcs für unsere
idealen Aufgaben berauben. Es ist aber schon dafür gesorgt, daß die Bäume und Bergfriede nicht in den Himmel
wachsen, denn dazu gehört heidenmäßig viel Geld. wenn wir daher in bescheidenen Grenzen verfahren wollen,
aus der Dcste, in der wir uns befinden, ein stimmungsvolles Bild der Vergangenheit erstehen zu lassen, so stehen
wir damit, si parva lioet Lomponere maxnis, auf demselben Boden wie die Restauratoren der Marienburg und
unserer Dome, an einem großen, wohlerhaltenen Bauwerk das Vergangene darzustellen.
Zu alledem aber wollen wir nichts weiter, als die Liebe zu unserer reichen Geschichte mit Ihnen Allen,
jeder in seinem Rreise, zu nähren und zu beleben, um in Stunden der weihe mit dem Dichter zu reden: „Dorten
will ich still mich scyen und gedenken alter Zeit, alter blühender Geschlechter und vergangener Herrlichkeit."
Abb. 5.
Feftversammlung
auf derMarksburg,
Ansprache des
Bürgermeisters Gchulte
vom l. Dhorgebäude aus.
Sodann ergriff Herr Raiserlicher Regierungsrath ^latz das Wort zu einer Uebersicht über Ent-
wickelung und den Gtand der Vereinigung. Wir brauchen hier nicht naher auf den ausführlichen Bericht
ncden den typischen Bauten — dem Bergfried, dem palas, dem Zwinger und Thor — der Reichthuin der in-
dividuellen Formen und die Reihe iener reizvollen Besonderheiren, aus Laune und Oertlichkeit erwachsen, die
immer neue Räthsel geben! Nur in der Specialerforschung einer Summe einzelner Burgen wird die sichere
Grundlage für das Gesammt-Geschichtsbild gcgeben.
So werden, glaube ich, Archirektcn, Ingenieure und Historiker die Lestrebungen unseres Vereins dankbar
begrüßen. wollen wir aber das Verständniß in weitere Rreise tragen, so bedürfen wir aller jener kräftigen Mittel
der Verständigung: der Fachprejse, Ausstellungcn, gelegentlicher Dorträge u. s. w. wir haben in dem vergangenen
winter in Lerlin eine Rcihe von Vorträgen für ein größeres publikum veranstaltct, die sich wachsender Theil-
nahme erfreuten und die Geschichte einzelner Burgen und das Leben des Mittelalters vorführten.
Unser „Burgwart" giebt monatlich ^achrichtcn über Einzelforschungen, Restaurationspläne, gefährdete
Bauten. wir hoffen, ihn durch Urkundenbeilagen noch fruchtbarer )u gestalten.
Eine kleine Ausstellung von Ansichten, plänen und Zeichnungcn, zum
Theil aus der Sammlung von Lodo Ebhardt, zum Theil aus der Mepden-
bauerschen Anstalt, zum Theil von bekannren Verlegern (wilhelm Ernst Sohn,
Ernst waßmuth, L. A. Rrollmann ör Lo. u. a. m.) seien Ihrer gütigen Be-
achtung empfohlen, sie wird noch einige Monare hier bleiben und hoffentlich
bald wiederholt werden.
Soll aber das Interesse wirksam gestaltet werden und sich prakrisch
für die Erhaltung einzelner Burgen bethätigen, so müssen wir mit Rath und
That die Letheiligren unterstützen. wir haben das bisher gethan, nach dem
Maaßc unscrer bescheidenen Mittel. wir verkennen nicht, daß hier eine unserer
wichtigsten Aufgaben liegt. wir können nicht bei allen Burgen den drohenden
Verfall aufhalten, aber wir verlangen eine wissenschafrliche Festlegung des
Vorhandenen und eine Erhalrung des Möglichen. wir werden fördernd und
helfend einrreren, ws die
Mirrel fehlen, werden die
vorhandenen, oft unzweck-
mäßig verwendeten
Summen in die richtigen
wege zu leiten suchen,
wir werden versuchen,
mäßigend einzuwirken,
wo sich die Baulust mit
reichen Mitteln berhätigen
will, denn es kann nicht
unser plan sein, ver-
fallene Burgen wieder auf-
zubauen, wir wollen das
Bestehende erhalten und
schüyen. Ich weiß wohl,
Restauriren und Lonser-
viren sind Schlagworre
des öffentlichen Lebens,
mir denen im praktischen
Falle wenig zu machen ist.
ImEinzelnenhandeltes sich
immer um einen Lompromiß zwischen den praktischen Interessen und dem wunschnachBewahrung deralren Erscheinung.
Unsere Zeit aber will anschauend begreifen, wie sie in die Tiefe steigt und die wirklichen Gräben sehen
will, mit welchen Varus sein Römerlagcr umgeben, so will sie auch eine Anschauung der alten Burgen haben,
um ihre Runst, ihr Leben, ihre Geschichre zu verstehen. wollten wir ganz darauf verzichten, diesen Bestrebungen
nach wiederherstellungen Rechnung zu tragcn, so würden wir uns eines wirksamen Momentcs für unsere
idealen Aufgaben berauben. Es ist aber schon dafür gesorgt, daß die Bäume und Bergfriede nicht in den Himmel
wachsen, denn dazu gehört heidenmäßig viel Geld. wenn wir daher in bescheidenen Grenzen verfahren wollen,
aus der Dcste, in der wir uns befinden, ein stimmungsvolles Bild der Vergangenheit erstehen zu lassen, so stehen
wir damit, si parva lioet Lomponere maxnis, auf demselben Boden wie die Restauratoren der Marienburg und
unserer Dome, an einem großen, wohlerhaltenen Bauwerk das Vergangene darzustellen.
Zu alledem aber wollen wir nichts weiter, als die Liebe zu unserer reichen Geschichte mit Ihnen Allen,
jeder in seinem Rreise, zu nähren und zu beleben, um in Stunden der weihe mit dem Dichter zu reden: „Dorten
will ich still mich scyen und gedenken alter Zeit, alter blühender Geschlechter und vergangener Herrlichkeit."
Abb. 5.
Feftversammlung
auf derMarksburg,
Ansprache des
Bürgermeisters Gchulte
vom l. Dhorgebäude aus.
Sodann ergriff Herr Raiserlicher Regierungsrath ^latz das Wort zu einer Uebersicht über Ent-
wickelung und den Gtand der Vereinigung. Wir brauchen hier nicht naher auf den ausführlichen Bericht