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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Heil, Albrecht; Krauß, Carl: Burg Rodenstein im Odenwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0114

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92


Abb. 80. Zugbrücke mit Falle. (Gez. C. Krauß.)


Dem nordöstlichen Turm fehlt die äußere Seite.
Von dem nordwestlichen Turm sind nur noch die Grundmauern vorhanden,
die bis in den Graben hinunterreichen.
In 8 Meter Entfernung von diesem Turm jenseits des Grabens sieht
man eine zerfallene Mauerung dicht am vorbeiziehenden breiten Weg, die in
den Graben hineinreicht.
Im 14. Jahrhundert fanden starke bauliche Veränderungen statt. Eine
Urkunde von 1346Z erwähnt den drohenden Einsturz der Ringmauer. Ein Ver-
gleich der Südwestecke der Ringmauer mit dem anstoßenden Mauerwerk läßt
erkennen, daß diese Südwestecke von Grund aus erneuert worden ist. Zwei starke
Strebepfeiler sichern die Ringmauer an der Ecke vor abermaligem Abrutsch.
In diese Zeit fällt wohl auch der Neubau des hohen Westturmes, der heute
noch das Wahrzeichen der Burg ist.
Der Eingang durch den Schalenturm wurde zunächst an dieser Stelle bei-
behalten. Ohne Verband wurde der neue große Turm an den Schalenturm
angemauert und mit einer Pforte versehen. Diese Pforte war nur durch eine
hohe Brücke (zweifellos Zugbrücke mit Falle darunter) zu erreichen, die über
den hier sehr tiefen und weiten Halsgraben geführt hat. (Die Abb. 80 ver-
anschaulicht eine solche Falle.)
Dem Turm gegenüber liegt ein runder freier Platz, unmittelbar am Graben.
Hier war der Brückenkopf.
Im Volksmund wird der Westturm „Mühlbau" genannt, da die Roden-
steiner unten im Turm ein Mahlwerk hatten. Die kleine Mühle wurde durch die
Zuleitung des Wassers (s. Abb. 82) von der etwa 300 Meter in nördlicher Richtung
angelegten Stauanlage betrieben. Das anfangs schon erwähnte Bächlein wurde
dort durch einen beiderseits mit großen Steinen gefestigten Erdwall in einer Tal-
mulde aufgefangen (eine förmliche Talsperre), was heute noch an Ort und
Abb. 80—83. Burg Rodenstein i. O. Stelle zweifelsfrei festzustellen ist.
Einzelheiten. Im Jahre 1824 wurde die „Halle" unten im Turm, worin das Mahlwerk
ging, „der Erde gleich ausgefüllt"h.
Es ist selbstverständlich, daß das Mahlwerk erst nach der Aufgabe des Toreinganges eingerichtet worden ist.
Vor einigen Jahren sah man noch in der Nordseite dieses Mühlturmes einen großen viereckigen Sandstein mit
einem etwa 15 om. weiten Loch in der Mitte. Dieser Stein ist leider abhanden gekommen. Unlängst wurde unten
am Wege des Gutshofes von dem Besitzer, Freiherrn von Gemmingen-Hornberg, ein Bruchstück gefunden, das mit
Hilfe einer in: Jahre 1921 von dem einen der beiden Verfasser dieser Ausführungen hergestellten Photographie von
der betreffenden Turmseite als die obere Hälfte dieses Steines unzweifelhaft erkannt worden ist. Hier zeigt sich
wieder der Wert einer guten Photographie, im Gegensatz zu einer Zeichnung.
Durch das Loch dieses historischen Steines soll die Welle des Mühlrades gegangen sein. Das Wasser wurde
demnach dem Mühlwerk von außen zugeführt.
Die Teilung der Burg im Jahre 1346 veranlasse wohl die Anlage eines zweiten Zwingertores von Osten her,
als die Grafen von Katzenellnbogen Mitbesitzer der Burg geworden sind.
9 Frank, S. 568. 9 Zehfuß, S. 20.



Abb. 83. Steinmetzzeichen.
(Gez. C. Krauß.)
 
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