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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 2
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0062

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Burgenschau

Versteigerung der Großherzogl. Gewehrsammlung
Ettersburg.
Für den 2. August war in Luzern eine Versteigerung angesetzt,
die die weitestgehende Teilnahme aller Freunde deutscher Kunst-
übung beansprucht, insbesondere aller Freunde der Waffenkunde.
Die Firmen Fischer, Luzern, und Kahlert, Berlin, versandten dazu
einen reich mit Bildern versehenen und vorzüglich verfaßten Katalog
von Or. Binder. Es handelt sich um die Versteigerung der im ehe-
mals großherzoglichen Schloß Ettersburg bei Weimar unter-
gebrachten Gewehrsammlung.
Herr vr. Binder sagt in seiner Vorrede: „Nur wenige solcher
fürstlichen Sammlungen haben sich bis auf unsere Zeit erhalten;
eine der köstlichsten . . . geht nun ihrer Auflösung entgegen. Was
hier vorliegt, sind die Hauptstücke der berühmten Gewehrgalerie
der Herzöge von Sachsen-Weimar. Bis vor kurzem waren diese
Gewehre in den Sälen der Ettersburg ansgestellt. Und wie sorglich
hat die Achtsamkeit von vier Jahrhunderten diese Stücke gehegt
und gepflegt! Die Läufe und Schlösser sämtlicher Gewehre sind
spiegelblank, die geschnittenen Schäfte mit ihren Einlagen in Bein,
Perlmutter, Schildpatt, Gold und Silber, ihre Ätzungen und
Gravierungen sind so wohl erhalten und frisch, als ob sie erst vor
kurzem die Werkstatt des Meisters verlassen hätten. Viele der
bekannten Büchsenmacher, durch Namen oder Marke erkenntlich,
sind mit hervorragenden Werken vertreten; eine Beschreibung
würde den Rahmen dieses kurzen Geleitwortes sprengen."
Wir haben in der Tagespresse nicht gehört, daß das deutsche
öffentliche Gewissen sich gegen den Verlust künstlerischen National-
eigentums ausgesprochen hat, während man doch hätte erwarteil
sollen, daß ein entrüsteter Widerspruch durch alle deutschen Zeitungen
gegangen wäre, wenn solche Kunstschätze, so einheitlich wie diese
und so unersätzlich im Ausland versteigert werden. Das wäre vor
dem November 1918 schlechterdings unmöglich gewesen. Wir
stehen auch hier vor einem Külturersolg der Enteignung der Fürsten,
der sich vielen anderen anschließt.
Leider muß man auch weiterhin erwarten, daß es bei der
heutigen Staatsform ganz unmöglich ist, die vielen kleinen Mittel-
punkte der Pflege von Kunst und Wissenschaft, die Deutschland
vor dem Umsturz besaß, auch nur entfernt im alten Umfang wirksam
zu erhalten.
Das Germanische Museum in Nürnberg
hat festliche Tage hinter sich. Am 17. und 18. August hatten sich
zur Feier des 75jährigen Jubiläums der vaterländischen Anstalt
zahlreiche Freunde und Förderer von nah und fern in Nürnberg
eingefunden. Eingeleitet wurde die Feier nach Abhaltung der
Jahresversammlung des Verwältungsrates mit einem Begrüßungs-
abend und einem von einem Beamten des Museums (Konservator
vr. Heinrich Höhn) verfaßten Festspiel. Am 18. August folgte
in der ältehrwürdigen Kartäuserkirche, die ja den würdigen und
weihevollen Mittelpunkt des gesamten Museumskomplexes bildet,
der eigentliche Festakt, bei dem zahlreiche, warm empfundene,
das Museum hoch ehrende Glückwünsche überbracht und kostbare
Jubiläumsgeschenke überwiesen wurden. Ein Rundgang der mehr
als 300 Teilnehmer an der erhebenden, auch durch Hciydnsche und
Mozartsche Musik verschönten Feier schloß sich an, und ein von der
Stadt Nürnberg im großen Rathaussaale dargebotenes Festmahl
beendete die Feier. Hier, wo Albrecht Dürers berühmte Fresken
auf die Versammlung herabschimmerten und -grüßten, wurde
noch eine ganze Reihe von Trinksprüchen, darunter auch ein solcher
im Namen der Ausländsdeutschen (Pastor Lasse! aus Kronstadt
in Siebenbürgen) gehalten, die alle in dem Wunsche gipfelten,
es möchte das Germanische Museum, dieses helleuchtende Symbol
deutscher Einheit und Einigkeit, in seiner kraftvollen Entfaltung,
seiner trotz aller Unbilden der Zeit mächtig fortschreitenden Ent-
wicklung dauernd und in immer steigendem Maße aus allen Kreisen

