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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Doering, Oskar: Burgenzeichnungen Franz von Poccis
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0101

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Abb. 67. Erste Burgenzeichnung Franz von Poccis.


Burgenzeichnungen Franz von poccis.
Von Or. O. Dc> ering.
Hu den originellsten Persönlichkeiten Münchens im vorigen Jahrhundert gehörte der Graf Franz von
Pocci. Noch heute, mehr als 50 Jahre nach seinem Tode —- Pocci starb 1876 — kennt jedes Kind
den Namen dieses Mannes. Haben doch seine lustigen Kasperlkomödien eine schier unverwüstliche
Lebenskraft. Sie bilden aber nur einen geringen Teil seines Gesamtwertes. Pocci verfaßte auch
Volksstücke, war ein Karikaturenkünstler trefflichster Art, war bedeutend als Maler, als Sänger, als
Komponist, als Schauspieler im häuslichen Kreise, ja sogar als Holzschnitzer. Er machte Texte und Zeichnungen für
Bilderbücher, schuf Krippenbilder, lieferte fein durchgeistigte Illustrationen zu Kinder-, Studenten-, Soldaten- und
Volksliedern, zu Märchen und Sagen. Strahlende Heiterkeit wechselt mit tiefstem Ernste. Hat doch Pocci sogar
Totentänze entworfen. Dabei war er „Obermnsiktheaterintendant", königl. Oberstkämmerer und (seit 1830) Cere-
monienmeister am Münchener Hofe.
Franz von Pocci wurde 1807 in München geboren. Italienischer Herkunft war seine Familie, die einem alten
Adelsgeschlechte aus Viterbo angehörte. 1781 war sein Vater Fabricius an den Hof des Kurfürsten Karl Theodor
gekommen und dort in der Pagerie erzogen worden. Franz v. Poccis Mutter war eine Freiin v. Posch aus Dresden,
eine feinsinnige Dame, die sich in München zu einer tüchtigen Zeichnerin und Landschaftsmalerin ausgebildet hatte.
Ihr Talent hat der Sohn geerbt, im Studium bei Stiglmayr und Schlotthauer sowie vor der Natur in Starnberg
und Dachau es ausgebildet. Als Berufsfach aber erwählte er die Rechtswissenschaften.
Trotz seiner fremdländischen Abkunft ist Franz v. Pocci in seinem Fühlen, Denken und Schaffen immer ein
echter Deutscher gewesen. Er sagt von sich selbst:

Welsches Blut in meinen Adern,
Hab' ich doch ein deutsches Herz,
Das mit deutscher Treue schauet
Rein und lauter himmelwärts.
Adel der Gesinnung, sittliche Festigkeit, tief religiöses Empfinden verbanden sich mit dieser Liebe zum deutschen
Vaterlande. Aus seinen Werken spricht unerschöpfliche Phantasie, eine entzückende Naivität, ein klares, warmes
 
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