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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 3/4
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Hach, Otto: Burgruine Tost O/S.
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Sieghardt, August: Die ehemalige Burg zu Rothenburg o.T.
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0085

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63

gleichen in dem östlich
anliegenden Raume, in
welchem auch ein roter
Marmorkamin mit barocken
Formen vorhanden ist.
Graf Friedrich Wilhelm
vonPos ad owski riet sei-
ner Schwester:
Sieh dort auf dem
Hügel das Schloß, Türme,
Trophäen der Zeit. Und
so unzählbar wie Sterne
Fenster mit Steinkunst be-
kränzt! Sieh durch das
eichene Tor sprudelndes
Wasser; es springt hoch des
Gartens Fontäne. Schlän-
gelnde Gänge von Gras,
Taxus und Buxbnum be-
kränzt, Orangerien von
Rom!
Heute ragen nur
zwei Tore, die Umfassungs-
mauern, der Bergfried,
Reste des Palas und der
Burgkapelle als Zeugen
der vergangenen Herr-
lichkeit empor; den Burg-
hof deckt magerer Rasen; Strauchwerk wurzelt in den Mauern, und die Hänge des Berges sind mit Bäumen und
dichten Büschen bestanden. Und doch macht das Ganze als Ruine einen mächtigen, überwältigenden Eindruck; man
mag von unten, von der Mühle herauf kommen und die gewaltigen Mauern und Pfeiler aus Findlingen, Grauwacke,
Kalkstein und Ziegeln erblicken, oder von der Stadt kommend vor dem wuchtigen, mit barocken Trommelsäulen
und durchbrochenem Giebelbogen geschmückten Tore stehen und die Inschrift (DÜ0NÜÜ4. 1666 lesen!

Die ehemalige Burg zu Rothenburg o. T.
Von August Sieg har dt, Nürnberg.
othenbnrg, die nüttelalterliche Siedlung an der Tauber, ist architektonisch und baukünstlerisch — im
altertümlichen Sinne — eine der reizvollsten Städte Deutschlands. Das ist schon hundertmal geschrieben
und noch viel öfter ausgesprochen worden, mit so viel Gründlichkeit und Begeisterung, daß es eigentlich
schwerfallen müßte, über diese herrliche deutsche Stadt noch etwas Neues zu sagen. Ebenso reich und
mannigfaltig wie ihr Bild ist auch ihre Geschichte, in deren Mittelpunkt in der Regel der berühmte „Meister-
trunk" gestellt wird. Beim Nennen des Namens der Stadt drängt sich uns wohl unwillkürlich die Meinung auf,
daß hier auch eine Burg, vielleicht die „rote Burg" stehen müßte bzw. gestanden habe. Letzteres trifft denn auch zu.
Rothenburg besaß früher eine großartige Burg, eine Doppelburg sogar, die in der Frühgeschichte der Stadt eine
nicht unerhebliche Rolle spielte und von der heute leider nur mehr kümmerliche Reste vorhanden sind, die inan nicht
einmal als „Ruinen" bezeichnen kann.
Der Platz, auf dem die Burg sich erhob, und dessen Umrandung mit einer noch heute sichtbaren Mauer um-
geben ist, ist das westliche Ende der Höhe, auf der sich die Stadt ausbreitet, ein vorspringender, halbkreisförmiger
Kegel, um den sich das Tauberflüßchen in weitem Bogen herumschlängelt. Der Fremde, der vom Marktplatz aus durch
die Herrengasse mit ihren stolzen Patrizierhäusern und an der Franziskanerklosterkirche vorüber durch das malerische
Burgtor dem Burgplatz zuschreitet, ist zunächst überrascht durch das wundervolle Landschastsbild, das sich ihm hier
erschließt und das zu den schönsten gehört in Franken. Denn einen Blick, wie man ihn von hier aus nach drei Seiten
ins Taubertal genießt, findet man nicht leicht wieder. Er bleibt unvergessen für jeden, der diese Stätte zum erstenmal
betritt, auch für den, der hierhergekommen, um nach der Burg von Rothenburg Ausschau zu halten.
Sie ist nicht mehr, die alte Veste der Hohenstaufischen Herzöge. Da wo ihre Mauern und Türme ragten, breiten
sich gepflegte Anlagen aus, die lebhaft an jene in der Kaiserpfalz zu Gelnhausen erinnern und in denen sich das meist
 
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