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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 3/4
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Burgenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0092

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70

700 jähriges Bestehen von Burg und Stadt
Blankenstein.
Die Burg Blankenstein wurde 1226/27 von dem Grafen
Adolf III. von der Mark nach der Zerstörung der Isenburg bei
Hattingen erbaut. 1321 verlieh hier Gras Engelbert von der Mark
Bochum beschränktes Stadtrecht.
Trotz ihrer günstigeil Lage gelang es feindlichen Heerscharen
im jnlich-klevischen Erbstreit, sich in den Besitz der Burg zu setzen.
Der Große Kursürst gab damals Befehl zuin Abbruch der Burg,
„nur nicht fürder dem Gegner eine gelegene feste Stätte zu bieten".
Der Befehl wurde 1661 zum Teil ausgeführt. Heute ist ein Wieder-
aufbau der Burg beabsichtigt, für den fertige Pläne bereits vorliegen.
Stadt und Burg Blankenstein feiern in diesem Jahre ihr
700jähriges Bestehen.
Verein für hessische Geschichte und Landeskunde.
Der Verein für hessische Geschichte und Landeskunde hielt vom
9. bis 11. September seine diesjährige Mitgliederversammlung
in Rinteln ab. An die Sitzung des Gesamtvorstandes schlossen sich
Vorträge der Herren Or. Bleibaum über „Schaumburger Bau-
denkmäler", Geh. Rat Prof. Schröder, der den Teilnehmern an
der Weserfahrt 1926 durch seine Ausführungen, auf der Plesse und
in Adelebsen her bekannt ist, über die Geschichte der Universität
Rinteln, und vr. Gutbier „Zur Hessischen. Musikgeschichte". Weiter-
hin wurde die Stadt Rinteln besichtigt, wo am 10. September
abends ein Kirchenkonzert veranstaltet wurde, und Fahrten nach
Fischbeck und nach Möllenbeck, Hattendorf, Rodenberg und Nenn-
dorf unternommen.
Die Wiederherstellung des Denkmals des Kaisers
Otto auf dem alten Markt zu Magdeburg.
Nachdem man vor einigen Jahren das als störend empfundene
eiserne Umsassungsgitter an dem Denkmal entfernt und das Ge-
häuse mit dem Baldachin einem Anstrich unterzogen hatte, ist im
vergangenen Jahre eine der beiden Begleitsiguren, die bereits
Spuren eines starken Verfalls zeigte, von ihrem Standpunkt
entfernt und im Magdeburger Saal des Kaiser-Friedrich-Museums
der Stadt Magdeburg aufgestellt worden. Da man befürchten
mußte, daß die Figur eine Reparatur nicht mehr aushalten werde,
hat man diese durch einen geschickten Bildhauer gänzlich dem
Original getreu in Sandstein neu meißeln lassen. Die Figur wird
wie auch die alte Figur, die Nebenfigur und das Reiterstandbild
jetzt vergoldet. Die Vergoldung erschien nach den vergeblichen
Versuchen an anderen Standbildern, ihnen eine Bemalung im
Sinne des Mittelalters zu geben, als eine befriedigende Lösung.
Nun soll auf Beschluß der Stadtväter auch das ganze Gehäuse,
das alle Figuren wie einst anfnehmen soll, einem harmonischen
Anstrich unterzogen werden. Auf diese Weise, wird das Denkmal in
seiner alten Form wieder hergestellt und die schadhafte Original-
figur im Museum vor gänzlichem Verfall bewahrt.
Diese Fignr kann nur leider nicht als Maßstab für die künst-
lerische Behandlung der beiden anderen Figuren dienen, denn
sie ist offenbar eine Zutat, das Werk eines Schülers, und mit den
anderen Figuren nicht gleichwertig.
Das Reiterstandbild Ottos hat sein Vorbild in dem sog. Bam-
berger Reiter im Bamberger Dom an einer Wand des Chores
und ist auch wie dieser in einem schützenden Jnnenraum, wenn
auch kleinster Abmessungen, aufgestellt, aber aus einem freien
Platze und von allen Seiten sichtbar. Vor dem jetzigen barocken
Gehäuse, mit Baldachin befand sich um das Denkmal ein gotisches,
oben in ein spitzes Zeltdach auslaufendes Gehäuse. Eine für sich
freistehende Reiterfigur wäre für das Mittelalter undenkbar, in
der Antike, und der Renaissance dagegen wurden Reiterfiguren
in freier Umgebung aufgestellt. Wir haben in dem Denkmal auch
nicht ein Abbild des Kaisers vor uns, sondern nur die Verkörperung
des Kaisertums. Die Begleitfiguren zu deuten, ist heute noch nicht
mit Bestimmtheit zu sagen. Der Volksmund bezeichnet sie als
Adelheid und Edithe, Ottos Gemahlinnen. Am wahrscheinlichsten
ist ihre Deutung als Germania und Jtalia als Banner- und Schild-
trägerinnen.

