NEUE WERKE VON BALTHASAR SCHMITT
73
entwickeln. Des jüngeren Beckert
künstlerische Jugenderziehung,
fast ein Phänomen in einer Zeit,
wo Brutalismus den Ton angab,
verdient unauslöschlich ins Le-
benswerk seines heimgegangenen
Vaters miteingezeichnet zu wer-
den *)•
Ein trefflicher Künstler, ein
frommer Mann — so steht Paul
Beckert in guter Erinnerung vor
uns. Sein bescheidenes und gen-
tiles Wesen hatte nichts von dem,
was heute am lautesten gelobt
wird. Wenn aber Männer wie
Hans Thoma und Julius Langbehn
recht haben mit ihrer Meinung,
daß eine gesunde Zukunft gerade
auch der Kunst sich nur bei Fort-
entwicklung unserer besten Ver-
gangenheit , in ungebrochener
Kontinuität entfalten könne —
was ja eigentlich ein urkatholi-
scher Grundsatz ist —, dann hat
auch ein so konservativ gerich-
tetes Schaffen wie das des hier
behandelten Meisters seine stille
Bedeutung in der neuesten Ge-
schichte der deutschen und der
christlichen Kunst.
BALTHASAR SCHMITT KRIEGSGEDÄCHTNISTAFEL
Kleinhardorf lei Königshofen. — Text S. 77
NEUE WERKE VON
BALTHASAR SCHMITT
Von W. ZILS-München
(Abb. S. 73 — 79 und Sonderbeilage)
Dalthasar Schmitt gehört zu jenen gott-
begnadeten Künstlern, die frei von der
Bürde des Alters nicht auf ihren einmal er-
rungenen Lorbeeren ausruhen, um sich in
stiller Selbstgenügsamkeit des Ruhmes ver-
gangener Werke zu erfreuen und ihr Schaf-
fen in handwerksmäßige Bahnen zu lenken.
Das »otium cum dignitate« liegt noch in
weiter Ferne vor ihm. Schmitt ist noch der
alte Feuergeist, in dem es brodelt und glüht.
Neues zu schaffen in neuer Vollendung und
steter Arbeit an sich, ist ihm höchstes
künstlerisches Gebot, selbst auf Kosten der
inneren Zufriedenheit. Er kennt keine Ruhe
und Rast. Einige der Werke, die in den
Nachkriegsjahren entstanden, mögen Zeug-
nis hierfür ablegen.
Einem spröden Material — Schiefer —
Über den Sohn Paul Beckerts vgl. den reich
illustrierten Aufsatz im 16. Jahrgang und Kunst-
beilagen in den lezten Jahrgängen.
gab Balthasar Schmitt Leben in der Pre-
della des Josephaltars für die Pfarr-
kirche in Schweinfurt (Abb. S. 74, 75 und
Beilage). Uber der bronzenen Tabernakeltür
ist mit realistischer Anschaulichkeit die »Be-
weinung Christi am Kreuz«. Zwischen den
Ornamenten der Seitenwände verwandte der
Künstler in rhythmischer Anordnung die Sym-
bole der vier Evangelisten. In der Bekrö-
nung halten zwei Engel das Lamm Gottes.
Die Seitenwände sind erfüllt von lebendiger
Schilderung aus dem Leben des Nährvaters
Christi. Auf der linken (Evangelien-)Seite
schildert er die Verkündigung und Geburt
Christi. Auf der rechten (Epistel-)Seite
kommen Maria und Joseph eben in den Tem-
pel, in dem der zwölfjährige Christus lehrt.
In den unteren Bildern läßt uns der Künst-
ler einen Blick in das Leben der hl. Fa-
milie tun. Oben ist St. Josephs Tod darge-
stellt. Mit einer staunenswerten Exaktheit
sind die Darstellungen flach in den Schiefer
geschnitten. ’)
Balthasar Schmitt beschäftigte sich schon
mehrmals mit den Problemen der Malerei,
x) Über diesen Altar vergl. Text S. 78.
