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Busch, Werner [Hrsg.]; Freie Universität Berlin / Kunsthistorisches Institut [Mitarb.]
Geschichte der klassischen Bildgattungen in Quellentexten und Kommentaren: eine Buchreihe (Band 3): Landschaftsmalerei — Berlin: Reimer, 1997

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10. Paolo Giovio
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https://doi.org/10.11588/diglit.65784#0081

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10. Paolo Giovio
Bemerkungen zu Dosso Dossi (um 1530)
Doxi autem Ferrariensis urbanum probatur Ingenium cum in justis operibus, tum
maxime in Ulis, quae parerga vocantur. Amoena namque picturae diverticula
voluptuario labore consectatus, praeruptas cautes, viventia nemora, opacas
perfluentium ripas, florentes rei rusticae apparatus, agricolarum laetos fervidosque
labores, praeterea longissimos terrarum marisque prospectus, classes, aucupia,
venationes et cuncta id genus spectatu oculis jucunda, luxurianti ac festiva manu
exprimere consuevit.
(Girolamo Tiraboschi, Storia della letteratura italiana, Florenz 1712, Bd. 7, S. 1722)
Der anmutige Stil des Dosso von Ferrara wird sowohl in jenen Werken sehr ge-
schätzt, die zu seinem eigentlichen künstlerischen Oeuvre gehören, als auch insbe-
sondere in jenen Werken, die man als Parerga bezeichnet. Denn wenn er sich zum
Vergnügen dem angenehmen Zeitvertreib des Malens hingab, pflegte er zackige Felsen,
grüne Haine, die festen Ufer vorübereilender Flüsse sowie das muntere Treiben auf
dem Lande, die schwere und doch fröhliche Arbeit der Bauern, ebenso weite Ausblicke
über Land und Meer, Flotten und Leute beim Jagen und Vogelstellen darzustellen,
und dieses ganze Genre, das unsere Augen so sehr ergötzt, malte er in einem üppigen
bunten Stil.
(Übersetzung Emst H. Gombrich, in: ders., Norm und Form. Zur Kunst der Renaissance I,
Stuttgart 1985, S. 148)
Kommentar
In unserem Zusammenhang ist weder über den überaus produktiven Geschichtsschreiber
Paolo Giovio (1483-1552) zu reflektieren, auch nicht über seine kirchliche und journali-
stische Tätigkeit, seine Abhandlungen über die Impresenkunst oder die »uomini famosi«
zu berichten, noch kann uns der Ferraresische Maler Dosso Dossi (um 1479—1542), der in
seiner atmosphärisch farbigen Malerei zweifellos von Venedig und Giorgione inspiriert
ist, als Landschaftsmaler interessieren.
Hinzuweisen wäre allein darauf, daß Giovio, dem eine ganze Reihe von Bemerkungen
zu Malern und Bildhauern verdankt wird, ursprünglich ein Vitenwerk schreiben wollte,
wie das, zu dem er dann Vasari angeregt hat.

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