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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Ebhardt, Bodo: Zum Plan besserer Erhaltung der Burg Hohnstein am Harz
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0107

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Aumplan besserer Erhaltung der Burg Hohnstein am Harz.
Von Bodo Ebhardt.

Um eine bessere Erhaltung der schönen Ruine Hohnstein am Harz in die Wege zu leiten, beauftragte Seine Durchlaucht der Mrst
zil Stolberg-Stolberg den Verfasser, ein Gutachten über den Zustand der Ruine abzugeben und neue Maßnahmen zu deren Erhaltung
und Wiederherstellung vorzuschlagen. Da die damaligen Ausführungen des Verfassers allgemeinem Interesse begegneten und für die Wieder-
herstellung und Erhaltung von Burgen und Ruinen grundsätzliche Bedeutung haben können, folgt hier der Abdruck.

bisherigen Erhaltungsarbeiten an der Burg Hohnstein haben im wesentlichen das Ziel verfolgt, die
Ruinen für den Fremdenverkehr zugänglich zu machen, so daß man die Aussicht gut genießen oder
Mauer und Türme bequem ersteigen konnte. Es wurden für diese Zwecke Veränderungen vorgenommen,
die vom Standpunkt der Denkmalpflege nicht zu verantworten sind.
So wurden Mauern, die unregelmäßige Oberkanten zeigten und nicht selten gerade dadurch
noch deutliche Rückschlüsse auf den ehemaligen Zustand von Zinnen- und Schartenausbildung oder dergleichen ge-
statteten, mit Zement abgedeckt, so daß sie den Beweis für ihre ursprüngliche Form verloren. Das geschah, obwohl
doch die Umrisse umso malerischer und interessanter wirkten, je weniger sie nbgeglichen wurden.
Es wurden neue Treppen und Holz- oder Drahtgeländer eingebaut, ohne Rücksicht auf frühere Verhältnisse.
Ohne Rücksicht auf den früheren Zustand ist am Westende ein Weg durch eine Mauerlücke gelegt und es wurde durch
Ausfüllung der Gräben, z. B. am Haupttor, das alte Bild der Verteidigungsmittel der Burg verwischt.
Maßnahmen für einen bequemen Besuch der Burg lassen sich aber ohne Vermehrung der Kosten auch so ans-
führen, daß der frühere Zustand möglichst gewahrt bleibt. Der Reiz der Ruine wird wesentlich erhöht, wenn die
Aufränmungsarbeiten die ursprünglichen Formen nicht verwischen, sondern im Gegenteil darauf Hinzielen, die inter-
essanten alten Anlagen, z. B. an den verschiedenen Toren, wieder klar vor Augen zu führen. So wird die Bedeutung
der einzelnen Bauteile auch dem unbefangenen Besucher klarer werden.
Zur Zeit sind in der Burg Hohnstein eine Reihe von Mauern durch große Eisenanker gehalten. Die Mauern
neigen sich sowohl in der Vorburg an der sogenannten Kapelle wie an der unteren Burg und auch an der Nordseite
der oberen Burg in einer ganz ungewöhnlichen Weise nach einer Seite über, anscheinend infolge der großen Glut,
die bei der Brandlegung im 17. Jahrhundert entwickelt wurde. Die Erscheinung ist um so merkwürdiger, als der
Zusammenhang der Mauer selbst in sich an diesen Stellen nicht wesentlich gestört zu sein scheint, wie denn auch die
eine der Mauern an der Kapelle auch ohne Verankerung bis heute stehengeblieben ist. Es ist also zu untersuchen,
ob die Verankerungen an der Südmauer der oberen Burg von einem Druck der ausgewichenen Mauer überhaupt
in Anspruch genommen wird oder ob die Verankerung durch eine andere Art der Sicherung der Mauer ersetzt werden
kann.

Die großen freiliegenden Eisenanker können durch Ausdehnung und Zusammenziehung des Eisens bei Wärme-
schwankungen andernfalls u. U. sogar schädlich wirken.
In Farbe und Bearbeitungsweise müssen sich neuverwandte Steine dem vorhandenen Mauerwerk anschließen.
Es ist das bei der Burg Hohnstein leicht zu machen, da unerschöpfliche Mengen von alten Steinen in den großen
Schuttmassen ohne weiteres zur Hand liegen.
Dagegen empfiehlt es sich nicht, so glatte neue Pfeiler und Türgewände usw. auch in Zukunft zu errichten,
wie sie jetzt an der östlichsten Mauer der Oberburg ausgeführt sind.
Es ist zu beachten, daß ein großer Teil der malerischen Wirkung der Burg Hohnstein darauf beruht, daß der
Putz überall, wo er etwa bestand, abgefallen ist und daß die Fugen zwischen den Quadern oder Bruchsteinen oft
3 om oder mehr offen stehen, oder daß der feste Mörtel sogar mehr als der Stein stehengeblieben ist. Beide Er-
scheinungen dienen also der Bildung starker Schlagschatten.
Bei Ausgrabungsarbeiten im Schutt gefundene Architekturteile, z. B. die alten Gewändereste von Scharten,
Türen und Fenstern, liegen jetzt in der Vorbnrg zum Teil lose herum; auch wenn sie nur in kleinen Bruchteilen er-
halten sind, sollten sie baldmöglichst sicher eingemauert werden.
Neu ungezogene Steine sind durch Färben mit einer Mischung aus Zement, Ofenruß und Wasser leicht den
alten ähnlich zu machen. Nach Antrocknen des eben angegebenen Anstrichs ist durch Aberreiben mit Moos oder Gras
ein grüner Ton zu erreichen.
In erster Linie wird in der Burg Hohnstein die Sicherung der oft drohend schief stehenden Mauern angestellt
werden müssen. Dabei ist eine völlige Sicherheit hier nur durch fortlaufende Nnterhältungsarbeiten zu erzielen,
da freistehende Mauern, selbst wenn sie oben gegen Witternngseinflüsse sorgfältig abgedeckt sind, auf die Dauer nur
dann bestehen, wenn bedeutende Stärke den Einflüssen ungünstiger Witterung entgegenwirkt.
Die freistehenden Mauern wurden bisher in der Regel mit einer Schicht von Zement abgedeckt. Meist löst
sich aber der Zement schon in kurzer Zeit von den darunterliegenden Steinen und wird dann durch äußere Einflüsse,
sei es durch Begehen oder durch den Frost des Winters, schnell zerstört. Der Zweck, die Mauern zu sichern, wird
also nicht erreicht. Die Mauern sind mit Zement so nbzudecken, daß nach der Mitte der Mauer eine Mulde entsteht,
die dann mit Rasen belegt wird und für dessen Wurzeln das Regenwasser bewahrt.
 
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