der italienischen Historienmalerei nicht Gleichwertigem identifiziert wird. Die Quelle von
Wickram, aber vor allem der gleich zu kommentierende Text von Francisco da Hollanda
können dies exemplarisch verdeutlichen. Leonardo, der den Begriff beständig benutzt,
spricht ausdrücklich von den »membra de paesi«, von den Gliedern der Landschaften,
begreift ihre Teile also als zu einem ästhetischen Organismus gehörig.2
Im Falle der beim Anonimo Morelliano zitierten Bilder Giorgiones sollte darauf ge-
achtet werden, daß dessen Bilder trotz einer eindeutigen thematischen Bindung - selbst
wenn sie nicht immer entschlüsselt werden kann - ausdrücklich Landschaften genannt
werden. Das markiert einerseits zu diesem Zeitpunkt bereits einen Wert an sich, anderer-
seits ermöglicht es auch eine relative Niedrigstufung dieser Malerei, die primär von der
farbigen Erscheinung und nicht von der sich in der Zeichnung niederschlagenden figura-
len Idee beherrscht wird.3
Anmerkungen
1 Generell zur Begriffsgeschichte: Rainer Gruenter, Landschaft. Bemerkungen zur Wort- und Bedeutungs-
geschichte, in: Germanisch-Romanische Monatsschrift 34, N. F. 3, 1953, S. 110-120, wiederabgedruckt
in: Alexander Ritter (Hrsg.), Landschaft und Raum in der Erzählkunst (= Wege der Forschung, Bd. 418),
Darmstadt 1974, S. 192-207; F. Petri, E. Winkler und R. Piepmeier, in: Joachim Ritter und Kaiifried
Gründer (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 5, Stichwort »Landschaft«, Darmstadt
1980, Sp. 11-28; Matthias Eberle, Individuum und Landschaft. Zur Entstehung und Entwicklung der
Landschaftsmalerei, Gießen 1980, Kap. II; Renate Fechner, Natur als Landschaft. Zur Entstehung der
ästhetischen Landschaft, Frankfurt a. M/Bem/New York 1986, vor allem Kap. AI.
2 Zu Leonardos Begriffsverwendung kurz: Fechner, op. cit. (Anm. 1), S. 312 f.
3 Die ewig deutende Forschung zu Giorgione berücksichtigt diesen Sachverhalt wohl zu wenig; zuletzt am
wichtigsten: Salvatore Settis, La »Tempesta« interpretata. Giorgione, i committenti, il soggetto, Turin
1978 (deutsch als: Giorgiones »Gewitter«. Auftraggeber und verborgenes Sujet eines Bildes in der Renais-
sance, Berlin 1982); Frank B üttner, Die Geburt des Reichtums und der Neid der Götter. Neue Überlegungen
zu Giorgiones »Tempesta« in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. F. 37,1986, S. 113—130 (dort
zur weiteren Forschung) und Paul H. D. Kaplan, The Storm of War: the Paduan Key to Giotgione’s
»Tempesta«, in: Art History 9,1986, S. 405-427.
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Wickram, aber vor allem der gleich zu kommentierende Text von Francisco da Hollanda
können dies exemplarisch verdeutlichen. Leonardo, der den Begriff beständig benutzt,
spricht ausdrücklich von den »membra de paesi«, von den Gliedern der Landschaften,
begreift ihre Teile also als zu einem ästhetischen Organismus gehörig.2
Im Falle der beim Anonimo Morelliano zitierten Bilder Giorgiones sollte darauf ge-
achtet werden, daß dessen Bilder trotz einer eindeutigen thematischen Bindung - selbst
wenn sie nicht immer entschlüsselt werden kann - ausdrücklich Landschaften genannt
werden. Das markiert einerseits zu diesem Zeitpunkt bereits einen Wert an sich, anderer-
seits ermöglicht es auch eine relative Niedrigstufung dieser Malerei, die primär von der
farbigen Erscheinung und nicht von der sich in der Zeichnung niederschlagenden figura-
len Idee beherrscht wird.3
Anmerkungen
1 Generell zur Begriffsgeschichte: Rainer Gruenter, Landschaft. Bemerkungen zur Wort- und Bedeutungs-
geschichte, in: Germanisch-Romanische Monatsschrift 34, N. F. 3, 1953, S. 110-120, wiederabgedruckt
in: Alexander Ritter (Hrsg.), Landschaft und Raum in der Erzählkunst (= Wege der Forschung, Bd. 418),
Darmstadt 1974, S. 192-207; F. Petri, E. Winkler und R. Piepmeier, in: Joachim Ritter und Kaiifried
Gründer (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Philosophie, Bd. 5, Stichwort »Landschaft«, Darmstadt
1980, Sp. 11-28; Matthias Eberle, Individuum und Landschaft. Zur Entstehung und Entwicklung der
Landschaftsmalerei, Gießen 1980, Kap. II; Renate Fechner, Natur als Landschaft. Zur Entstehung der
ästhetischen Landschaft, Frankfurt a. M/Bem/New York 1986, vor allem Kap. AI.
2 Zu Leonardos Begriffsverwendung kurz: Fechner, op. cit. (Anm. 1), S. 312 f.
3 Die ewig deutende Forschung zu Giorgione berücksichtigt diesen Sachverhalt wohl zu wenig; zuletzt am
wichtigsten: Salvatore Settis, La »Tempesta« interpretata. Giorgione, i committenti, il soggetto, Turin
1978 (deutsch als: Giorgiones »Gewitter«. Auftraggeber und verborgenes Sujet eines Bildes in der Renais-
sance, Berlin 1982); Frank B üttner, Die Geburt des Reichtums und der Neid der Götter. Neue Überlegungen
zu Giorgiones »Tempesta« in: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst, 3. F. 37,1986, S. 113—130 (dort
zur weiteren Forschung) und Paul H. D. Kaplan, The Storm of War: the Paduan Key to Giotgione’s
»Tempesta«, in: Art History 9,1986, S. 405-427.
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