Hier ist primär auf den rhetorischen Aspekt der Quelle abzuheben, der sich aus den uns
bereits vertrauten antiken Quellen nährt. Zugleich aber auch darauf, daß Giovios Wort-
wahl, »dieses ganze Genre, das unsere Augen so sehr ergötzt« (»cuncta id genus spectata
oculis iucunda«), worauf Gombrich hinweist, deutlich anzeigt, daß hier von einer einge-
führten Gattung die Rede ist, die allerdings keinen hohen Stellenwert besitzt.1 Von bloßen
»parerga«, vom bloßen Beiwerk, ist die Rede und davon, daß Dossi Landschaften nur zum
persönlichen Zeitvertreib malt, um dem Beschauer und sich in müßigen Stunden eine
Freude zu machen. Auch dieses Argument, in das die niedrige Einschätzung der Land-
schaftsmalerei eingeschrieben ist, aber auch ihre ästhetische Potenz, findet sich in der
folgenden Theorie immer wieder, beinah wörtlich etwa noch bei Karel van Mander (s. u.
S. 111,113,117).
Der Hinweis auf die »parerga« folgt natürlich Plinius (Hist. nat. 35,101), der von dem
Beiwerk spricht, das der berühmte Protogenes in seinen Athener Wandgemälden aufge-
nommen habe, um zu belegen, daß er auch dies darzustellen vermöchte. Bei Plinius bezie-
hen sich die »parerga« nicht explizit auf die Landschaft, sie gehören generell zur Aus-
schmückung der Hauptsache, sie können deswegen auch für Stilleben in Anspruch ge-
nommen werden.2 Sie gelten ihm als Terminus technicus der Maler (»quae pictores parerga
appellant«). Die Formulierung bei Giovio soll deutlich machen, daß sich Dosso Dossi
beim Landschaftsmalen über die Rolle dieses Beiwerks durchaus im klaren war, aufgrund
seiner Kompetenz in den Hauptsachen sich jedoch das Brillieren in Nebensachen leisten
konnte. Landschaftshintergründe können schon zuvor als »parerga« benannt werden,
Gombrich verweist etwa auf die »Hypnerotomachia Poliphili« von 1499.
Die motivische Aufzählung bei Giovio ist uns längst vertraut, sie ist aber auch den
vielen Überschaulandschaften der Bildhintergründe des Dosso Dossi durchaus angemes-
sen - was anzeigen mag, daß auch der Künstler selbst auf die antike Tradition der Land-
schaftsmalerei rekurrierte.
Anmerkungen
1 Emst H. Gombrich, Die Kunsttheorie der Renaissance und die Entstehung der Landschaftsmalerei, in:
ders., Norm und Form. Zur Kunst der Renaissance I, Stuttgart 1985, S. 148.
2 S. den Band zum »Stilleben« in dieser Reihe von Eberhard König und Christiane Schön.
80
bereits vertrauten antiken Quellen nährt. Zugleich aber auch darauf, daß Giovios Wort-
wahl, »dieses ganze Genre, das unsere Augen so sehr ergötzt« (»cuncta id genus spectata
oculis iucunda«), worauf Gombrich hinweist, deutlich anzeigt, daß hier von einer einge-
führten Gattung die Rede ist, die allerdings keinen hohen Stellenwert besitzt.1 Von bloßen
»parerga«, vom bloßen Beiwerk, ist die Rede und davon, daß Dossi Landschaften nur zum
persönlichen Zeitvertreib malt, um dem Beschauer und sich in müßigen Stunden eine
Freude zu machen. Auch dieses Argument, in das die niedrige Einschätzung der Land-
schaftsmalerei eingeschrieben ist, aber auch ihre ästhetische Potenz, findet sich in der
folgenden Theorie immer wieder, beinah wörtlich etwa noch bei Karel van Mander (s. u.
S. 111,113,117).
Der Hinweis auf die »parerga« folgt natürlich Plinius (Hist. nat. 35,101), der von dem
Beiwerk spricht, das der berühmte Protogenes in seinen Athener Wandgemälden aufge-
nommen habe, um zu belegen, daß er auch dies darzustellen vermöchte. Bei Plinius bezie-
hen sich die »parerga« nicht explizit auf die Landschaft, sie gehören generell zur Aus-
schmückung der Hauptsache, sie können deswegen auch für Stilleben in Anspruch ge-
nommen werden.2 Sie gelten ihm als Terminus technicus der Maler (»quae pictores parerga
appellant«). Die Formulierung bei Giovio soll deutlich machen, daß sich Dosso Dossi
beim Landschaftsmalen über die Rolle dieses Beiwerks durchaus im klaren war, aufgrund
seiner Kompetenz in den Hauptsachen sich jedoch das Brillieren in Nebensachen leisten
konnte. Landschaftshintergründe können schon zuvor als »parerga« benannt werden,
Gombrich verweist etwa auf die »Hypnerotomachia Poliphili« von 1499.
Die motivische Aufzählung bei Giovio ist uns längst vertraut, sie ist aber auch den
vielen Überschaulandschaften der Bildhintergründe des Dosso Dossi durchaus angemes-
sen - was anzeigen mag, daß auch der Künstler selbst auf die antike Tradition der Land-
schaftsmalerei rekurrierte.
Anmerkungen
1 Emst H. Gombrich, Die Kunsttheorie der Renaissance und die Entstehung der Landschaftsmalerei, in:
ders., Norm und Form. Zur Kunst der Renaissance I, Stuttgart 1985, S. 148.
2 S. den Band zum »Stilleben« in dieser Reihe von Eberhard König und Christiane Schön.
80