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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 20.1923/​1924

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Oidtmann, Heinrich: Ein Glasgemälde in der ehemaligen Zisterzienserkirche zu Bottenbroich
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Doering, Oskar: Der Tiroler Künstler Hugo Grimm
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https://doi.org/10.11588/diglit.55679#0031

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DER TIROLER KÜNSTLER HUGO GRIMM

21

durfte. Ich nehme daher be-
stimmt an, daß das Glasgcmälde
im Langhause der Kirche ge-
standen hat, wo es auch jetzt
wieder in unmittelbarer Nähe
des Beschauers angebracht wor-
den ist.
Wenn auch der hl. Bernhard
nur in den bischöflichen Kir-
chen wegen der Würde der Ober-
hirten sowie in den Pfarrkir-
chen zur Belehrung des gläu-
bigen Volkes bildlichen farbigen
Schmuck gelten lassen wollte,
solchen aber für die schlichten
Gotteshäuser seines Ordens ver-
warf, so werden diese alten Vor-
schriften doch bei den späteren
Niederlassungen der Zisterzien-
ser nicht mehr beachtet. Wie
über den stillen Grüften meh-
rerer julischer Herzoge im ber-
gischen Dome der Zisterzienser
zu Altenberg weltberühmte Mei-
sterwerke rheinischer Glasma-
lerei erstrahlen, dessen gewal-
tiges Bildfenstcr des Westgie-
bels als Perle deutscher Kunst
in goldigem Schimmer erglänzt,
so ist auch die Bottenbroicher
Zisterzienserkirche durch die
hochherzigen Stifter des Fen-
sters um ein herrliches Kunst-
werk bereichert worden.
Heinrich Oidtmann
DER TIROLER KÜNSTLER
HUGO GRIMM
(Vgl. Abb. S. 20—24)


HUGO GRIMM (INNSBRUCK)
Pastellbild. — Text unten

QUELLE

"7u dem in Innsbruck lebenden Hugo Grimm
sagte einst sein Freund Matthäus Schiestl:
»Mal’ du, was dich freut, und so, daß du die Bilder
nur ungern weggibst.« Diesen Rat, den jeder Maler
sich in goldenen Buchstaben an die Wand seines
Ateliers und gleichzeitig ins Flerz schreiben sollte,
hat Grimm befolgt und ist dabei ein im Innersten
freier, selbständiger, im technischen Können voll-
endeter, gewissenhafter Meister geworden. Er ist
1866 in Feldkirch (Vorarlberg) geboren, hat in
Innsbruck das Gymnasium besucht und ist darauf
27 Jahre lang Beamter gewesen, bis er sich 1911
endlich von dieser Fessel freimachen konnte, um
ganz seiner Kunst zu leben. Zu ihr zog ihn von
früher Jugend an Liebe und starker Wille. Die
Eindrücke seiner Kindheit, die Hoheit der heimat-
lichen Natur, der Reiz des altertümlichen Städt-
chens Feldkirch, der Zauber der von der Mutter
erzählten Märchen und Sagen gaben die Richtung
für seinen Geist und seine Lebenswünsche. Diese
fanden weder in der Schule noch in der Beamten-
zeit Erfüllung. Nur die durch Ferien gegebenen

befreienden Unterbrechungen, in denen Grimm in
der gewaltigen Bergnatur des Solsteins seinen
Träumen und seinem Schaffen nachhängen konnte,
waren imstande, ihn zu befriedigen, zu fördern. Dort
war es auch, wo er zum ersten Male im Leben einen
Künstler beobachten konnte, als dieser das Innere
einer von sprühendem Feuer erhellten Schmiede
malte. Seitdem blieb der Gedanke, Ähnliches errei-
chen zu wollen, in dem Knaben, dem Manne leben-
dig. Als Künstler ist er, wenn er auch drei Jahre
lang bei dem Haller Maler A. Siber Unterricht nahm,
doch im wesentlichen Autodidakt. Reisen, Ausstel-
lungsbesuche, Studium kunstwissenschaftlicher
Werke, vor allem die Anschauung der Natur, das
Sichversenken in ihren Geist, das alles war die wirk-
lich bedeutsame, wegzeigende, wegbahnende Lehre,
die er genoß. Kennzeichnend für Grimms Auffas-
sungsart ist, daß Schwind, Richter und Böcklin die
von ihm am höchsten bewunderten Meister sind1).
’) Die Abbildungen sind genommen aus der
Mappe »Unterinntal«.
 
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