Anläßlich der Wiederherstellung des Denkmals hat Museums-
direktor Or. Greischel demselben in der Nr. 14 des Magdeburger
Amtsblattes eine Studie gewidmet. vr. Wenzel.
Herftellungsarbetten an slowakischen Burgen.
Orencin, Saris, Orava, Zvolen.
In der Slowakei werden auf Veranlassung des Staatlichen
Denkmälamtes in der nächsten Zeit mehrere Burgruinen gesichert.
In erster Reihe werden schon seit Jahren Sicherungsarbeiten —
wenn auch nur in geringerem Umfange — auf der Burgruine in
TrenLin vorgenommen, und zwar auf Kosten des Tschechoslowaki-
schen Touristenvereins und des Unterrichtsminsteriums. Bisher
wurde besonders das Palais der Königin Barbara konserviert.
Die Zipser Burg, die größte Burgruine der Republik, wurde
auf Veranlassung des Denkmalamtes schon früher zeichnerisch und
photographisch ausgenommen und die entsprechenden Kosten-
voranschläge vorbereitet. Die Kosten stellen sich aber derart hoch,
daß an die ganze Durchführung der Pläne nicht zu denken ist.
Es sind aber Bestrebungen im Zuge, wenigstens das Allerwichtigste
zu erhalten, das heißt die massigen Umfassungsmauern, den Turm
und die Kapelle. Diese Teile haben infolge der porösen Gesteins-
unterlage, der Einwirkungen des Frostes und nicht zuletzt auch
infolge der fortwährenden Zerstörungstätigkeit der Hirten und
der unbewachten Jugend der Umgebung stark zu leiden. Bisher
ist es nicht gelungen, die finanzielle Basis wenigstens für diesen
kleinen Plan zu gewinnen, weil der Grundbesitz des Eigentümers
parzelliert wurde und alle Interventionen beim Bodenamt wegen
Freimachung erfolglos blieben. Mit der Zipser Burg steht eines
der allerwichtigsten Denkmäler des Staates auf dem Spiele.
Die Burg Saris bei Presov will die dortige Ortsgruppe des
Touristenklubs in Verwaltung übernehmen und überwachen.
Auch für diesen Zweck wurde vor längerer Zeit ein Skaatszuschuß
für die Anfangsarbeiten vom Denkmalamt gesichert.
Auch die Burg Orava erscheint infolge der Erosionsarbeit an
einzelnen Partien der Felsenunterlage teilweise bedroht. Vor
2 Jahren wurden schon Pläne hergestellt, die aber wegen Geld-
mangels noch immer ihrer Verwirklichung harren.
Die Burg von Zvolen sollte als Amtsgebäude des Großgaues
adaptiert werden, was aber jetzt nach der Verwaltungsreform unter-
bleibt. Trotzdem wird aber die Burg im gegenwärtigen Zustand
gesichert, zu welchem Zwecke im Budget des Unterrichtsministeriums
für eine Reihe von Jahren ein Betrag von 500 000 Uö zugesagt ist.
Die Burg soll den praktischen Bedürfnissen einiger Staatsämter
weiterhin dienen, unter Umständen dürste hier der alte Plan der
Errichtung eines Zentral-Ganarchivs — wenigstens für die Mittel-
slvwakai — verwirklicht werden.
Nach Sicherung der Zvolener Burg soll au die Erhaltung der
Burg in Preßburg geschritten werden.
So sorgt die tschechische Republik für ihre Burgen. Kommentar
überflüssig!
Die Zukunft des Osnabrücker Schlosses.
Das Osnabrücker Schloß, eine umfangreiche Gebäudegrnppe
im Renaissance-Barockstil, die im 17. Jahrhundert von dem da-
maligen tveltlicheu Fürstbischhvf Ernst August aus dem Hause Braun-
schweig-Lünebnrg errichtet wurde, diente in der Nachkriegszeit vor-
wiegend der Unterbringung von städtischen nnd sonstigen Dienst-
stellen. Es sind jetzt großzügige Pläne ausgearbeitek, die auf eine
bauliche Umgestaltung des großen Mittelbaues für kulturelle Zwecke
Hinzielen. Der preußische Fiiianzminister hat bereits für diesen
Zweck eine erhebliche Suiume bewilligt und weitere Beihilfen in
Aussicht gestellt.
Bei den Arbeiten handelt es sich vor allem um die Umgestaltung
der großen Vorhalle, der sogenannten Löweuhalle, und der
großen Festräume im ersten Stockwerk für musikalischeAusführuugeu.
Die baulichen Umgestaltungen sollen ferner eine Reihe größerer
Räumlichkeiten für repräsentative Zwecke und für Museumszwecke
schaffen. Um etwas Ganzes zu schaffen, ist die Gründung eines
besonderen S chl v ß v e r e i u s beabsichtigt, dessen Aufgabe die
Beschaffung ergänzender Mittel, u. U. durch Veranstaltung einer
Lotterie, sein soll.
 
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