der Bevölkerung, zumal durch Erwerbung der Mitgliedschaft, tat-
kräftigste Förderung erfahren. Den Festteilnehmern wurde eine
von Professor Pöhlmann entworfene Jubiläumsmedaille sowie
eine von Hauptkonservator Professor Di-. Fritz Traugott
Schulz verfaßte, reichillustrierte Festschrift überreicht, die die Ent-
wicklung des Germanischen Museums in den letzten 25 Jahren
schildert. Letztere wird an alle Mitglieder des Germanischen
Museums als Dank für ihre der Anstalt erwiesene Unterstützung
verteilt.
Burgruine Rosegg in Kärnten gefährdet.
Von einem Teilnehmer an der diesjährigen Burgenfahrt, der
nach Beendigung der Fahrt die der Allgemeinheit unzugängliche
Ruine Rosegg besuchen durfte, wird uns geschrieben:
Die schon 883 unter dem Namen Rase genannte Ruine Rosegg
in Kärnten, die im Rosental, früher Rasental, liegt und eine untere
Vorburg und eine 5—8 in höhere Hauptburg aufweist, befindet
sich in einem trostlosen Zustande, wenngleich die Mantelmauern,
die Zwingmauern und einzelne Gebäudereste den Umfang der
Anlage noch gut erkennen lassen. Insonderheit ist der einzige hoch-
ragende Rest der Burganlage, der seitlich des jetzt ein Trümmermeer
bildenden Torhauses stehende Turm durch den im diesjährigen
Frühjahr erfolgten Einsturz der umstehenden Torgebäudereste
stark gefährdet, indem er, seines seitlichen Haltes beraubt, namentlich
im oberen Teile klaffende Risse und Spalten anfweist und außerdem
sich die eine Seitenwand handbreit von der anstoßenden Wand
loszulösen beginnt. Durch einige Traversen und Bänder, sowie
durch Anker könnte dieses Bauwerk, namentlich wenn ein Notdach
den Eintritt der Feuchtigkeit in das Innere verwehrt, noch viele
Jahrzehnte der Umgegend erhalten bleiben, andernfalls es keine
zwei Winter mehr standhält.
Dieser hundert Meter über der Drau gelegene, noch immer
etwa 20—25 in hohe und 6—8 m breite Turm ist auch die Erhaltung
wert. Jedoch müßte bald etwas geschehen. Ragt doch dieser Turm
mit der waldigen Umgebung des Tiergartens ein malerisches
Bild darbietend, wie ein stummer, ernster Mahner an die alte
Ritterzeit aus dem Waldesdunkel hervor, grüßt hinüber nach der
Draubrücke im Rosental, hinüber nach der Hollenburg, den Zeugen
ruhmreicher Abwehrkämpfe aus den Januartagen 1925 und er-
innert die Gegenwart daran, daß schon oft zu alten Zeiten die
Burg Rosegg mit der Hollenburg und der weiter nach dem Gebirge
zu bei St. Jakob gelegenen Burg Altensaß eine Verteidigungskette
gegen welsche und slawische Überfälle gebildet haben mag.
Sollte der oft erprobte Kärntner Heimatsinn nicht auch diesmal
Mittel und Wege finden, im Verein mit dem Grundherrn diesen
ragenden Zeugen ruhmreicher Vergangenheit zu retten?"
C. W.
Schloß Idstein im Taunus.
Die Stadt Idstein steht mit der Preußischen Domänenver-
waltung, die Eigentümerin des Schlosses Idstein ist, wegen Ankauf
des Schlosses in Unterhandlungen. Es ist beabsichtigt, in den
Räumlichkeiten nach deren Wiederherstellung die Volks- und
Mittelschule unterzubringen. Der Provinzialverband der Eltern-
beiräte verhandelt mit der Stadt Idstein wegen Vermietung
einzelner Räume des Schlosses.
Die Frankenburg bei Werden.
Im Herbst 1921 wurde eine Probegrabung auf der Frankenburg
bei Werden durch die Direktion des Museums der Stadt Essen
für Natur- und Völkerkunde vorgenommen und sodann der ganze
Umfang der Anlage von Juni 1923 bis Ostern 1927 festgestellt.
Es handelt sich um eine große Anlage (Alte Burg) und eine
kleinere Burg auf dem Pastoratsberge, die Herrenburg (?), und
um Zwischenbefestigungen. Weitere Grabungen im Innern der
Burg sind für die nächsten Jahre vorgesehen.

Verantwortlicher Schriftleiter: Geh. Hofbaurat Prof. Bodo Ebharvt, Berlin-Grunewald. — Verlag: Burgverlag, G. m. b. H.. Berlin-Grunewald
Druck: Spamerlche Buchdruckerei, Leipzig.
 
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