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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Baravalle, Robert: Burg Güssing im Burgenlande
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0095

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der Burgwart
Zeitung öerveeeinigung zur Erhaltung deutscher Burgen
Herausgeber: Professor Boöo Ebharöt, Architekt, Berlin-Grunewalü
Vurgverlag, G.m.b.H., Berlin-Grunewalö
28. Jahrgang ß Oer Burgwart erscheint sechsmal jährlich ^ Bezugspreis 1,50 Mark sür den Vogen - Nnninion
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Burg Güssing im Burgenlande.
Bon Robert Baravalle-Brackenburg.
ür den Freund alter Burgen gibt es außer dem Rheinlande, dem Harz und der Wachau vielleicht kein
herrlicheres Land als das „Burgenland". Hier betritt er jungfräulichen Boden. Die Mehrzahl der
Burgen weist gut erhaltene mittelalterliche Anlagen auf, die heute noch in Benützung stehen.
Durch ihre Lage ist die Burg Güssing im südlichen Bnrgenlande wohl diejenige, die am meisten
die Teilnahme des Burgenfreundes verdient. Leider sind unter der madyarischen Herrschaft die Ver-
bindungen in diesem rein deutschen Gebiete völlig verwahrlost geblieben. Es ist daher auch besonders das südliche
Burgenland einem größeren Fremdenzustrom heute noch nicht gewachsen.
Die Burg Güssing ist die Schwesterburg der steirischen Riegersburg. Wie diese erhebt sie sich auf einem steilen,
teilweise mit senkrechten Wänden abfallenden Basaltkegel fast hundert Meter über das breite, versumpfte Stremtal.
Dadurch, daß der Schloßberg einen fast regelmäßigen Kegel bildet und nur im Süden durch einen tiefen Sattel mit
dem Hügellande verbunden ist, wirkt die Burg mächtiger in ihrer Isoliertheit als die Riegersburg. Durch das bis
zwei Kilometer breite, mit Teichen und Sümpfen erfüllte Tal, das den Burgberg fast auf allen Seiten umschließt,
wird die Lage der Burg noch gehoben. Am West- und Nordhange liegt halbkreisförmig die langgestreckte, nur aus
einer Straße bestehende Stadt um den Schloßberg.
Die Erbauer der Burg haben diese glückliche Lage auf das Trefflichste ausgenützt. Die ursprüngliche Anlage
bildet das gotische Hochschloß mit der gotischen Kirche. Schon die alte Burgenanlage, die allerdings nur den breit
abgeplatteten höchsten Punkt des Berges benützte, war sehr ausgedehnt, da sie auch ein Kloster beherbergte. Im
15. und 16. Jahrhundert wurde das Hochschloß gänzlich umgebaut, nur in den Kellergewölben blieben alte Reste
erhalten. In diesem Zustande, vielwinkelig, ist es noch heute, wenn auch zum Teil als Ruine, erhalten. Die Kirche,
im Osten der Anlage über eine steile Felswand aufragend, ist mit ihrer Achse von Osten nach Westen gestellt und zeigt
rein gotische Formen. Die kleinen Fenster, die noch erhaltenen Kragsteine zum Tragen der längst vermoderten höl-
zernen Wehrgänge und starke Pechnasen zeigen sie als ein in die Verteidigungsfront wohl eingefügtes Bollwerk.
An die Kirche ist nach Nordosten der Bergfried angebaut, dessen ursprüngliche Anlage man infolge der zahllosen Ein-
und Zubauten kaum mehr herausschälen kann. Was von ihm heute als Kirchturm über das andere Mauerwerk auf-
ragt, ist ein Renaissancebau aus der Mitte des 16. Jahrhunderts mit schön geformten Fenstersäulchen. Nach Norden
schließt der alte Pallas an, kühn mit seinen Mauern auf überhängendem Felsen ruhend; er hat seine heutige Gestalt
gleichfalls erst im 16. Jahrhundert erhalten. Nach Osten schließen sich ausgedehnte Bauten an, die heute zum Teile
schon zerfallen sind. Sie dienten ursprünglich zum Teil als Kloster, zum Teil zur Unterbringung der Burgmannen,
später nur mehr als Unterkunft der Soldaten und für Rüstkammern. Die Zugänge zeigen schmale Winkel, Anfänge
der italienischen Befestigungskunst, die auch für den Fall, daß der Gegner bereits in die Burg eingedrungen war,
eine zähe Verteidigung ermöglichten. Das alte Haupttor, in einem mächtigen viereckigen Turme eingelassen, zeigt
heute reiche Renaissanceentwicklung des Portales. Ein später erst geschaffenes Nebentor, das heute den Eingang
bildet, ist mit dem äußeren Burghof durch eine lange Freitreppe verbunden.
Dieser äußere Burghof war von einer weitgespannten Mauer umgeben, die bis zum Steilabfall reichte und
von einem etwa zehn Meter langen, gotischen Spitzbogentor, das teilweise in den gewachsenen Fels hinabreichte,
 
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