Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

DOI Heft:
Nr. 5/6
DOI Artikel:
Ebhardt, Bodo: Zum Plan besserer Erhaltung der Burg Hohnstein am Harz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0108

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
86


Abb. 74. Burg Hohnstein, Skizze der wahrscheinlichen Massenverteilung vom Verfasser.
Man kann dagegen die obersten Schichten der Mauer abtragen, eine Isolierschicht einlegen und dann zum
Schutze dieser Isolierschicht wieder mehrere Schichten aufmauern. Auf große Sorgfalt ist aber nur dann zu rechnen,
wenn eine fachverständige Aufsicht fortwährend zur Hand ist. Es wird sich aber mehr empfehlen, grundsätzlich die
Oberflächen der Mauern, selbst wenn sie zerklüftet und trümmerhaft sind, vollständig im alten Zustande zu lasset:,
dieselbe nicht durch einfaches oberflächliches Verschmieren der Fugen mit Zement in ihrem Aussehen zu verderben,
sondern zu versuchen, in das Innere der Mauer hinein, nach sorgfältiger Auswaschung mit klarem Wasser, neuen
Mörtel durch Vergießen einzuführen. Stets ist bei der Abdeckung darauf zu sehen, daß selbst bei unregelmäßiger
Oberfläche durch sachgemäßes Ausstreichen mit Goudron oder Asphalt das Wasser schnell von der Oberfläche ab-
geführt wird, und zwar, wenn größere Massen Zusammenkommen, womöglich über vorstehende Steine mit Wasser-
nasen, die verhindern, daß das Wasser an der Mauer herunterläuft.
Zum Mörtel ist am besten ein Material zu verwenden, das nicht treibt, ein guter Schwarzkalk oder ein dem
ehemals verwendeten ähnlicher Gipsmörtel. Nach vollendetem Ausgießen erfolgt sorgfältiges Verstreichen aller
Fugen mit schmalen Fugenkellen, wobei dem Mörtel vorteilhaft Kalbshaare zugesetzt werden.
In Farbe und Bearbeitungsweise müssen sich die neu verwandten Steine vollständig dem vorhandenen Mauer-
werk anschließen, wie schon oben gesagt wurde. Dem Mörtel, welcher zum Verstreichen der Fugen benutzt wird, kann
zu diesem Zwecke Farbstoff zugesetzt werden. Ein sorgfältiges Reinigen der Fugen mit Wasser und Anskratzen der-
selben ist stets notwendig, bevor neuer Mörtel hineingebracht wird. Der neue Fugenausstrich ist 3—4 om tiefer als
die Steine zurückzulegen, so daß der malerische Eindruck der alten Mauern gewahrt bleibt.
Alte behauene Steine sind an irgendeiner Stelle der Burg gegen Entführung und Zerstörungen einzumauern.
Alle Arbeiten, welche in der Burg Hohnstein ausgeführt werden, sollten durch Kennzeichnungen erneuerter
Teile und durch allgemeinverständliche Jnschrifttafeln jedem Besucher deutlich kenntlich gemacht werden. Es wird
sich empfehlen, Pläne mit Benennung der verschiedene:: Bauteile an sicherer Stelle auszuhängen, Modelle der Burg
im alten Zustand aufzustellen oder auch Jnschriftsteine mit der Benennung der Bauteile anzubringen, welche das
Verständnis der Anlage erleichtern.
Eine wichtige Vorbedingung für die Erhaltung der Burg Hohnstein ist die sorgfältige Ableitung des Tage-
wassers. In Kellern, in: Innern des tiefsten Geschosses der Türme, in den rings von Mauern eingeschlossenen Räumen,
auf den Gewölben, wird sich in: Sommer das Regenwasser, im Winter der Schnee sammeln. Im Winter treibt das
gefrierende Erdreich bzw. der Schutt dann leicht die umstehenden Mauern auseinander. Es ist also überall-ein leichter
Abfluß des Tagewassers herbeizuführen. In Mauern, welche als Stützmauern für dahinter anstehendes Erdreich
dienen oder hinter denen hoher Schutt lagert, empfiehlt es sich, nahe der äußeren Erdoberfläche in nicht zu große::
Abständen Löcher anzubringen, durch welche die Feuchtigkeit abziehen kann.
Schlimme Zerstörungen hat an der Burg Hohnstein der Pflanzenwuchs verursacht. Bäume sollten auf und in
nächster Nähe der Mauern grundsätzlich nicht geduldet werden. Schlinggewächse müssen, wenn das Mauerwerk
erhalten werden soll, unbedingt entfernt werden, sobald die Stöcke eine gewisse Stärke überschritten haben: denn
die Wurzeln sowohl wie die aufgehenden Hauptranken zersprengen selbst das stärkste Quadermauerwerk.
Es soll aber nicht der vollständigen Verbannung jedes Pflanzenwuchses das Wort geredet werden, ohne Gefahr
für die Mauern wird man einen großen Teil des vorhandenen Bestandes stehenlassen können, doch geschieht der
 
Annotationen