13. Giorgio Vasari
Brief an Benedetto Varchi (1547)
[...] la prospettiva divinissinia ehe, quando considero, e da noi operata non solo in
eile linee de ’ casamenti, colonne, mazzocchi, palle a settantaduefaccie; et i paesi coi
monti e coifiumi, per via di prospettiva figurandoli, a tanta delettazione reca gli
occhi di quegli ehe si dilettano e non si dilettano, ehe non e casa di ciavattino ehe
paesi todeschi non siano, tirati dalla vaghezza e prospettiva di quegli: ehe i lontani
de’monti e le nuvole della aria la scoltura nonfa se non con duro magisterio. Dove
mi sara mai da lor figurato una terribilitd di vento, ehe sfrondando un albero le
foglie, la saetta il percuota, le accenda ilfuoco, dove si vegga lafiamma, il fumo, il
vento e lefaville di quello? Figuratemi in scoltura unafigura ehe, mangiando, in su
’n un cucchiaio abbia un boccon caldo: ilfummo di quello et il soffiar del fiato ehe
esca di bocca di quell’altro per freddarlo non faranno mai torcere il fumo della
caldezza dal soffiofreddo in alcuna parte.
(Trattati d’Arte del Cinquecento. Fra Manierismo e Controriforma, hrsg. von Paola Barocchi,
Bd. l.Bari 1960, S. 61 f.)
[...] die göttliche Perspektive [...], die von uns nicht bloß in den Linien der Häuser,
Säulen und Kugeln mit 72 Seiten angewendet wird, sondern auch Landschaften mit
Bergen und Flüssen werden auf perspektivischem Wege dargestellt und gewähren
den Augen des Liebhabers eine solche Freude, daß man kaum eine Schuhflickerbude
findet, in der nicht deutsche Landschaften wären, dorthin gebracht durch deren An-
mut und Perspektive. Die Skulptur aber kann die entfernten Partien der Berge und
die Wolken in der Luft in nur sehr harter Weise darstellen. Wird man daher wohl
jemals von ihr eine Windsbraut dargestellt sehen, die einen Baum seines Lebens
beraubt, während ein Blitzstrahl ihn zerschmettert, und worauf man Flamme und
Rauch und den Wind und die Funken davon erblicken kann? Macht mir einmal in
der Skulptur eine Figur, die beim Essen einen Bissen auf dem Löffel hat, wovon man
den Rauch sieht und das Blasen des Atems, der aus dem Munde derselben hervor-
geht, um den Bissen abzukühlen! Die Bildhauer werden niemals zeigen können, wie
der Rauch des warmen vor dem kalten Hauch irgendwohin sich wendet.
(Künstlerbriefe über Kunst. Von der Renaissance bis zur Romantik, hrsg. von Hermann Uhde-
Bemays, Frankfurt a. Μ. 1960, S. 37)
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Brief an Benedetto Varchi (1547)
[...] la prospettiva divinissinia ehe, quando considero, e da noi operata non solo in
eile linee de ’ casamenti, colonne, mazzocchi, palle a settantaduefaccie; et i paesi coi
monti e coifiumi, per via di prospettiva figurandoli, a tanta delettazione reca gli
occhi di quegli ehe si dilettano e non si dilettano, ehe non e casa di ciavattino ehe
paesi todeschi non siano, tirati dalla vaghezza e prospettiva di quegli: ehe i lontani
de’monti e le nuvole della aria la scoltura nonfa se non con duro magisterio. Dove
mi sara mai da lor figurato una terribilitd di vento, ehe sfrondando un albero le
foglie, la saetta il percuota, le accenda ilfuoco, dove si vegga lafiamma, il fumo, il
vento e lefaville di quello? Figuratemi in scoltura unafigura ehe, mangiando, in su
’n un cucchiaio abbia un boccon caldo: ilfummo di quello et il soffiar del fiato ehe
esca di bocca di quell’altro per freddarlo non faranno mai torcere il fumo della
caldezza dal soffiofreddo in alcuna parte.
(Trattati d’Arte del Cinquecento. Fra Manierismo e Controriforma, hrsg. von Paola Barocchi,
Bd. l.Bari 1960, S. 61 f.)
[...] die göttliche Perspektive [...], die von uns nicht bloß in den Linien der Häuser,
Säulen und Kugeln mit 72 Seiten angewendet wird, sondern auch Landschaften mit
Bergen und Flüssen werden auf perspektivischem Wege dargestellt und gewähren
den Augen des Liebhabers eine solche Freude, daß man kaum eine Schuhflickerbude
findet, in der nicht deutsche Landschaften wären, dorthin gebracht durch deren An-
mut und Perspektive. Die Skulptur aber kann die entfernten Partien der Berge und
die Wolken in der Luft in nur sehr harter Weise darstellen. Wird man daher wohl
jemals von ihr eine Windsbraut dargestellt sehen, die einen Baum seines Lebens
beraubt, während ein Blitzstrahl ihn zerschmettert, und worauf man Flamme und
Rauch und den Wind und die Funken davon erblicken kann? Macht mir einmal in
der Skulptur eine Figur, die beim Essen einen Bissen auf dem Löffel hat, wovon man
den Rauch sieht und das Blasen des Atems, der aus dem Munde derselben hervor-
geht, um den Bissen abzukühlen! Die Bildhauer werden niemals zeigen können, wie
der Rauch des warmen vor dem kalten Hauch irgendwohin sich wendet.
(Künstlerbriefe über Kunst. Von der Renaissance bis zur Romantik, hrsg. von Hermann Uhde-
Bemays, Frankfurt a. Μ. 1960, S. 37)
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