DAS SEMANTERIUM
63
Abb. 1 zu S. SS
SEMANTERIUM
vom »movere«, vom
Bewegen, Ziehen,
Läuten des Signums
die Rede ist, sondern
vom »tangere« vom
Berühren, Schlagen,
Klopfen desselben, fol-
gerte Stuhlfauth (Rep.
f. Kunstwissenschaft, Bd. 41, Berlin 1919,
S. 165) mit Recht, daß es sich dort um das
Schlagbrett handeln muß, wie es bei
Benedikt von Nursia der Fall war, der (nach
dem geborenen Franken Symphosius Ama-
larius de Metz [f 857], in dessen Werk »de
ecclesiasticis officis libri IV«, 21; cf. Wölfflin,
Archiv f. lat. Lexikographie, a. a. O. S. 538)
am Schallbrett festhielt »non propterpenuriam
aeris, sed propter vetustatem«, also aus kon-
servativer Liebe für altehrwürdiges Herkom-
men (Migne, Patrologia Latina 105, 1201).
Ist somit für die abendländisch-frühe Zeit
das einfache Wort Signum für das Schall-
brett bezeugt, also einfach »Zeichen«, »Si-
gnal«, »Signalinstrument«, das geklopft
wurde, so wird das wohl lediglich die la-
teinische Übersetzung der griechisch-mor-
genländischen Bezeichnung sein: öfjpa,
Ur|pavrqp, öqpavrpov, örpaavrqpiov, das die
gleiche Bedeutung hat und wohl nur zu-
fällig bisher in keinem — der abendländi-
schen Quelle gegenüber — älteren orien-
talischen Zeugnis vorliegt als in dem Vor-
kommen um 600, bzw. wohl im 6. Jahrhun-
dert. Denn das Typikum des hl. Sabbas
(cap. I, V, LVII), welches uns nur in der
jüngeren Fassung des Athanasius Martyr
und Cyrillus vorliegt (Rohault de Fleury,
La Messe VI, S. 146) geht, wie mir Heisen-
berg gütig sagte, wohl auf das 6. Jahrhun-
dert zurück, so daß auch die Bezeichnung
df|pctvrpov für das Schallbrett als so alt
jedenfalls gesichert erscheint.
Das Lexikon von Sophokles gibt für
dqpavrqp=Gnr|avrpov als Belegstelle:
Antiochus Monach. (A.D. 614) 1516 B (in
Patrol. Gr.) und Mystagogie des (733 t) Kon-
stantinopeler Bischofs (Pseudo-)Germanos
Abb. 2 zu Text S. SS
SEMANTERIUM
385 A(A.D.74o),
wahrscheinlich
aber wesentlich
älter; sowie
Theod. Studites
(A. D. 827) 1713
B., und Achmet
(A. D. ca. 950)
12 p. 15;
für önpav-
vqptov Sophro-
nios (A. D. 638), Pseudo-Germanos 385 B
(A. D. 740), Achmet 12, p. 15 (A. D. 950).
(Vergl. dazu: Du Gange, Gloss. ad Scrip-
tores Mediae et Infimae Graecitatis Sp. 1359.)
Sehr alt ist natürlich auch die einfache
Materialbezeichnung rö ^uXov, »das Holz«,
oder rb aytov ^vXov »das heilige Holz«.
Der Hagiograph der hl. Martha (f 551)
gebraucht z. B. für das Schallbrettklopfen
die Redensart »expouöEV rb EvXov«, also ein-
fach »das Holz schlagen«, und auf der
obenerwähnten Epithaphinschrift der alt-
christlichen Kirche St. Stephan zu Jerusalem
hieß der Kirchendiener »tcov J'vXcov cpvXcd;«,
»der Wächter der Hölzer«. Der Ausdruck
ayicc HvXa«, »heilige Hölzer«, ist gebraucht
bei dem Bericht über die schon erwähnte
Einholung der Reliquien des persischen Mär-
tyrers Athanasius
(Wetzer und
Welte, Kirchen-
lexikon3 V, 697);
»iepd, HvXa« ge-
braucht Baisamon
im 12. Jahrhun-
dert) .
Die entspre-
chende latinisierte
Bezeichnung »li-
gna sacra« tritt
auf in den Akten
(Kap. 4) des zwei-
ten Konzils von
Nikaia (787), und
daseinfache »ligna
pulsare«, die Höl-
zer schlagen, ge-
braucht z. B. der schon genannte Amalarius
von Metz (f 847) a. a. O., »lignum diver-
berare«, sagt Leo Allatius 1645 a. a. O., »ligna
percutere« hat Pellicia 1777.
Das syrische Wort für das Schlagbrett,
im 6. Jahrhundert bezeugt, wie wir oben
sahen, ist »naqösch«, was ebenso wie das
abgeleitete arabische Wort dafür, »näqüs«,
eigentlich Hammer, Klöpfel bedeutet (was
allgemein Klopfinstrument, Klopfsignal sa-
gen will). (Schluß folgt.)
Abb. 3 zu Text S. SS
SEMANTERIUM
EIN BILD IN DER SAKRISTEI
ZU ZWIEFALTEN
VonJOHANN GEORG,HERZOG ZUSACHSEN
UÄfter hat sich in der letzten Zeit die Kunst-
forschung mit der plastischen Gruppe
Johannes an der Brust Christi beschäftigt.
