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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 20.1923/​1924

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XX. Mitgliederversammlung der deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
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Gedanken über die christliche Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.55679#0050

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38

GEDANKEN ÜBER DIE CHRISTLICHE KUNST

H. WADERE VIEHZUCHT
Text S.30


g 1 i e cl e r z a h 1
zunahm und
eine Höhe von
6458 erreichte
(dazu 768 Teil-
nehmer). Die
Vorstandschaft
spricht dem
Herrn Ge-
schäftsführer
Franz Frisch-
holz bei diesem
Anlaß ihre volle
Anerkennung
für seine ge-
wissenhafte, be-
geisterte und
ersprießliche
Tätigkeit aus.
Auch die Zeit-
schriften »Die
christliche
Kunst« und
»Der Pionier«
konnten sich bis
jetzt noch hal-
ten. Es wäre
für die Künst-
lerschafteinfol-
genschwerer
Schlag und für
die deutschen
Katholiken ein
nicht wieder

gutzumachender Verlust, wenn diese Publi-
kationen der Teilnahmslosigkeit zum Opfer
fielen. Sooft ein Stück des geistigen Lebens
der Katholiken untergeht, verlieren sie auch
ein erhebliches Stück Einfluß in der Öffent-

lichkeit und in den führenden Kreisen des
Kulturlebens.

Darum dürfen wir nicht nachlassen, Opfer
zu bringen, denn es handelt sich um Gottes
heilige Sache.

GEDANKEN
ÜBERDIECHRISTLICHEKUNST
(Aus einer Zuschrift eines angesehenen Künstlers)
NTichts kann richtig begonnen noch be-
endigt werden ohne folgende drei Dinge:
ohne tüchtiges Können, ohne ernstes Wissen
und ohne liebevolles Wollen; das sind selbst-
verständliche Forderungen beim Schaffen
eines Künstlers. Bei der christlichen Kunst
aber gehört noch zum Talent und Genie,
daß der Künstler von tiefem religiösem Glau-

ben beseelt ist, in der Gemeinschaft der
Kirche steht und mit derselben fühlt und
mit dem mystischen, sakramentalen und litur-
gischen Leben unserer heiligen Kirche aufs
engste verbunden ist. Der Künstler, der fern
von der Kirche, ihr diametral gegenübersteht,
wird in aller Ewigkeit nie unverfälschte
christliche Kunst schaffen können. Wer nicht
als gläubiger Christ fühlt und denkt, der
lasse das denen über, die durchdrungen sind
vom Glauben der Lehre Christi, denjenigen,
die in die geheimnisvolle Tiefe des reli-
giösen Lebens, den inneren wahren Geist
des Christentums eingedrungen sind und ihn
besitzen.
Wahre christliche Kunst muß ein Gebet,
ja eine Predigt sein, und der Gemeinschaft
zur Erbauung und Erhebung dienen. Die
Kirche war nie ein Hemmschuh für den
Fortschritt in der Kunst, im Gegenteil, das
haben doch die vergangenen Zeitperioden
gezeigt; aber das Werk darf doch den weniger
kunstverständigen Christen nicht abstoßen
oder beleidigen, oder eine Blasphemie sein,
darauf sieht die Kirche mit allem Recht.
Sie braucht talentvolle Künstler, diese sol-
len aber auch glaubenstreu sein, und sind
sie das, dann lasse man jeden in seiner
Sprache sprechen, man hemme nicht seinen
Wagemut, man lasse ihn bauen, formen,
malen, wie er fühlt und will. Das christ-
liche Volk wird in allen seinen Kreisen,
wenn das Werk echt ist, es verstehen und
sich in dasselbe einleben. Wo es echt ist,
soll man das Alte nicht verachten, diejeni-
gen, die es geschaffen, waren in ihrer Zeit
auch Neuerer; ebenso darf man das neue
Gute (aber nicht Modische, denn Mode in
der Kirche gibt es nicht) nicht zurückweisen,
nicht verdammen, sondern im Gegenteil unter-
stützen, das Echte vom Falschen sieben. Und
ist wirklich beim jungen Künstler ein star-
kes, eigenkräftiges religiöses Innenleben
vorhanden, dann soll man ihm fördernd
zur Entwicklung verhelfen, zur Erhebung
und Freude unserer großen katholischen
Gemeinde und zu Ehre und Ruhm unserer
Kirchenkunst.
Gewaltsam läßt sich die kirchliche Kunst
nicht erneuern, am allerwenigsten von Außen-
stehenden und Andersgläubigen; auch lehnt
die Kirche alle Einflüsse ab, die Naturvölker-
kunst und ähnliches aufleben lassen wollen,
und die durch ein gewisses Kunstdemagogen-
tum dem christlichen Volk mit großem
Redeschwall Zerrbilder aufdrängen möchten.
Beispiele hiefiir zeigte uns die Dombauhütte
auf der Gewerbeschau 1922. Die katholische
 
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