Die christliche Kunst. XX. 0
10
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entwickeln. Des jüngeren Beckert
künstlerische Jugenderziehung,
fast ein Phänomen in einer Zeit,
wo Brutalismus den Ton angab,
verdient unauslöschlich ins Le-
benswerk seines heimgegangenen
Vaters miteingezeichnet zu wer-
den *)•
Ein trefflicher Künstler, ein
frommer Mann — so steht Paul
Beckert in guter Erinnerung vor
uns. Sein bescheidenes und gen-
tiles Wesen hatte nichts von dem,
was heute am lautesten gelobt
wird. Wenn aber Männer wie
Hans Thoma und Julius Langbehn
recht haben mit ihrer Meinung,
daß eine gesunde Zukunft gerade
auch der Kunst sich nur bei Fort-
entwicklung unserer besten Ver-
gangenheit , in ungebrochener
Kontinuität entfalten könne —
was ja eigentlich ein urkatholi-
scher Grundsatz ist —, dann hat
auch ein so konservativ gerich-
tetes Schaffen wie das des hier
behandelten Meisters seine stille
Bedeutung in der neuesten Ge-
schichte der deutschen und der
christlichen Kunst.
BALTHASAR SCHMITT KRIEGSGEDÄCHTNISTAFEL
Kleinhardorf lei Königshofen. — Text S. 77
NEUE WERKE VON
BALTHASAR SCHMITT
Von W. ZILS-München
(Abb. S. 73 — 79 und Sonderbeilage)
Dalthasar Schmitt gehört zu jenen gott-
begnadeten Künstlern, die frei von der
Bürde des Alters nicht auf ihren einmal er-
rungenen Lorbeeren ausruhen, um sich in
stiller Selbstgenügsamkeit des Ruhmes ver-
gangener Werke zu erfreuen und ihr Schaf-
fen in handwerksmäßige Bahnen zu lenken.
Das »otium cum dignitate« liegt noch in
weiter Ferne vor ihm. Schmitt ist noch der
alte Feuergeist, in dem es brodelt und glüht.
Neues zu schaffen in neuer Vollendung und
steter Arbeit an sich, ist ihm höchstes
künstlerisches Gebot, selbst auf Kosten der
inneren Zufriedenheit. Er kennt keine Ruhe
und Rast. Einige der Werke, die in den
Nachkriegsjahren entstanden, mögen Zeug-
nis hierfür ablegen.
Einem spröden Material — Schiefer —
Über den Sohn Paul Beckerts vgl. den reich
illustrierten Aufsatz im 16. Jahrgang und Kunst-
beilagen in den lezten Jahrgängen.
gab Balthasar Schmitt Leben in der Pre-
della des Josephaltars für die Pfarr-
kirche in Schweinfurt (Abb. S. 74, 75 und
Beilage). Uber der bronzenen Tabernakeltür
ist mit realistischer Anschaulichkeit die »Be-
weinung Christi am Kreuz«. Zwischen den
Ornamenten der Seitenwände verwandte der
Künstler in rhythmischer Anordnung die Sym-
bole der vier Evangelisten. In der Bekrö-
nung halten zwei Engel das Lamm Gottes.
Die Seitenwände sind erfüllt von lebendiger
Schilderung aus dem Leben des Nährvaters
Christi. Auf der linken (Evangelien-)Seite
schildert er die Verkündigung und Geburt
Christi. Auf der rechten (Epistel-)Seite
kommen Maria und Joseph eben in den Tem-
pel, in dem der zwölfjährige Christus lehrt.
In den unteren Bildern läßt uns der Künst-
ler einen Blick in das Leben der hl. Fa-
milie tun. Oben ist St. Josephs Tod darge-
stellt. Mit einer staunenswerten Exaktheit
sind die Darstellungen flach in den Schiefer
geschnitten. ’)
Balthasar Schmitt beschäftigte sich schon
mehrmals mit den Problemen der Malerei,
x) Über diesen Altar vergl. Text S. 78.
Die christliche Kunst. XX. 0
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