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Abb. 68. ZweitesBurgenzeichnnng Franz von Poccis.
Gefühl für alle Schönheit der Natur. Dazu ein unversieglicher Humor, ein Hang zur Satire, deren Spitze er, der
doch ein vollendeter Hofmann war, mit Vorliebe gegen sich selbst kehrte. Als „NonUsur Io NaiZrs" verulkt er seine
lange dünne Gestalt auf einer Unzahl seiner scherzhaften Zeichnungen. Als Künstler war er auf allen Gebieten, die
er betrat, Dilettant, aber einer, in dem echtes, starkes, selbständiges, recht deutsch volksmäßiges Künstlertum lebte.
Er verkehrte mit Schwind, Richter, Neureuther und anderen Meistern der Kunst und war doch innerlich stark genug,
nicht in ihren Bann zu geraten. In die Künstlerchronik von Frauenchiemsee schrieb er:
Vögel singen im Walde frei,
Fliegen auf mit Jubelgeschrei
Oder hocken in ihrem Bau.
Bin kein Maler und male doch,
Bin kein Sänger und singe doch,
Sitz' da oben im Himmelsblau.
Maler und Sänger verzeihet mir,
Daß ich auch da sitze hier
Und in die Welt Hineinschau.
Alles in Poccis Schriften und Bildern ist Dichtung, nichts Wirklichkeit. Er war Romantiker und blieb es zeitlebens.
Immer wieder erklingt bei ihm als großes schönes Leitmotiv die Liebe für die erträumte Schönheit des Mittel-
alters, für die Blüte der Ritterzeiten, wie sie in der bildenden Kunst und Dichtung der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts so köstliche Verherrlichung gefunden haben. Nachklang jener Traumbilder suchte Pocci sich zu schaffen
in dem Schlößchen Ammerland, seinem mit Schätzen alter Kunst erfüllten „Lehen", wie er es nannte, an dem Ufer
des Starnberger Sees.
Aus dieser Begeisterung heraus entsprossen die Worte, die er unter eine seiner Zeichnungen geschrieben hat:
Und hält' ich wohl an hundert Händ',
Mit Burgen kam ich nie zu End'.
Vieles aus der Unmenge Poccischer Malereien und Zeichnungen ist bisher noch nicht veröffentlicht. Dazu
gehören auch seine Burgenphantasien. Die Vorliebe für sie zieht sich durch sein ganzes Lebensschaffen hin. Wir
Abb. 68. ZweitesBurgenzeichnnng Franz von Poccis.
Gefühl für alle Schönheit der Natur. Dazu ein unversieglicher Humor, ein Hang zur Satire, deren Spitze er, der
doch ein vollendeter Hofmann war, mit Vorliebe gegen sich selbst kehrte. Als „NonUsur Io NaiZrs" verulkt er seine
lange dünne Gestalt auf einer Unzahl seiner scherzhaften Zeichnungen. Als Künstler war er auf allen Gebieten, die
er betrat, Dilettant, aber einer, in dem echtes, starkes, selbständiges, recht deutsch volksmäßiges Künstlertum lebte.
Er verkehrte mit Schwind, Richter, Neureuther und anderen Meistern der Kunst und war doch innerlich stark genug,
nicht in ihren Bann zu geraten. In die Künstlerchronik von Frauenchiemsee schrieb er:
Vögel singen im Walde frei,
Fliegen auf mit Jubelgeschrei
Oder hocken in ihrem Bau.
Bin kein Maler und male doch,
Bin kein Sänger und singe doch,
Sitz' da oben im Himmelsblau.
Maler und Sänger verzeihet mir,
Daß ich auch da sitze hier
Und in die Welt Hineinschau.
Alles in Poccis Schriften und Bildern ist Dichtung, nichts Wirklichkeit. Er war Romantiker und blieb es zeitlebens.
Immer wieder erklingt bei ihm als großes schönes Leitmotiv die Liebe für die erträumte Schönheit des Mittel-
alters, für die Blüte der Ritterzeiten, wie sie in der bildenden Kunst und Dichtung der ersten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts so köstliche Verherrlichung gefunden haben. Nachklang jener Traumbilder suchte Pocci sich zu schaffen
in dem Schlößchen Ammerland, seinem mit Schätzen alter Kunst erfüllten „Lehen", wie er es nannte, an dem Ufer
des Starnberger Sees.
Aus dieser Begeisterung heraus entsprossen die Worte, die er unter eine seiner Zeichnungen geschrieben hat:
Und hält' ich wohl an hundert Händ',
Mit Burgen kam ich nie zu End'.
Vieles aus der Unmenge Poccischer Malereien und Zeichnungen ist bisher noch nicht veröffentlicht. Dazu
gehören auch seine Burgenphantasien. Die Vorliebe für sie zieht sich durch sein ganzes Lebensschaffen hin. Wir