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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Burgenschau
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103

Burgenschau.

Mitteilung der Vereinigung zur Erhaltung deut-
scher Burgen.
In der außerordentlichen Hauptversammlung der Vereinigung
zur Erhaltung deutscher Burgen am 17. November 1927 wurden
Seine Durchlaucht der Fürst Alexander zu Dohna-Schlobitten und
Seine Exzellenz Herr Minister von Dirksen zu Ehrenmitgliedern
gewählt. Auf die Mitteilung von dieser Wahl richtete Seine Ex-
zellenz von Dirksen an den ersten Vorsitzenden der Vereinigung
das folgende Schreiben vom 17. November 1927:
„Es war mir eine große Freude, aus Ihren so freundlichen
Worten zu entnehmen, daß Sie mit den Mitgliedern des Haupt-
vorstandes meiner so warm gedachten und durch die Verleihung
der Ehrenmitgliedschaft diesen Gefühlen einen so ehrenvollen
Ausdruck verliehen haben. In den bald dreißig Jahren meiner
Zugehörigkeit zum Burgenverein habe ich das Erstarken dieser
Vereinigung zu einem in dieser Art einzigartigen Verein mit
stolzer Genugtuung beobachtet. Möchte auch in Zukunft dieser
Verein unter einem tatkräftigen Leiter das Erbe der Väter wahren
und neue Lorbeeren erwerben — dies ist der Wunsch, mit dem ich
die mir angetragene Ehrenmitgliedschaft annehme."
Das Salzwedeler Tor in Gardelegen.
Das Sälzwedeler Tor in Gardelegen, das mit seinem schönen,
in norddeutscher Backsteingotik hochaufragenden Tordurchgana, der
zwischen zwei massige, niedrige Türme eingekeilt ist, ist einer gründ-
lichen Wiederherstellung unterzogen worden.
Die Ortenburg im Elsaß.
Die Ortenburg im Elsaß geht, wenn sich keine rettende Hand
regt, ihrem allmählichen Verfall entgegen. Die Brücke, über die
der einzige Zugang zur Burg führt, ist bereits fast ganz unbrauchbar.
Burg Montclair (Saargebiet).
Wie uns die Besitzerin der Burg Montclair, Frau vr. Roger
von Boch, mitteilen läßt, werden an der Burg die allernotwendigsten
Arbeiten ausgeführt, um einen weiteren Verfall zu verhüten.
Eine vollständige Wiederherstellung, wie sie erwünscht und von
der Besitzerin auch geplant ist, scheitert an der trostlosen finanziellen
Lage im Saargebiet, die die traurigen Verhältnisse im Reich noch
übertrifft.
Ruine Boxberg Ln Baden.
Im Frühjahr 1927 sind auf Veranlassung des Verschönerungs-
vereins in Boxberg weitere Teile der Ruine freigelegt und die
zur Erhaltung der vorhandenen Mauern und Gewölbe notwendigen
Arbeiten durchgeführt worden. Da die zur Verfügung stehenden
Mittel erschöpft waren, mußten die Arbeiten eingestellt werden.
Ruine Fockenberg bei Berlebeck.
Da die Ruine Falkenberg im Teutoburger Wälde immer mehr
zu verfallen drohte, hatte es der Verschönerungsverein in Berle-
heck unternommen, den Bergfried aus den umgebenden hohen
Schutthaufen freizulegen. Die dabei zutage geförderten zahlreichen
behauenen Steine wurden sogleich wieder zur Instandsetzung und
teilweisen Erhöhung des Bergfrieds benutzt.
Die Falkenbnrg, früher der Falkenberg, liegt oberhalb von
Berlebeck im Teutoburger Walde. Bernhard II., edler Herr zur
Lippe, hat das Schloß Falkenberg am Ende des 12. Jahrhunderts
erbaut. Bernhard XI. zur Lippe hat im Jahre 1404 den Herzog
Heinrich zu Lüneburg lange Zeit in der Burg gefangen gehalten
und endlich gegen hohe Auslösung sreigegeben. Im Jahre 1447
(Soester Fehde), als die Kölnischen Soldaten des Erzbischofs
zusammen mit den Böhmen unter Herzog Wilhelm zu Sachsen
fast alle festen Plätze Einnahmen, widerstand nur der Falkenberg.

