BR. REINOLD TEUTENBERG, O. S. B.
Text S. 107
ORANS
BR. REINOLD TEUTENBERG, O. S. B.
Von JOSEF KREITMAIER S. J.
(Abb. S. 105—115)
1\/Tan kann die Verdienste des altehrwür-
digen Benediktinerordens um Kultur
und Kunst gar nicht hoch genug anschlagen.
Zumal im Mittelalter waren die Klöster eine
Art geistiger Kraftquellen, aus deren Über-
fülle die lebendigen Ströme von Wissenschaft
und Kunst in die Lande geleitet wurden,
„wahre Akademien“(Heideloff), an denen sich
die Blüte des Volkes ihre geistige und sitt-
liche Ertüchtigung holte. Was uns das frühe
Mittelalter an Kunst überliefert hat, an Mei-
sterwerken der Baukunst, Malerei und Pla-
stik, ist wohl zum weitaus größten Teil Klo-
sterkunst, geschaffen von kunstbegeisterten
und kunstfertigen Mönchen, deren Namen
zwar von der Zeit fortgespült wurden, deren
Werke aber ein lautes und glanzvolles Zeug-
nis ablegen für ihre Schöpfer. Später ist
dann freilich das reiche Kunsterbe zum weit-
aus größten Teil an die Laien übergegangen,
und klösterliche Kunstschulen spielten nur
mehr eine verhältnismäßig bescheidene Rolle
in der Entwicklung der Künste, gleichwohl
ist die Kunstpflege in den Klöstern nie aus-
gestorben, der Sinn für das Schöne nie er-
loschen. Wenn wir etwa Sebastian Brunners
Buch „Pie Kunstgenossen der Klosterzelle“
durchblättern, muß uns die große Zahl klö-
sterlicher Künstler — auch aus den letzten
fünfhundert Jahren -— förmlich überraschen,
Die christliche Kunst. XX. 9. Juni. 1924
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