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allen Grenzgebieten — das Deutschturn unmittelbar nach dem Ende des Krieges sich mit der Waffe in der Hand
seine natürliche Grenze erfochten. Das Beispiel dieses Heldenkampfes wird wohl in allen denen fortleben, die von
jener Terrasse aus den Kampf Kärntens nur seirre Freiheit im Geiste miterlebten.
Als — von der Fahrtleitung nicht vorgesehene — Überraschung folgte ein kurzer Ausflug in die Karawanken,
die Loiblstraße hinauf bis zum „Deutschen Peter". Über den schon so wilden und düsteren Karawanken standen
schwarze Gewitterwolken, die den Eindruck dieses wild zerrissenen und noch nicht zivilisierten Gebirges noch groß'
artiger machten. Die Burgenfahrer werden ihren Führern wohl für diesen „Seitensprung" dankbar sein, der ihnen
die ganze Großartigkeit der Kärntner Berge vor Augen führte.
Der Abend sah dann die Vereinigung mit ihren Gästen beim „Sandwirt" froh vereint. Die führenden Per-
sönlichkeiten Klagensurts waren ebenso wie die Presse vollzählig erschienen. Zuerst rief der Bürgermeister vr. Bercht
noch einmal den Burgenfahrern einen herzlichen Willkommensgruß der Stadt zu. Dann erhob sich der zweite Vor-
sitzende der Vereinigung Se. Exzellenz Herr Vizepräsident von Glasenapp zu einer geistvollen Rede, die die Ge-
schichte Kärntens mit der gesamtdeutschen Entwicklung verknüpfte und insbesondere die Bedeutung des Landes für
Schutz und Entwicklung deutscher Kultur hervorhob. Exzellenz von Glasenapp betonte besonders die starken Ein-
drücke, die die reichsdeutschen Besucher schon im Lande empfangen hätten, und die das Gefühl der Einheit des gesamten
Deutschtums in ihnen lebendig erhielten. Noch einmal übermittelte dann Herr Landeshauptmannstellvertreter Leer die
Grüße der Landesregierung. Geheimrat Ebhardt teilte dann mit, daß die Vereinigung eine Ehrenpflicht darin sähe,
an dem am Vormittag besuchten Denkmal der Gefallenen des Weltkrieges und für die Opfer des Kärntner Freiheits-
kampfes einen Kranz in der Pfarrkirche niederzulegen. Herr vr. Mayer als Direktor des Geschichts-Vereins Kärnten
gab dann noch der besonderen Freude über die Anknüpfung so wertvoller kultureller Beziehungen mit dem Reich
Ausdruck. Gegen Schluß des Abends wurden Kärntner Bauerntünze von ganz besonderem Reiz vorgeführt.
Am Donnerstag, dem 23. Juni, fuhr man — leider
bei schlechten: Wetter — nach St. Veit an der Glan.
Unterwegs machten die Burgenfahrer an dem histo-
rischen Herzogsstuhl halt, der ihnen von Herrn vr. Wutte
erklärt wurde. An dem ans Römersteinen zusammen-
gesetzten eigenartigen Stuhl wurden in früher Zeit Krö-
nungen der Herzöge vorgenommen. Die alte Herzogs-
stadt St. Veit nahm die Teilnehmer gastfrei für eine
kurze Weile auf. Wieder machte Un. Wutte nach der Be-
grüßung des Bürgermeisters den Führer durch die eigen-
artige, von Herzog Bernhard zu Anfang des 13. Jahr-
hunderts angelegte Stadt, die außer den aus dieser Zeit
und zum Teil dem 15. und 16. Jahrhunderte stammenden
Teilen der Herzogsburg eine interessante, aus Virunum
stammende römische Brunnenschale mit der Broncefigur
eines Bergmannes von 1566, eine schöne 1715 errichtete
Pestsäule, das gotische Rathaus und die in der Anlage
romanische Stadtpfarrkirche als besondere Sehenswürdig-
keiten zeigt.
Das einstige Wasserschloß Weyer wurde danu be-
sichtigt. Die Wagen führten uns weiter nach Nieder-
osterwitz, von wo aus die stolzeste Veste des Landes,
Hoch-Osterwitz, erstiegen wurde. Von diesem gewaltigen
Bauwerk, einer der imposantesten Burgen des deutschen
Sprachgebietes, wird an anderer Stelle berichtet. Den
Burgenfahrern war ihr Besuch ein starkes Erlebnis. Graf
Khevenhüller, der Nachkomme des Erbauers und jetzige
Besitzer, hieß die Gäste, die einen behaglichen Imbiß in
der Burg einnahmen, willkommen. Ihm dankte Geheim-
rat Ebhardt mit dem Ausdruck der Freude über die
vorbildliche Erhaltung der Veste.
Leider mußte infolge der Ungunst des Wetters und
der vorgeschrittenen Zeit der Besuch der romantischen An-
lage der befestigten Kirche von Maria-Saal unterbleiben.