War man vielleicht anfangs auch versucht,
63
Abb. 1 zu S. SS
SEMANTERIUM
vom »movere«, vom
Bewegen, Ziehen,
Läuten des Signums
die Rede ist, sondern
vom »tangere« vom
Berühren, Schlagen,
Klopfen desselben, fol-
gerte Stuhlfauth (Rep.
f. Kunstwissenschaft, Bd. 41, Berlin 1919,
S. 165) mit Recht, daß es sich dort um das
Schlagbrett handeln muß, wie es bei
Benedikt von Nursia der Fall war, der (nach
dem geborenen Franken Symphosius Ama-
larius de Metz [f 857], in dessen Werk »de
ecclesiasticis officis libri IV«, 21; cf. Wölfflin,
Archiv f. lat. Lexikographie, a. a. O. S. 538)
am Schallbrett festhielt »non propterpenuriam
aeris, sed propter vetustatem«, also aus kon-
servativer Liebe für altehrwürdiges Herkom-
men (Migne, Patrologia Latina 105, 1201).
Ist somit für die abendländisch-frühe Zeit
das einfache Wort Signum für das Schall-
brett bezeugt, also einfach »Zeichen«, »Si-
gnal«, »Signalinstrument«, das geklopft
wurde, so wird das wohl lediglich die la-
teinische Übersetzung der griechisch-mor-
genländischen Bezeichnung sein: öfjpa,
Ur|pavrqp, öqpavrpov, örpaavrqpiov, das die
gleiche Bedeutung hat und wohl nur zu-
fällig bisher in keinem — der abendländi-
schen Quelle gegenüber — älteren orien-
talischen Zeugnis vorliegt als in dem Vor-
kommen um 600, bzw. wohl im 6. Jahrhun-
dert. Denn das Typikum des hl. Sabbas
(cap. I, V, LVII), welches uns nur in der
jüngeren Fassung des Athanasius Martyr
und Cyrillus vorliegt (Rohault de Fleury,
La Messe VI, S. 146) geht, wie mir Heisen-
berg gütig sagte, wohl auf das 6. Jahrhun-
dert zurück, so daß auch die Bezeichnung
df|pctvrpov für das Schallbrett als so alt
jedenfalls gesichert erscheint.
Das Lexikon von Sophokles gibt für
dqpavrqp=Gnr|avrpov als Belegstelle:
Antiochus Monach. (A.D. 614) 1516 B (in
Patrol. Gr.) und Mystagogie des (733 t) Kon-
stantinopeler Bischofs (Pseudo-)Germanos
Abb. 2 zu Text S. SS
SEMANTERIUM
385 A(A.D.74o),
wahrscheinlich
aber wesentlich
älter; sowie
Theod. Studites
(A. D. 827) 1713
B., und Achmet
(A. D. ca. 950)
12 p. 15;
für önpav-
vqptov Sophro-
nios (A. D. 638), Pseudo-Germanos 385 B
(A. D. 740), Achmet 12, p. 15 (A. D. 950).
(Vergl. dazu: Du Gange, Gloss. ad Scrip-
tores Mediae et Infimae Graecitatis Sp. 1359.)
Sehr alt ist natürlich auch die einfache
Materialbezeichnung rö ^uXov, »das Holz«,
oder rb aytov ^vXov »das heilige Holz«.
Der Hagiograph der hl. Martha (f 551)
gebraucht z. B. für das Schallbrettklopfen
die Redensart »expouöEV rb EvXov«, also ein-
fach »das Holz schlagen«, und auf der
obenerwähnten Epithaphinschrift der alt-
christlichen Kirche St. Stephan zu Jerusalem
hieß der Kirchendiener »tcov J'vXcov cpvXcd;«,
»der Wächter der Hölzer«. Der Ausdruck
ayicc HvXa«, »heilige Hölzer«, ist gebraucht
bei dem Bericht über die schon erwähnte
Einholung der Reliquien des persischen Mär-
tyrers Athanasius
(Wetzer und
Welte, Kirchen-
lexikon3 V, 697);
»iepd, HvXa« ge-
braucht Baisamon
im 12. Jahrhun-
dert) .
Die entspre-
chende latinisierte
Bezeichnung »li-
gna sacra« tritt
auf in den Akten
(Kap. 4) des zwei-
ten Konzils von
Nikaia (787), und
daseinfache »ligna
pulsare«, die Höl-
zer schlagen, ge-
braucht z. B. der schon genannte Amalarius
von Metz (f 847) a. a. O., »lignum diver-
berare«, sagt Leo Allatius 1645 a. a. O., »ligna
percutere« hat Pellicia 1777.
Das syrische Wort für das Schlagbrett,
im 6. Jahrhundert bezeugt, wie wir oben
sahen, ist »naqösch«, was ebenso wie das
abgeleitete arabische Wort dafür, »näqüs«,
eigentlich Hammer, Klöpfel bedeutet (was
allgemein Klopfinstrument, Klopfsignal sa-
gen will). (Schluß folgt.)
Abb. 3 zu Text S. SS
SEMANTERIUM
EIN BILD IN DER SAKRISTEI
ZU ZWIEFALTEN
VonJOHANN GEORG,HERZOG ZUSACHSEN
UÄfter hat sich in der letzten Zeit die Kunst-
forschung mit der plastischen Gruppe
Johannes an der Brust Christi beschäftigt.
War man vielleicht anfangs auch versucht,