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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 2.1900-1901

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Nr. 13 u. 14
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Engelmann, U.: Die Verteidigungsbauten der siebenbürgischen Sachsen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31729#0132

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halten werdeii. Wer war zu dieser Aufgabe wohl geeiguecer, als der Demsche, dessen colonisawrische Thatig-
keit in Ungarn sich schon langst in gewaltigen Stadtebaucen bechatigt? Der Rönig rief und viele
kamen, freie Bürger und Bauern vom Vlieder-Rhein, von -Lahn und Sieg, denen der wachsende
Rittertroiz daheim das Leben verbitterce. An den Ufern des Miereschflusses betraten sie nach schier
endloser Wanderung das Land, das ih»ten eine neue, von der ^atur reich bedachte Heimath und eine
schwertgesegnete Zukunft schenken sollte — ist doch seit jenen Tagen, da der reisige Zug der Deutschen
die Ajit an die Urwaldriesen legte, um Platz für Haus und Gaat zu schaffen, der Rampfesruf im
Rarpathenwiitkel nur selten verstummt, und auch jetzt, wo friedliche Zeiten Lm Lande herrschen sollten,
glüht unter trügerischer Asche der Lunke weiter forc. muß doch jetzt der Deutsche sein volksthum
in hartem Rampfe gegen die Unterdrückungsgelüste des entarteten magyarischen Gtammes vertheidigen,
der nicht einsehen will, daß der Deutsche sein einziger Verbündeter gegen die slavisch-romanische Hoch-
ßuth ist, die Ungarn mehr und mehr bedroht.

Der lLharakter eines Volkes spiegelt sich in seinen Bauten wieder, und so hat sich unter
den Sachsen, wie die deutschen Lolonisten bald von den umwohnenden Völkern genannt wurden, ein

Styl entwickelt, an
dessen IViege bittere
^loth und Selbster-
haltungstrieb ihr
LLed gesungen haben.
Seit den ersten An-
fangen der deucschen
Siedelungen, als der
Rumane Ln raschem
Reiteransturm die ver-
haßten Fremdenzu ver-
nichten suchte, bis zu
der Mitte des vorigen
Iahrhundercs, wo auf-
standische Szekler-
schaaren mordend und
brennend das reiche
Land durchzogen, sah
sich der Gachse allein
auf sich und seine harte
Faust angewiesen und
Abb. s. Vertheidigungskieche in wurmloch*). heute ttoch ragen im

ganzen Lande gar stacc-

lich die Rirchenkastelle auf, d. h. wohlbefestigte Gotteshauser, die als Zeichen deutscher Giedelungen
fast keinem sachsischen Dorfe fehlen.

Wie ofc mag wohl der Bauer in den seiner Einwanderung folgenden Iahrhundercen, in denen
das siebenbürger L^and ein Tummelplatz der Viationen, der Mongolen, Türken und U)alachen war,
vor plötzlich hereinbrechenden feindlichen Gcharen mit Weib und Rind aus dem leichtgebaucen Hause
geflüchtet sein, um sich und sein theuerstes Güt Ln der festgegründeten Rirche zu schützen? Erfolgreiche
Vertheidigung gegcn die Heiden im Angesichc des Rreuzes mag dann sehr bald zu einer Umgestaltung
des Gotteshauses geführt haben, wie sie sich in der alten niederfrankischen Heimath der Sachsen nirgends
flndet. Der Rirchthurm nahm von selbst die A^olle des Bergfrieds ein, das -Langhaus der Rirche
verlor an den den Angriffen besonders ausgesetzcen Seiten die hohen Fenster, an deren Gtelle Schieß-
öffnungen tracen; ja selbst das Lhor wurde kriegerischen Zwecken dienstbar gemacht und mit s)ech-
scharten, sowie den weit ausgespannten Dertheidigungsbogen, den Maschikulis, wohl versehen.

Als ein Typus solcher vertheidigungskirchen mag die von Bonnesdorf (Abb. 5) genannt werden.
Der das Gotteshaus flankirende Thurm zeigt die schmalen Gcharten sowie einen wohlerhaltenen Wehr-

*) Abb. 5 u. 6 iiach dem werke von Einil Sigerns, Si'ebenbürgisch-sächsische Burgen mid Airchenkaftelle (s. „Bnrgw." II, No. ^o.)
 
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