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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 4.1907/​1908

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Mankowski, Hermann: Ein altes Fürstenschloss
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SiW EIN ALTES FÜRSTENSCHLOSS ^3

119

liehen Bischof von Ermland,
Anselm von 1250—1277,
der noch mitten unter den
Kämpfen und Empörungen
der Preußen stand, und dem
deutschen Ritterorden er-
folgte die Teilung im Jahre
1251.
Bereits 1240 standen die
Ritter am Allefluß und leg-
ten dort am Einflüsse des
Simserbaches den Grund
zum heutigen Schlosse, das
dann von den Bischöfen als
geistlichen und weltlichen
Landesherrn des Ermlandes
ausgebaut worden ist. Die
Wichtigkeit des Platzes, auf
welchem das Heilsberger
Schloß steht, dürfte schon
den Urbewohnern bekannt
gewesen sein. Es liegt näm-
lich auf einer von Süden
nach Norden gestreckten
Halbinsel, die von Simser
und Alle gebildet wird.
Als der eigentliche Erbau-
er des Fleilsberger Schlos-
ses gilt Bischof Johann I.
von Meißen(1350—1355),
der seinen dauernden Auf-
enthalt in Heilsberg nahm.
Nach seinem frühen Tode
setzte Bischof Johann II.
(I355_J373) den Bau fort.
Großartig sind die Keller-
anlagen unter und Gewölbe
über der Erde. Erst Bischof
Heinrich III. Sorbom
(4373 — 1401) führte den
Bau zu Ende und ließ auch
den malerischen Umgang
im innern Schloßhofe her-
stellen. Auf dem fast qua-
dratischen Hofe steht eine
Pumpe mit einer Statue der
Mutter Gottes.
Das Heilsberger Schloß
zerfällt in die Vorburg und
in das Kernwerk. Beide
waren ehedem durch einen
tiefen Graben getrennt, der
heute vollständig verschüttet
und mit Bäumen bepflanzt
ist. Die Vorburg ist gänz-
lich umgestaltet und zeigt
meist Baulichkeiten aus der


INNERES DER ABTEIKIRCHE KNECHTSTEDEN MIT OSTCHOR
Text S. u6

Neuzeit. Das Kernwerk dagegen ragt mit wenigen Ver-
änderungen in seiner ursprünglichen Gestalt empor und
bildet fast ein Quadrat von etwa 40 Meter Länge. Die
Ecken des harmonischen Bauwerks sind noch besonders
verstärkt und enthalten zierliche Ecktürmchen mit Blenden.
In der Nordostecke ragt ein Bergfried empor, der unten
viereckig, weiter nach oben achteckig ist.
Das Innere des Schlosses ist, weil darin seit
1859 eine Waisenanstalt für arme katholische Waisen-
kinder aus dem Bistum Ermland eingerichtet ist, vielfach
verändert. Begibt man sich von Süden in die ehemalige
Vorburg, so haben wir rechts die Wohnung des Schloß-
propstes, das Amtsgericht, das Steuer- und Katasteramt
und andere Räume vor uns. Diesen Teil und das
westlich gelegene ehemalige Salzmagazin hat der Staat

an sich genommen. Aut dem geräumigen Hofraume
erblickt man eine Statue der heiligen Katharina mit dem
bischöflichen Wappen auf dem Sockel.
Begibt man sich zum eigentlichen Schlosse, so ruht
das Auge wohlgefällig auf hübschen Anlagen links und
rechts. Über dem Portale stehen zu beiden Seiten die
Figuren der beiden Apostelfürsten Petrus und Paulus.
Der innere Schloßhof mit zwei Geschossen hat Säulen
aus schwedischem Kalkstein. Die untere gotische Bogen-
reihe weist massige Formen auf; schlank und kühn
streben die darüber gelegten empor, und es fehlt nicht
an entsprechendem Schmuck, das Ganze wirkungsvoll
zu gestalten.
Die Großartigkeit der Gewölbe überrascht geradezu.
Konsolen, Pilaster, Figurenwerk erhöhen den eigenarti-
 
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