Im 15. Jahrhundert wurde die Burg durch Feuer zerstört, aber
von Bernhard VII. wieder anfgebaut. Graf Simon VI. ließ dort
einen geräumigen Bau errichten, um hier dauernd Wohnsitz zu
nehmen. Der Bau wurde aber nicht benutzt und die Burg zerfiel.
Vor etwa 130 Jahren soll sie abgebrochen worden sein. Vor un-
gefähr 40 Jahren sind die Fundamente freigelegt worden.
Zwei Harzschlösser als Heimatmuseen (Quedlin-
burg und Harzgerode).
Das alte Quedlinburger Schloß, das jahrhundertelang Sitz
des berühmten Stiftes war und die Ruhestätte des sächsischen
Kaisergeschlechts birgt, wird jetzt nach langen Verhandlungen von
der preußischen Regierung der Stadt Quedlinburg überlassen,
die in den zur Zeit leerstehenden Räumen ein Heimatmuseum
einrichten will. Schon vor 90 Jahren war im Schlosse die Stadt-
bibliothek untergebracht (die zur Zeit ebenso wie das ganz un-
geordnete Stadtarchiv sachgemäß geordnet wird), und die reichen
Bestände des Heimatmuseums füllen zur Zeit in unzweckmäßiger
Lagerung einen Anbau des Klopstockhanses am Fuße des Schlosses.
Die Regierung hat der Stadt die Genehmigung zu einer Lotterie
über 60000 RM. für 1928 erteilt, um die notwendigen Aus-
besserungs- und Wiederherstellungsarbeiten vornehmen zu können.
Diese Summe reicht für die erforderlichen Aufwendungen bei
weitem nicht aus.
In nächster Nähe Quedlinburgs liegt im anhältischen Harz-
hochland inmitten der freundlichen Bergstadt Harzgerode das
wohlerhältene Schloß der Anhalt-Bernburger Fürsten, das eine
Zeitlang den Mitgliedern einer Seitenlinie dieses Fürstenhauses
als Wohnsitz diente. Wahrscheinlich ist es, wie neuerliche Fest-
stellungen vermuten lassen, nach Plänen des bekannten Kriegs-
und Schloßbaumeisters Linar von Peter Ninron erbaut. Der
massige Bau ist weder durch Um- noch Anbauten entstellt und
zeigt das charakteristische Bild einer Schloßanlage des 16. Jahr-
hunderts. (Einen Teil der Räume hatte bereits 1921 der anhaltische
Staat der Stadt zu Museumszwecken zugesagt, da sich schon eine
wertvolle Harzer Mineraliensammlung, eine Eiersammlung,Wilderer-
waffensammlung u. a. im Schlosse befanden. Der Ausbau dieser
Sammlungen, vor allem mit den noch in reichem Maße vorhandenen
Erinnerungen des anhältischen Harzer Bergbaues, dürfte das
Harzgeroder Schloß, das über dem ersten Brunnenbad des Harzes,
Alexisbad, in landschaftlich reizvollster Lage liegt, ganz besonders
geeignet als Museum des anhältischen Harzes machen. Da sich
verschiedene einflußreiche Persönlichkeiten und Vereine in der
Öffentlichkeit stark für diesen Gedanken Einsetzen, dürfte in abseh-
barer Zeit der Plan Gestalt gewinnen. Übrigens liegt eine knappe
Stunde entfernt die alte Stammburg „Anhalt" der Askanier im
Selketale. Friedrich Dietert.
Schloß Griesheim an der 2lm.
Schloß Griesheim an der Ilm in Thüringen ist um 1100 erbaut,
als erster Burgsasse wird 1133 Widelo de Grizheim genannt. Im
Bauernkrieg am 1. Mai 1525 fiel der Edelhof Griesheim der
Brandschatzung anheim. Ob und wie lange er dann wüst gelegen
hat, entzieht sich der Kenntnis, jedenfalls deutet die heutige Ge-
stalt des Schlosses, ein Renaissancebau, auf seine Wiederher-
stellung um Ende des 16. Jahrhunderts hin. Die Familie von
Griesheim hat bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts hier ge-
sessen — Wolf Melchior von Griesheim war der letzte einer
langen Reihe von Schülern seines Namens im Arnstädter Gym-
nasium und verließ dasselbe 1680. Um 1700 geht Schloß und
Gut in den Besitz eines Kammerherrn von Lindenfels über,
welcher eine völlige Renovierung vorgenommen zu haben scheint,
einige noch vorhandene schöne Majolikaöfen stammen aus
dieser Zeit. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts sitzen die von
Hoheneck hier, von welchen es 1833 die Hofkammer zu Schwarz-
burg-Rudolstadt erwirbt. Seitdem war das Schloß verlassen,
ein Schlupfwinkel für Mäuse, Dohlen und Käuze. Im Jahre 1922
war es möglich die Staatsregierung für die Wiederherstellung
zu erwärmen, die dann auch bis 1923 durchgeführt wurde, und
seitdem steht es dem derzeitigen Pächter des Staatsgutes zur
Verfügung als Wohnung.
 
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