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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Heil, Albrecht; Krauß, Carl: Burg Rodenstein im Odenwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0117

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Abb. 85

Abb. 86

Abb. 85 u. 86. Burg Rodenstein i. O. Wiederhergestellte Burgschnitte.

Auch die Wetterfahne auf dem Pallas hat unfer Zeichner nicht vergehen.
Im gleichen Maßstabe des Lageplanes konstruierten wir unter der Annahme von im Mittelalter üblichen
Stockwerken und Dachneigungen einen Hauptschnitt durch die ganze Burg in füdnördlicher Richtung (Abb. 85). Er
zeigt die Wehrmauern, Zwinger, Gräben und insbesondere die Hofansicht mit dem Herrenhaus und Querschnitt des
Küchenhauses. ,
Wir sehen die Verbindung (An- und Aufbau) der betreffenden Baulichkeiten mit den hohen Wehrmauern,
die den Hof umschließen, in Schnitt und Ansicht. Ihre Jnnenfronten sind in Fachwerk gehalten, beim Pallas nur
die oberen Geschosse, die unteren dagegen massiv in Stein.
Als mögliche Ergänzung des Wagnerschen Bildes und unseres Modells fügen wir die Zeichnung hier an.
Die Federzeichnung Wagners trägt nicht seinen Namen. Wir haben dieselbe mit anderen Zeichnungen ver-
glichen, die bestimmt von Wagner stammen. Besonders auffallend stimmt die Technik in der Darstellung von Bäumen
und Sträuchern mit seinen Bildern überein. Auch fällt die Zeit seiner Reisen mit dem Landgrafen, 1633—1637,
mit der Jahreszahl auf der Federzeichnung, 1634, zusammen, so daß wir Valentin Wagner dieses für unsere Forschung
so wertvolle kulturgeschichtlich unersetzliche Bild getrost zuschreiben dürfen.
Mit Grundriß, Zeichnung und Schnitt ließ sich unschwer die in Betracht kommende Nordfront rekonstruieren.
Es gelang auch, den Standort des Zeichners mit Sicherheit zu ermitteln. Er liegt nördlich, etwa 100 Meter
weit vom Westturm entfernt, in Höhe des obersten Fachwerkgeschosses, am Rande eines breiten Fahrweges.
Gestützt auf dieses Bild Wagners und auf unsere Messungen und Aufzeichnungen war auch die Herstellung eines
Modelles von der Burg möglich.
Die aus der Skizze ersichtlichen Gebäude wurden gewissenhaft in dem gleichen Maßstabe wie der Grundriß,
1:100, nachgebildet und auf die von dem Grundriß sicher vorgezeichneten Stellen aufgesetzt.
Überraschend war das Resultat dieser Arbeit. Sie rechtfertigt die alle Zeichnung fast in jeder Weise. Jeder
einzelne Bauteil, den sie darstellt, läßt sich im Lageplan an der Stelle aufsuchen, wo ihn der Zeichner sah und uns
durch seine geschickte Hand sestgehalten hat.
Die Richtigkeit der nach der Natur angefertigten alten Skizze wird durch unsere Modellrekonstruktion glänzend
bestätigt. Nur in der Perspektive, im Abstande des Nordostturmes, der bei Wagner zu weit links steht, sowie in einigen
anderen Kleinigkeiten finden wir in dem alten Bilde einige kleine Versehen.
 
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