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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 3/4
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Haus Weitmar in Bochum
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Ginhart, Karl: Die Burgen und Schlösser in der Umgebung St. Veits
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0071

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heute besitzt. Das Fideikommiß Haus Weitmar ist aufgelöst, seitdem der letzte Inhaber Kammerherr Ludwig von
Berswordt-Wallrabe im Frühjahr dieses Jahres verstorben ist. Der Charakter des Schlosses Weitmar als ehe-
malige Wasserburg ist noch heute erkennbar. Es ruht auf Pfahlrosten. Der älteste Teil des im Renaissancestil
gehaltenen stattlichen Gebäudes ist an die 900 Jahre alt. Vor einigen Jahren vernichtete ein Brand das
obere Geschoß; es ist aber wieder erneuert worden. Die umfangreiche Bibliothek des Schlosses birgt wertvolle
Urkunden. Die große Halle im Erdgeschoß weist prächtige Jagdtrophäen auf, darunter einen mächtigen Wildeberkopf.
Das letzte Wildschwein in dem nahen, zum Schloß gehörigen Weitmarer Wald wurde 1750 erlegt.

Die Burgen und Schlösser Ln der Umgebung St. Veits.
Von Karl Gin hart.


ch der näheren Umgebung der Stadt Veit in Kärnten, die 1131 zuerst als Weiler, 1199 als Markt urkund-
lich erwähnt wird, im 13. Jahrhundert Hauptstadt des Landes wurde und dies bis 1518 blieb, erheben
sich eine große Anzahl von Burgen und Schlössern, es sind ihrer über zwei Dutzend. Der Grund für
dieses dichte Vorkommen liegt in der früh erlangten politischen Bedeutsamkeit des Ortes, in dem. der
§2128!^ Herzog seinen Palast hatte und zeitweilig Hof hielt. Schon 1147 ist von den Burgen die Rede, die der
Bamberger Bischof Eberhard II zusammen mit dem Hofe St. Veit vom Markgrafen Engilbert kauft. Im 13. Jahr-
hundert wird St. Veit ein kulturelles Zentrum von besonderer Bedeutsamkeit, im 14. und 15. Jahrhundert ver-
schieben sich zwar die wirtschaftlichen Kräfte in der Stadt, an Stelle des Fürsten gibt immer stärker das Bürgertum
den Ausschlag, aber das Rittertum auf den Burgen in der Umgebung sieht keinen Anlaß, die ererbten Sitze zu ver-
lassen und übt nach wie vor als Grund- und Gerichtsherr der bäuerlichen Untertanen seine Vorrechte aus. Die St. Bei-
ter Burgen reichen von der romanischen Zeit des 11. bis 13. Jahrhunderts bis in die Zeit der späten Gotik des 16. Jahr-
hunderts und werden dann von den festen Schlössern abgelöst.
Die romanischen Berchfrite, d. h. bewohnbaren, starkwandigen und mehrgeschossigen Wehrtürme, wie sie uns
in prächtigen Beispielen in Freiberg, Karlsberg, Kreig, Gradenegg, Liebenfels, Hardegg, Alt-Liemberg, Schaum-
burg und Glanegg begegnen, sind heute durchweg Ruinen, nur der runde Berchfrit von Frauenstein wurde in die
Wasserburg des 16. Jahrhunderts einbezogen und blieb daher erhalten. Doch ragen die mächtigen, in ausgezeichneter
Technik errichteten Gemäuer dieser Wehrtürme, die im Obergeschoß das nur durch eine Leiter erreichbare Einsteig-
loch hatten, vielfach noch in ansehnlicher Höhe empor, es fehlen bloß die hölzernen Zwischenböden. Die Wohnkultur
war eine geringe. Die Ausgestaltung der Türme ist von höchster Einfachheit, ein gekuppeltes Steinsenster mit eurer
marmornen Zwischensäule wie am Berchfrit von Glanegg fällt bereits auf. — In der Gotik (2. Hälfte des
13. bis 1. Drittel des 16. Jahr-
hunderts) steigern sich die Wohn-
ansprüche, zugleich bedingt der
Wandel in der Angrifsstechnik, vor
allem die immer häufigere An-
wendung von Feuerwaffen seit dem
14. Jahrhundert eine grundsätzliche
Änderung im Burgenbau. Berch-
srite werden nicht mehr errichtet.
Die alten läßt man freilich zumeist
bestehen, fügt ihnen aber einen be-
quemeren und stattlicheren Wohn-
bau, den Palas bei, außerdem einige
Wirtschaftsgebäude, schließt alles
um einen Hof zusammen und um-
gibt das Ganze mit starken, hohen
Zinnenmauern. An deren Ecken
springen Türme vor, so daß man den
Angreifer von der Flanke fassen
kann. Von solchen gotischen Burgen
sind das herrliche Frauenstein und
der Mittelteil von Mannsberg gut
erhalten; Niederkreig, Nußberg und
Taggenbrunn sind heute Ruinen.—
Die steigende Verwendung von Abb. 37. Schloß Weyer von Süd.
 
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