VON GEMÜNDEN BIS ASCHAFFENBURG
163
VON GEMÜNDEN
BIS
ASCHAFFENBURG
Von
ANNA BLUM-ERHARD
(Schluß)
ÄT'orbei an der Klingen-
* berger Ruine und dem
berühmten Rebenland dort,
vorüber an Obernburg,
dessen Uranfang ein römi-
sches Castrum war, und das
mit einer kleinen Zweigbahn
ins Elsavatal den Weg in den
Spessart und zu einer seiner
schönsten Perlen, dem Mes-
pelbrunner Schlößchen, er-
öffnet, nähern wir uns mit den
Wellen des Mains der stol-
zesten Feste des ganzen Ge-
biets, der weithin leuchtenden
Johannisburg. Sie ver-
dunkelt fürs erste so völlig
die ihr angegliederte Stadt,
daß all ihre alten und neuen
Straßen es schwer neben ihr
haben, zu bestehen. Die um
den ersten Bau des Herzogs
Otto von Schwaben (10. Jahr-
hundert) gefügte, aus rotem
Sandstein errichtete Johannis-
burg ist ein Werk des Kur-
fürsten Joh. von Schweikhard.
Elf Jahre (1605—16) bedurfte
das wuchtige Bauwerk, das
mit seinen 4 Flankentürmen
in Kuppelkrönung einen mäch-
tigen Viereckhof umschließt.
Sie erheben sich bis zu 8 Stock-
werken, doppelt so hoch als
die Schloßbauten selbst, zu
deren Füßen in Terrassen der
Garten zum Fluß abfällt. Die
Winkel des Schlosses im Hof
sind von 4 kleineren Türmen
gefüllt, deren eingebaute Wen-
deltreppen die Verbindung der
Stockwerke herstellten. Als
Rest des alten Baues besteht
noch der gotische Bergfrit am
Nordflügel. Große Portale füh-
ren in weite Flure und zu
schön geschwungenen Stiegen,
und über sie zu Hunderten von
Räumen, die mit ihren kost-
baren Möbeln und herrlichen
JOSEPH MÜHLBACHER (ZELL B. KUFSTEIN)
Text S. jj6
HL. BLASIUS
Gemälden, den breiten Fenstern und Kaminen
höchst sehenswert sind. Die Schloßkapelle ist reich
an Alabaster- und Marmoraltären und Reliefs,
und in der Sakristei sind wertvolle Meßgewänder
und -geräte.
Der Johannisburg gegenüber, mit dem Blick
auf sie und herrliches Mainland, hat König Lud-
wig I. das Pompejanum errichten lassen, das in
getreuer Nachbildung eines jener Häuser des ver-
schütteten Pompeji darstellt, wie sie bei den Aus-
grabungen vorgefunden wurden.
Den höchsten Punkt der Stadt nimmt die prunk-
volle, den beiden Heiligen Peter und Alexander
geweihte Stiftskirche ein. Es ist in der Tat, wenn
man aus einer der engen Gassen heraustritt, ein
überwältigender Anblick, dieser Dom mit seinem
reichen Steinschmuck und der zu den Portalen
emporführenden breiten Steintreppe. Auch er
verdankt seine Entstehung dem schwäbischen
Otto, ist aber durch alle Zeiten vom 10.—18. Jahr-
hundert weitergebaut und bereichert worden, so
daß er eine Sammlung aller Stilarten vom byzan-
tinisch-romanischen bis zum Barock darstellt,
ohne daß seine Schönheit beeinträchtigt wäre. Be-
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VON GEMÜNDEN
BIS
ASCHAFFENBURG
Von
ANNA BLUM-ERHARD
(Schluß)
ÄT'orbei an der Klingen-
* berger Ruine und dem
berühmten Rebenland dort,
vorüber an Obernburg,
dessen Uranfang ein römi-
sches Castrum war, und das
mit einer kleinen Zweigbahn
ins Elsavatal den Weg in den
Spessart und zu einer seiner
schönsten Perlen, dem Mes-
pelbrunner Schlößchen, er-
öffnet, nähern wir uns mit den
Wellen des Mains der stol-
zesten Feste des ganzen Ge-
biets, der weithin leuchtenden
Johannisburg. Sie ver-
dunkelt fürs erste so völlig
die ihr angegliederte Stadt,
daß all ihre alten und neuen
Straßen es schwer neben ihr
haben, zu bestehen. Die um
den ersten Bau des Herzogs
Otto von Schwaben (10. Jahr-
hundert) gefügte, aus rotem
Sandstein errichtete Johannis-
burg ist ein Werk des Kur-
fürsten Joh. von Schweikhard.
Elf Jahre (1605—16) bedurfte
das wuchtige Bauwerk, das
mit seinen 4 Flankentürmen
in Kuppelkrönung einen mäch-
tigen Viereckhof umschließt.
Sie erheben sich bis zu 8 Stock-
werken, doppelt so hoch als
die Schloßbauten selbst, zu
deren Füßen in Terrassen der
Garten zum Fluß abfällt. Die
Winkel des Schlosses im Hof
sind von 4 kleineren Türmen
gefüllt, deren eingebaute Wen-
deltreppen die Verbindung der
Stockwerke herstellten. Als
Rest des alten Baues besteht
noch der gotische Bergfrit am
Nordflügel. Große Portale füh-
ren in weite Flure und zu
schön geschwungenen Stiegen,
und über sie zu Hunderten von
Räumen, die mit ihren kost-
baren Möbeln und herrlichen
JOSEPH MÜHLBACHER (ZELL B. KUFSTEIN)
Text S. jj6
HL. BLASIUS
Gemälden, den breiten Fenstern und Kaminen
höchst sehenswert sind. Die Schloßkapelle ist reich
an Alabaster- und Marmoraltären und Reliefs,
und in der Sakristei sind wertvolle Meßgewänder
und -geräte.
Der Johannisburg gegenüber, mit dem Blick
auf sie und herrliches Mainland, hat König Lud-
wig I. das Pompejanum errichten lassen, das in
getreuer Nachbildung eines jener Häuser des ver-
schütteten Pompeji darstellt, wie sie bei den Aus-
grabungen vorgefunden wurden.
Den höchsten Punkt der Stadt nimmt die prunk-
volle, den beiden Heiligen Peter und Alexander
geweihte Stiftskirche ein. Es ist in der Tat, wenn
man aus einer der engen Gassen heraustritt, ein
überwältigender Anblick, dieser Dom mit seinem
reichen Steinschmuck und der zu den Portalen
emporführenden breiten Steintreppe. Auch er
verdankt seine Entstehung dem schwäbischen
Otto, ist aber durch alle Zeiten vom 10.—18. Jahr-
hundert weitergebaut und bereichert worden, so
daß er eine Sammlung aller Stilarten vom byzan-
tinisch-romanischen bis zum Barock darstellt,
ohne daß seine Schönheit beeinträchtigt wäre. Be-
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