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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 20.1923/​1924

DOI Artikel:
Georg, Johann: Ein Bild in der Sakristei zu Zwiefalten
DOI Heft:
Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst, e. V.
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https://doi.org/10.11588/diglit.55679#0078

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64

EIN BILD IN DER SAKRISTEI ZU ZWIEFALTEN

sie als eine abgekürzte Darstellung des letz-
ten Abendmahles aufzufassen, so zeigte sich
doch bald, daß sie auf mystische Gedanken-
kreise zurückging, daß wir sie vor allem mit
der mittelalterlichen Herz-Jesu-Verehrung
in Verbindung zu bringen hätten. Diese
Gruppen gehen alle auf bestimmte Klöster
der Dominikanerinnen im südwestlichen
Deutschlandzurück. Auf das Nähere will ich
hier nicht weiter eingehen, da darüber andere
und Berufenere schon geschrieben haben.
Soviel mir bekannt ist, haben sich aus der
Zeit, wo diese plastischen Werke entstanden
sind, keine Gemälde des gleichen Gegenstan-
des gefunden. Nirgendswo ist mir in Kir-
chen oder Sammlungen ein solches vorge-
kommen. Um so mehr mußte es mich über-
raschen, als ich in der Osterwoche 1923 bei
einer Kunstwanderung durch das obere
Donautal in der Sakristei der Klosterkirche
von Zwiefalten ein solches Bild aus dem
18. Jahrhundert fand. Der Heiland sitzt
hier, abweichend von den Plastiken, an
einem Tische. Wir können hier also mehr
als bei diesen den Einfluß der Abendmahls-
darstellungen bemerken. Johannes ruht an
der Brust Christi. Umgeben sind sie von
einer Anzahl Engel, die teils schweben, teils
knien. Oben lesen wir die Worte: Tibi blan-
dior uni. Das soll wohl: »Dich allein liebe
ich« heißen, wenn auch die wörtliche Über-
setzung »Nur dir schmeichle ich« lautet. Das
ganze Bild ist auf Leinwand gemalt und in
die Wand eingelassen. Die Technik ist als
gute zu bezeichnen. Der Erhaltungszustand
könnte besser sein. Der Maler ist vielleicht
Meinrad von der Au, der Sigmaringer Hof-
maler, der die Fresken in der Empore ge-
malt hat. Das Bild erscheint mir um so be-
achtenswerter, als damals die oben genann-
ten plastischen Werke anscheinend längst
vergessen waren. Aber hier in diesem Klo-
ster hat sich entschieden eine deutliche Er-
innerung daran erhalten. Beim aufmerk-
samen Betrachten der Fresken in der Em-
pore wird man schon auf den Gedanken ge-
kommen sein, daß sich die mystische Tra-
dition des Mittelalters bis in diese immerhin
späte Zeit erhalten habe. Wer der Träger
dieser Tradition gewesen ist, läßt sich natür-
lich nicht bestimmt ermitteln. Vermuten
muß man, daß es der Bibliothekar oder ein
anderer gelehrter Mönch gewesen ist. Denn
ohne einen solchen Berater ist der Maler
sicher nicht auf solche Gedanken gekommen.
Bemerkenswert erscheint mir an diesem
Bild, daß sich in ihm neben den damals
schon allgemein üblichen Herz-Jesu-Darstel-

lungen die ältere, wenn ich so sagen darf,
verstecktere, erhalten hat. Solche Bilder ge-
ben mir den Beweis, daß die Verbindungen
mit der Mystik des späten Mittelalters lange
nicht so verschüttet waren, wie dies oft an-
genommen wird. Den Ausstrahlungen sol-
cher älterer Gedanken, wie sie sich hier und
in anderen süddeutschen Klöstern, wie z. B.
Fürstenfeld und Aldersbach, finden, einge-
hend und mit Liebe nachzugehen, würde eine
dankbare Aufgabe für einen Forscher sein.
DEUTSCHE GESELLSCHAFT
FÜR CHRISTLICHE KUNST, E. V
I. JAHRESBEITRAG
TJür das Jahr 1924 ist der Beitrag: all-
-*■ gemein 5 M. (bei Einzahlung bis 1. April
1924); für Künstler in nicht fest besoldeter
Stellung und Studierende 2.50 M.
Ausland: Vereinigte Staaten 2.40 $; Hol-
land 6 fl.; Schweiz 12.50 frs.; Frankreich,
Belgien, Luxemburg 30 frs.; Italien 30 Lire;
Brasilien 15 Milreis; England 10 sh.; Däne-
mark, Schweden, Norwegen 10 Kronen; Spa-
nien 15 Pesetas; Jugoslavien 120 Dinare;
Polen 7000000 pol. Mark; Tschechoslowakei
50 Kf.; Ungarn 40000 ung. Kr.; Österreich
100000 d.-ö. Kr.; Saargebiet 25 frs. (oder
Zahlung in deutschem Gelde).
Die 32. Jahresmappe 1924 wird voraussicht-
lich Ende März erscheinen. Der Versand
beginnt sofort nach Fertigstellung an die-
jenigen Mitglieder, welche den Beitrag be-
reits einbezahlt haben. Diegewonnenen Kunst-
blätter aus der Verlosung 1923 werden den
betreffenden Mitgliedern mit der Mappe zu-
gesandt. Der Jahresbericht über das Vereins-
jahr 1923 wird AnfangFebruar an alle Mitglie-
der versandt mit der Aufforderung zur Ein-
zahlung des Jahresbeitrages. Die Jahresmappe
1924 wird gegen die letzte Jahresmappe mit
bedeutend vermehrtem Inhalt erscheinen.
Einzahlungen sind auf Postscheckkonto
36500 München an die „Deutsche Gesellschaft
für christliche Kunst, E. V.“ München, Karl-
straße 6 zu leisten. Ausländische Banknoten
können am besten in einem eingeschriebenen
Brief an dieselbe Adresse gesandt werden.
II. JURY
Für 1924 sind als Juroren gewählt die Ar-
chitektenFelixGraf v. Courten und Dipl.-Ing.
Richard Steidle, die Bildhauer Prof. Thomas
Buscher und Franz Hoser, die Maler Joseph
Albrecht und Jos. Schmuderer, die geistlichen
Kunstfreunde Prof. Mgr. Dr. Richard Hoff-
mann und Joseph Kreitmaier S. J.
 
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