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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 1
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Ebhardt, Bodo: Burg Heimhof in der Oberpfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0038

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16


Der links gegen Westen gelegene Raun: liegt 5 Sinsen höher
als die Eingangshalle, da darunter ein gewaltiger gotisch gewölbter
Keller von 9,30 m Länge und 6 m Breite angeordnet ist, der 5 m
tief in den Felsen eingesprengt wurde.
Die beiden inneren Quermauern, die durch den ganzen Bau
die drei unteren Geschosse in drei fast gleich breite Räume teilen,
sind nicht im Verband mit den Außenmauern aufgeführt, stoßen
auch im dritten Stock auf eine ältere Schartenöffnung, gehören
also einem frühgotischen Umbau an, den: dann auch wohl das Ein-
gangstor zu ebener Erde seine Entstehung verdankt.
Eine schwere alte Blocktreppe führt zum ersten Stock empor,
in dem sich die Dreiteilung des Raumes genau wiederholt. Nur
sind im ersten Stock je zwei Türen von: Mittelraum zu den beiden
Seitenräumen angeordnet, und in der Südostecke des Mittelraumes
ist durch Fachwerk eine kleine Küche abgeteilt gewesen. Sie schloß
an den einzigen in diesem Geschoß noch erkennbaren großen Schlot
an, der auch die Zimmeröfen aufnahm und etwa in der Mitte der
südlichen Längsseite die Dachfläche durchbrach. Ein Estrichboden
bedeckt die Balkenlagen. Die außen viereckigen, innen flach über-
wölbten Fenster sind etwas größer als in: Erdgeschoß. Vielfach
zeigen die Nischen steinerne Sitzbänke. Der östliche Seitenraum war
in zwei Zimmer geteilt, von deren schönen gotischen Bohldecken
die südöstliche Hälfte noch erhalten ist.
Der westliche Seitenraum blieb ungeteilt. Eine gewaltige, fast
barocke Mittslsäüle trägt ein gotisierendes, weit ausladendes Sattel-

Abb. 16. Burg Heimhof, Ansicht von Südwesten.

Holz, das zwei Querunterzüge unterstützt, auf denen zwei Unterzüge
und dann erst die Balken des zweiten Stockes liegen. Also vier
Hölzer übereinander.
Die spitzbogig gotischen Türen zeigen hier zum Teil noch Reste
von Frührenaissance-Bemalung.
Eine spätere Blocktreppe führt in das zweite, das Hauptwohnge-
schoß. Die Decke der großen Mitteldiele wird hier von zwei mächtigen,
willkürlich in den Raum gestellten Holzständern getragen, und eine
große spitzbogige Öffnung in der Mitte der Südmauer führte in
einen großen, jetzt abgestürzten Erker. Sein Kreuzgewölbe ist inner-
halb der Mauerstärke erhalten mit dem Schlußstein, der das Wappen
der Familie Nothast trägt, die von 1427 bis 1477 im Besitz waren.
Der Erker wurde also nach 1427 angefügt (zweiter Umbau). Außen
an der Südmauer des Hauses ist davon noch ein erhaltener zwischen
zwei abgebrochenen Konsolsteinen sichtbar. Putzreste an der Süd-
mauer beweisen, daß der Erker außen mindestens bis zur Dachtraufe
reichte. Um das zu ermöglichen, hat man auch im dritten Stock
eine Schießscharte vermauert.
Östlich vom Mittelraum waren im zweiten Stock wiederum
zwei Räume angeordnet. Der südliche von diesen beiden ist be-
sonders wohnlich ausgestattet gewesen. Dietrich von Nothaft hat
hier wohl gleichzeitig einen Erker angefügt, der auf sehr starken Trag-
steiuen schräg über die Hausecke hinausgestreckt ist (siehe Abb. 16 u. 17),
so daß er im Innern einen rechteckigen Raum bildet und sich nach
drei Seiten mit Fenstern auf die malerische Gegend öffnet. Spuren
von Wandvertäfelungen im Innern sowohl in
diesem Erker wie in dem übrigen Raum, Reste
von Wandschränken, das noch vorhandene Heizloch,
das den Ofen mit dem großen Schlot in der
Mitteldiele verband und eine sehr schöne, erhaltene
Bohlendecke erbringen den Beweis, daß dieser be-
sonders schön gelegene Raum dem Burgeigentümer
auch als bevorzugter Wohnraum gedient hat. Der
entsprechende nördliche Raum ist heute seiner Decke
und seines Fußbodens beraubt. Um die spitzbogigen
Zugangstüren sind die Reste spätgotischer Malerei
erhalten.
Der Raum westlich der Mitteldiele ist heute
ungeteilt. Doch beweisen deutliche Spuren an den
Wänden, daß ehemals hier drei Räume bestanden,
in der Südostecke sind Spuren eines Kamins er-
halten. Auch hier ist ein Erker angefügt, der sich
außen ebenso wie der eben beschriebene Erker in dem
Ostraum als ein runder Turm bis um einen Stock
über der Dachtraufe sortsetzt (siehe Abb. 16, Ansicht).
Dieser runde Eckturm im Westen und die Erhöhung
des viereckigen Erkers an der Südostecke gleichfalls
als runder Eckturm gehören dem 16. Jahrhundert
an (dritter Umbau). Wir haben also drei ver-
schiedene Umbauten anzunehmen. Daß sogar die
beiden anfangs erwähnten großen Quermauern
schon einem Umbau angehören, wird in der Nord-
mauer des westlichen Raumes besonders deutlich.
Hier trifft die Mauer auf eine Öffnung, die da-
durch zugänglich gehalten wurde, daß aus der Quer-
mauer ein Stück schräg ausgespart wurde.
Im dritten Obergeschoß fehlen innen alleTeilungs-
mauern. Es gehört offensichtlich ganz der ältesten
Bauzeit an und hat nur geringe Änderungen durch
Einfügung von Brüstungen in die ehemaligen Wehr-
gangtüren und Einbau einzelner Schartenöfsnungen
erfahren. Das ganze Stockwerk ist anscheinend aus-
schließlich der Verteidigung gewidmet gewesen. Vier
Scharten öffnen sich an den Längsseiten und zwei
ai: den beiden Querseiten nach Westen und Osten.
In den Schartennischen liegen noch Querhölzer zur
Aufnahme der Hakenbüchsen (gegen den Rückschlag).
Außer den Scharten sind noch je zwei Zinnen-
öffnungen vorhanden. Die erwähnten nachträglichen
Brüstungen in denselben können von innen nur
über Treppenstufen erreicht werden.
Von außen sieht man nun, daß nicht nur diese
Zinnenöffnungen ursprünglich schmale Türen zu
 
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