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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 20.1923/​1924

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Kreitmaier, Josef: Br. Reinhold Teutenberg, O.S.B.
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Doering, Oskar: Wilhelm Steinhausen
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https://doi.org/10.11588/diglit.55679#0132

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WILHELM STEINHAUSEN


BR. REINOLD TEUTENBERG, O. S. B.

Text S. 109

ENTWURF ZU EINER RETABEL

sechzigsten Geburtstag feiert, dann mag er
mit Dank gegen Gottes Fügungen und Gottes
Gaben auf seine Leistung zurückblicken.
Manche Genossen seiner Münchner Studien-
zeit haben sich inzwischen Ehre und Ruhm
erworben; ihre Namen und ihre Werke sind
hinausgedrungen über die Grenzen des Rei-
ches. Br. Reinolds Wirken hat sich weniger
laut geäußert; ihm standen die modernen
Mittel der Reklame und die Möglichkeit, Aus-
stellungen zu beschicken, so gut wie gar nicht
zur Verfügung. Der Kreis derer, die ihn ken-
nen, ist darum viel kleiner geblieben als es
seiner Tüchtigkeit entspricht. Mag dem Jün-
ger des hl. Benedikt auch das Wohlgefallen
Gottes mehr gelten als das Wohlgefallen der
Welt, so wäre es doch zu begrüßen, wenn
diese Zeilen in etwa dazu beitragen könnten,
die Aufmerksamkeit der Freunde religiöser
Kunst auf das stille Schaffen des begabten
Meisters in der Klosterzelle zu lenken.
WILHELM STEINHAUSEN f.
A nfangs Januar ist Wilhelm Steinhausen,
fast 78 Jahre alt, in Frankfurt a. M. ge-
storben. Er war als Sohn eines Regiments-

arztes am 2. Februar 1846 zu Sorau in der
Niederlausitz zur Welt gekommen, brachte
nach des Vaters Tode seine Knaben- und
Jünglingsjahre in Berlin zu und erwies früh-
zeitig so erhebliche künstlerische Begabung,
daß die Mutter, obgleich schweren Herzens,
seinem Wunsch, ein Maler zu werden, nach-
zugeben sich entschloß. 1860 wurde er Schü-
ler der Berliner Akademie, widmete sich
1866—1869 in Karlsruhe dem Studium der
historischen Genremalerei, für die er indes
nicht so lebhafte Neigung besaß als für die
Landschaft. 1870 kehrte er nach Berlin zu-
rück, wo er es trotz äußerer Schwierigkeiten
doch dazu brachte, ein Stipendium für eine
Studienfahrt nach Italien zu erlangen. Rom
und Assisi waren die Stätten, an denen er
längere Zeit verweilte. Insbesondere übte
Giotto stärkste Wirkungen auf ihn aus, da-
neben auch, wenngleich unbewußt und wider
seinen, von protestantischen Auffassungen
gelenkten Willen die unwiderstehliche Macht
der nazarenischen Malerei. War die nord-
deutsche Verstandeskühle schon in Karls-
ruhe, in Maulbronn, noch mehr in Italien
von höherer Wärme des Gefühles durch-
glüht worden, so wurde diese Verinner-
 
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