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Jean Frangois Millet.
kraft für Millet, und einige Wochen später übersiedelte
er mit der ganzen Familie nach dem Gasthaus von
Greville. Am 12. August schrieb er an Sensier:
Wir sind seit einiger Zeit im Wirtshaus von
Greville. Ich erfülle endlich meinen lang gehegten
Wunsch, mache ein Bild von der Küste meiner
Heimat. Ich mache zu diesem Zweck Skizzen. In
der ersten Zeit meines Hierseins wurde ich durch
Regen und Wind behindert, jetzt bin ich es durch
die grosse Hitze und die Blendung der Sonne, die
meinen Augen weh thut. Hätten wir damals Nord-
wind gehabt, so hätte er die Wirkung hervorgerufen,
die ich für mein Bild brauche, aber wir haben immer
Südwestwinde gehabt, die vom Lande kommen und
das Aufsteigen der Wogen behindern. Mit erstaun-
licher Beharrlichkeit bläst der Wind aus jener Rich-
tung, aber ich hoffe, er wird sich bald entschliessen,
nach Norden umzuspringen, und wäre es nur auf
fünf Minuten, das würde genügen, um mir das
Schauspiel, das ich so oft gesehen, gegenwärtig zu
machen. Mein lieber Sensier, wie sehr wünschte
ich, mit Dir gemeinsam meinen Geburtsort zu sehen!
Ich glaube, dieses Land würde Dir in verschiedenen
Beziehungen gefallen, und Du würdest verstehen,
weshalb es mich mehr und mehr fesselt. Gewiss
habe ich mehr Ursache als andere, diesen Ort zu
lieben, durch die Erinnerung an meine Eltern und
meine Jugend, aber ich glaube, seine Naturschönheit
müsste genügen, um jeden anzuziehen, der für
solche Eindrücke empfänglich ist. Oh, wie gehöre
ich meiner Heimat an!
Dieser Brief traf Sensier in müder, trauriger
Stimmung. Er hatte viele seiner Freunde verloren
Jean Frangois Millet.
kraft für Millet, und einige Wochen später übersiedelte
er mit der ganzen Familie nach dem Gasthaus von
Greville. Am 12. August schrieb er an Sensier:
Wir sind seit einiger Zeit im Wirtshaus von
Greville. Ich erfülle endlich meinen lang gehegten
Wunsch, mache ein Bild von der Küste meiner
Heimat. Ich mache zu diesem Zweck Skizzen. In
der ersten Zeit meines Hierseins wurde ich durch
Regen und Wind behindert, jetzt bin ich es durch
die grosse Hitze und die Blendung der Sonne, die
meinen Augen weh thut. Hätten wir damals Nord-
wind gehabt, so hätte er die Wirkung hervorgerufen,
die ich für mein Bild brauche, aber wir haben immer
Südwestwinde gehabt, die vom Lande kommen und
das Aufsteigen der Wogen behindern. Mit erstaun-
licher Beharrlichkeit bläst der Wind aus jener Rich-
tung, aber ich hoffe, er wird sich bald entschliessen,
nach Norden umzuspringen, und wäre es nur auf
fünf Minuten, das würde genügen, um mir das
Schauspiel, das ich so oft gesehen, gegenwärtig zu
machen. Mein lieber Sensier, wie sehr wünschte
ich, mit Dir gemeinsam meinen Geburtsort zu sehen!
Ich glaube, dieses Land würde Dir in verschiedenen
Beziehungen gefallen, und Du würdest verstehen,
weshalb es mich mehr und mehr fesselt. Gewiss
habe ich mehr Ursache als andere, diesen Ort zu
lieben, durch die Erinnerung an meine Eltern und
meine Jugend, aber ich glaube, seine Naturschönheit
müsste genügen, um jeden anzuziehen, der für
solche Eindrücke empfänglich ist. Oh, wie gehöre
ich meiner Heimat an!
Dieser Brief traf Sensier in müder, trauriger
Stimmung. Er hatte viele seiner Freunde verloren