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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 28.1927

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Nr. 5/6
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Heil, Albrecht; Krauß, Carl: Burg Rodenstein im Odenwald
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https://doi.org/10.11588/diglit.35078#0118

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Abb. 87. Burg Rodensteiu i. O. um 1600, uach dein Modell von A. Heil, 1927.

Die beigefügte photographische Abbildung zeigt die Aufnahme unseres Modelles von dem Standorte Wagners
ans gesehen (Abb. 87). i
Außer dieser Aufnahme wurden auch noch solche von wideren Standorten ans und bei anderer Beleuchtung
gemacht, stets aber so, wie es in Wirklichkeit möglich gewesen ist.
Nm die Burganlage in voller Plastik zu zeigen, wurden schließlich Stereoskopaufnahmen angefertigt. Diese
zeigen besonders schön, wie die stolze Burg einst ausgesehen hat.
Schauen wir uns nun die Südseite an (s. Lageplan, Abb. 77).
Da fällt uns ein mächtiger Bastionsturm in der Mitte der äußeren Zwingermaner der Spätzeit auf, halbrund
im Durchmesser von 11 Meter und mit einer Wandstärke von über 3 Meter ans der Mauer heraustretend. In der von
der Bastei aus sowohl nach Westen als auch nach Osten gehenden Wehrmauer sind Schießscharten für Feuerbüchsen
(Hakenbüchsen) zu sehen.
Die Zwingerverdoppelung an dieser Stelle mit der Bastei für Geschütze stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.
Sie wurde zur Festigung des steilen Abhanges und zur Beherrschung des breiten Tales südlich der Burg errichtet.
Südöstlich von der Burg, nahe vor dem dortigen 20 Meter langen und 4 Meter breiten äußeren Zwinger,
zur linken Hand, bevor man den Ostturm vom Wege her betritt, schließen umfangreiche Mauerreste einen viereckigen
Platz von 12 x 20 Meter Größe ein. Hier war das „Lindengärtlein" der Burgleute. Noch im Jahre 1824 pflanzte
der unten wohnende Pächter in diesen Garten Bohnen und anderes GemüseZ.
Erwähnt sei weiter noch der etwa 100 Meter von dem Fuße der Burg nach Osten hin am Wege gelegene Brunnen,
der das Taufwasser für die Rodensteiner Kinder geliefert hatZ.
Die drei Hanptperioden der Burg, um 1240, 1346 und 1550, sind in unserem genau vermessenen Lageplan
durch verschiedenartige Schraffur der Mauerflüchen kenntlich gemacht (s. Lageplan, Abb. 77).
Der bauliche Zustand der Burg war bis gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts noch gut, wie uns die kostbare
Federzeichnung aus dem Jahre 1634 beweist.
Noch 1610 hatte Hans Heinrich von Rodenstein eine nicht unbedeutende Summe für die Verbesserung seines
Anteiles aufgewendet.
Nach Aussagen von Zeugen, die in Prozeßakten genannt werden^), soll es damals (1640) noch „fein" auf dem
Schlosse gewesen sein; viel Harnische hätten da gehangen usw. In den Truhen und Schränken waren reiche Ge-
wänder^). „An Mannskleider in einer Kiste ein schwarzer englischer Mantel mit zwei durchsichtigen Schnüreu ver-

9 Zehfnß, S. 22 u. 23. 9 Zehfuß, S. 23. 9 Frank, S. 626. 9 Frank, S. 621.
 
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