Zum Abend hatte die Stadt Klagenfurt die Burgen-
fahrer eingeladen. Infolge der besonderen Herzlichkeit
und Umsichtigkeit der Gastgeber, vor allem des Bürger-
meisters vr. Bercht, und der bereits an den beiden letzten Abb. 21. Klagenfurt (Kärnten), Hof des Landhauses.
allen Grenzgebieten — das Deutschturn unmittelbar nach dem Ende des Krieges sich mit der Waffe in der Hand
seine natürliche Grenze erfochten. Das Beispiel dieses Heldenkampfes wird wohl in allen denen fortleben, die von
jener Terrasse aus den Kampf Kärntens nur seirre Freiheit im Geiste miterlebten.
Als — von der Fahrtleitung nicht vorgesehene — Überraschung folgte ein kurzer Ausflug in die Karawanken,
die Loiblstraße hinauf bis zum „Deutschen Peter". Über den schon so wilden und düsteren Karawanken standen
schwarze Gewitterwolken, die den Eindruck dieses wild zerrissenen und noch nicht zivilisierten Gebirges noch groß'
artiger machten. Die Burgenfahrer werden ihren Führern wohl für diesen „Seitensprung" dankbar sein, der ihnen
die ganze Großartigkeit der Kärntner Berge vor Augen führte.
Der Abend sah dann die Vereinigung mit ihren Gästen beim „Sandwirt" froh vereint. Die führenden Per-
sönlichkeiten Klagensurts waren ebenso wie die Presse vollzählig erschienen. Zuerst rief der Bürgermeister vr. Bercht
noch einmal den Burgenfahrern einen herzlichen Willkommensgruß der Stadt zu. Dann erhob sich der zweite Vor-
sitzende der Vereinigung Se. Exzellenz Herr Vizepräsident von Glasenapp zu einer geistvollen Rede, die die Ge-
schichte Kärntens mit der gesamtdeutschen Entwicklung verknüpfte und insbesondere die Bedeutung des Landes für
Schutz und Entwicklung deutscher Kultur hervorhob. Exzellenz von Glasenapp betonte besonders die starken Ein-
drücke, die die reichsdeutschen Besucher schon im Lande empfangen hätten, und die das Gefühl der Einheit des gesamten
Deutschtums in ihnen lebendig erhielten. Noch einmal übermittelte dann Herr Landeshauptmannstellvertreter Leer die
Grüße der Landesregierung. Geheimrat Ebhardt teilte dann mit, daß die Vereinigung eine Ehrenpflicht darin sähe,
an dem am Vormittag besuchten Denkmal der Gefallenen des Weltkrieges und für die Opfer des Kärntner Freiheits-
kampfes einen Kranz in der Pfarrkirche niederzulegen. Herr vr. Mayer als Direktor des Geschichts-Vereins Kärnten
gab dann noch der besonderen Freude über die Anknüpfung so wertvoller kultureller Beziehungen mit dem Reich
Ausdruck. Gegen Schluß des Abends wurden Kärntner Bauerntünze von ganz besonderem Reiz vorgeführt.
Am Donnerstag, dem 23. Juni, fuhr man — leider
bei schlechten: Wetter — nach St. Veit an der Glan.
Unterwegs machten die Burgenfahrer an dem histo-
rischen Herzogsstuhl halt, der ihnen von Herrn vr. Wutte
erklärt wurde. An dem ans Römersteinen zusammen-
gesetzten eigenartigen Stuhl wurden in früher Zeit Krö-
nungen der Herzöge vorgenommen. Die alte Herzogs-
stadt St. Veit nahm die Teilnehmer gastfrei für eine
kurze Weile auf. Wieder machte Un. Wutte nach der Be-
grüßung des Bürgermeisters den Führer durch die eigen-
artige, von Herzog Bernhard zu Anfang des 13. Jahr-
hunderts angelegte Stadt, die außer den aus dieser Zeit
und zum Teil dem 15. und 16. Jahrhunderte stammenden
Teilen der Herzogsburg eine interessante, aus Virunum
stammende römische Brunnenschale mit der Broncefigur
eines Bergmannes von 1566, eine schöne 1715 errichtete
Pestsäule, das gotische Rathaus und die in der Anlage
romanische Stadtpfarrkirche als besondere Sehenswürdig-
keiten zeigt.
Das einstige Wasserschloß Weyer wurde danu be-
sichtigt. Die Wagen führten uns weiter nach Nieder-
osterwitz, von wo aus die stolzeste Veste des Landes,
Hoch-Osterwitz, erstiegen wurde. Von diesem gewaltigen
Bauwerk, einer der imposantesten Burgen des deutschen
Sprachgebietes, wird an anderer Stelle berichtet. Den
Burgenfahrern war ihr Besuch ein starkes Erlebnis. Graf
Khevenhüller, der Nachkomme des Erbauers und jetzige
Besitzer, hieß die Gäste, die einen behaglichen Imbiß in
der Burg einnahmen, willkommen. Ihm dankte Geheim-
rat Ebhardt mit dem Ausdruck der Freude über die
vorbildliche Erhaltung der Veste.
Leider mußte infolge der Ungunst des Wetters und
der vorgeschrittenen Zeit der Besuch der romantischen An-
lage der befestigten Kirche von Maria-Saal unterbleiben.
Zum Abend hatte die Stadt Klagenfurt die Burgen-
fahrer eingeladen. Infolge der besonderen Herzlichkeit
und Umsichtigkeit der Gastgeber, vor allem des Bürger-
meisters vr. Bercht, und der bereits an den beiden letzten Abb. 21. Klagenfurt (Kärnten), Hof des Landhauses.