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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 2
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Ebhardt, Klaus: Die Burgenfahrt durch Salzburg, Kärnten und Steiermark
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0044

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verknüpfe, deren steinerne Zeugen zu besuchen die Vereinigung gekommen sei. Nicht als Vergnügungsreisende,
die einmal die Sorgen und Schmerzen unserer deutschen Gegenwart von sich werfen wollten, kämen wir, sondern
als deutsche Männer und Frauen, die in der Vergangenheit Wurzeln für eine deutsche Zukunft zu finden wissen.
Darum wollten wir den Sinn schärfen für die Sprache der alten Bauwerke, die wie die Feste Hohensalzburg zu
uns sprächen von gemeinsamem Kampf und gemeinsamer Not, von ritterlichem Leben und Treiben, vom Blühen
einer hohen Kultur unter dem Schutze des Schwertes. Der Vertreter des Landeshauptmanns, der Bürgermeister
und der deutsche Generalkonsul begrüßten dann in herzlichen Worten das Kommen der Vereinigung. In etwas
späterer Stunde erhob sich dann noch Exzellenz Trunck zu einer soldatisch lebendigen Rede, in der er zuerst auf
die alte österreichisch-deutsche Waffenbrüderschaft hinwies und dann die Rolle der Damen für die Stärkung des
deutschen Zusammengehörigkeitsgefühls feierte. —
Der nächste Morgen fand die Teilnehmer in gewohnter Disziplin pünktlich am Sonderzuge, der sie in rascher
Fahrt durch das wildromantische Salzachtal nach Werfen führte. Hier, wo die wilde Sperre des Tennengebirges
fast den Weg zu verlegen scheint, liegt eine ähnliche Sperre von Menschenhand, geeignet, das Tal zu beherrschen.
Ans steilem Fels quer in das Tal vorgeschoben, ragt Hohenwerfen mit seinen Mauern seit Jahrhunderten in seiner


Abb. 18. Werfen gegen das Tennengebirge.

jetzigen Form unberührt. 1077 vom Erzbischof Gebhard Grafen von Helfenstein angelegt — der Überlieferung
nach an der Stelle eines römischen Wartturms oder Castells — wurde die Burg vom kriegerischen Erzbischof Kon-
rad IV. (1291—1312) vergrößert, später von aufrührerischen Bauern in Brand gesteckt. 1562—1585 ließ dann
Erzbischof Johann Jakob sie von italienischen Baumeistern in der heutigen Form ansbauen. Als Zuflucht für
Zeiten der Not und als Gewahrsam für wichtige Staatsgefangene hat die Burg dann ihren Herren wichtige Dienste
geleistet, ohne weitere ernstliche Angriffe aushalten zu müssen. Jetzt wird sie von Erzherzog Eugen, dem die
Vereinigung ein Begrüßungstelegramm sandte, mit größten Opfern und Mühen erhalten, ein Beispiel vorbild-
lichen Denkmalsschutzes.
An der Bahn schon erfuhren die Burgenfahrer aus der trefflichen Begrüßungsansprache des Werfener
Bürgermeisters, wie stark in der Bevölkerung der Alpenlande das Gefühl der Zusammengehörigkeit der deutschen
Stämme und die Sehnsucht nach der Heimkehr ins größere Reich lebendig ist, ein Eindruck, der sich nun von Ort
zu Ort erneuerte und verstärkte. Durch den an schönen alten Häusern reichen Ort ging der Weg dann hinauf zur
Veste, wo Herr Reg.-Rat Martin mit tiefer Sachkenntnis und Liebe zur Sache den Führer machte und den Burgen-
fahrern die Baugeschichte der Veste lebendig werden ließ.
Nach behaglicher Mahlzeit im Ort ging es dann wieder zum Zuge, der sich in Schwarzach-St. Veit vom
Salzachtal abwandte und die Burgenfahrer durch das Gasteiner Tal und den Böcksteiner Tunnel in das sonnige
Kärnten führte. In rascher Fahrt ging es durch das weite Mölltal, an den Burgen Kroppenstein und Falken-
stein und dem romantischen Kirchlein St. Daniel vorbei, der Drau zu, wo in Spittal Halt gemacht wurde. Auch
 
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