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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 1
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Baravalle, Robert: Burg Krems bei Voitsberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0031

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Über den 20 in breiten Graben führte eine steinerne Bogendrücke über zwei
gemauerte Pfeiler. Das mittlere Brückenfeld war als Zugbrücke eingerichtet, die
aber bereits im 17. Jahrhundert durch einen gemauerten Bogen ersetzt wurde.
Der Eingang wird durch ein gewölbtes Tor gebildet. Links vom Eingang erhebt
sich ein Turm, der noch deutliche Brandspuren zeigt. Das Mauerwerk besteht zu-
meist aus Ziegel, nur wenig mit Bruchstein untermischt. Verteidigungsanlagen sind
wohl vorhanden, doch mehr zur Zierde als zu ernstem Zwecke. Der Turm trug
einst eine Uhr und dürfte dem Pförtner zur Wohnung gedient haben. Rechts vom
Eingang an die Umfassungsmauer angebaut lag die Stallung für 20 Pferde.
Dieser Raum ist heute zur Gänze eingestürzt. Die Nordecke der Mauer trug einen
dem Uhrturm gleichen Turm, der nur zur Zierde und zur Erhaltung der Symmetrie
diente und bereits zu Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden war.
Der Weg in die eigentliche Burg führt durch einen schmalen Hof, der links
von einer Umfassungsmauer mit hölzernem Wehrgang, rechts von einer Stütz-
mauer eingefaßt ist. An der Krone der Stützmauer breitete sich ein Garten aus.
Der Pallas des „vorderen Teiles der Feste", die Salzburger Lehen war, ist
durchwegs aus Bruchsteinen mit 1 in dicken Mauern aufgebaut. Eine gewölbte
Einfahrt im Erdgeschosse, dessen Mauern an den Felskegel anschlossen, der den
Bergfried trägt, rechts vom Eingang Küche, Vorratskammern und Mägdezimmer, fneds vom inneren Schloßhos. Im Vor-
Jm ersten und im zweiten Stockwerke je ein Borraum mit 5 Zimmern, bergrund die Repe des alten Pallas,
von denen eins besonders groß als Prunk- und Speisesaal eingerichtet war. So-
weit sich heute feststellen läßt, war der Pallas nicht zur Verteidigung eingerichtet.
Vom Pallas völlig getrennt und nur über den Dachboden erreichbar erhob sich auf einem erhöhten Felsen der
Bergfried, ein unregelmäßiges Sechseck bildend.
Die Mauern, aus schweren Quadern sorgfältig gefügt, haben bis zum ersten Stockwerke eine Stärke von 3 m
und verjüngen sich nach oben. Bis in die Höhe des ersten Stockwerkes führt in der Mauerdicke eine schmale Treppe
empor; in die beiden oberen Stockwerke gelangt mall auf hölzernen Leitern. Der oberste Stock ist mit Zinnen ge-
krönt. Von der Plattform des Turmes bietet sich eine herrliche Fernsicht.
Zur Verteidigung dienen gewöhnliche und Schlüsselschießscharten. Während die nach Norden ziehende Um-
fassungsmauer, die den Burggarten begrenzte, mit Zinnen versehen war, hatte die den Schloßhof nach Westen ab-
schließende Mauer einen hölzernen Wehrgang. Diese Anlage ermöglichte eine Verteidigung in zwei Gliedern
übereinander. Die Ostseite des Schloßhofes, der sich südlich an den Pallas anschloß, wurde von einem verteidigungs-
fahigen Verbindungsgang begrenzt. Im Erdgeschosse bestand der Verbindungsgang aus nach dem Hofe zu
offenen Arkaden, der darüberliegende Gang war ganz gemauert und erhielt nur durch einige Fenster Licht. In
seinem zweiten Drittel war der Verbindungsgang von einem halbrunden, vorspringenden Flankierungsturm
unterbrochen.
An den Verbindungsgang schloß ein weitläufiger Wohntrakt an mit einem starken viereckigen Turme an der
Südwestecke unmittelbar über dem Absturz zun: Kainachtale. In diesem zweistöckigen Trakte befanden sich eine große
Anzahl von Zimmern, eine Küche, Gesinde-
und Vorratskammern.
Die Mauern sind vornehmlich aus
Bruchsteinen, aber nicht so sorgfältig als die
der vorderen Burg hergestellt.
Diese „Hintere Burg" war freies Eigen
und dürfte im 14. Jahrhundert erbaut worden
sein, denn die Belehnungsurkunde des Jah-
res 1403 nennt schon zur Unterscheidung den
älteren Burgteil die „vordere Veste".
Das Trink- und Nntzwasser wurde mit
einer etwa 1 ürn langen Holzröhrenleitung
in die Burg geleitet.
Besondere befestigungstechnischeEinzel-
heiten bietet die Wehranlage nicht. Von
großem Interesse ist nur der ganze Burg-
komplex, der für eine mittelalt erliche Burg
eine bedeutende Ausdehnung zeigt und in
seiner Grundanlage seit dem Ende des
14. Jahrhunderts keine wesentlichen Ände-
rungen erhalten haben dürste. Mb. 10. Burg Krems nach einer Bleistiftzeichnung NN? dein Jahre 1855.
 
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