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Curtius, Ernst [Hrsg.]; Adler, Friedrich [Hrsg.]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0021
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Landschaftliche Anssehten (Tafel I—VII).

Das Bild b ist ungleich enger begrenzt wie a. - Der
Beschauer sleht sehr nahe vor dem südwestlichen Altis-
thore — dem Pompenthore, durch welches die Festzüge
eintraten — und sieht unmittelbar vor sich den drei-
stufigen Unterbau desselben. Es war dreipfortig gestaltet,
wie die untersten noch am Platze slehenden Trommeln
der beiden Innenstützen lehren. Fluchtrecht zu ihnen
erscheinen die untersten Quaderschichten der weltlichen
Altismauer. Unmittelbar hinter der letzteren lind back-
steinerne Pfeilerreihen sichtbar, welche einst, durch Rund-
bögen verbunden, eine vom Kronion herabkommende
römische Wasserleitung trugen. Da wo dieser Aquädukt
das Pompenthor erreichte, waren ein Paar Porossäulen
an Stelle der Backsteinpfeiler eingeschaltet, um an Platz
zu sparen und der Architektur des älteren Thores sich
anzuschliessen. Auf die nördliche jener beiden Stein-
säulen legt zur Kennzeichnung des kleinen Massstabes
ein Arbeiter in albanesischer Tracht die Hand. Den
Mittelgrund füllt die Krepis des Zeustempels und den
Hintergrund bilden links der Kronoshügel, rechts die
Höhen von Miraka.
Tafel Via und b. Das obere Bild a veransehau-
licht das Innere der byzantinischen Kirche in demjenigen
Zustande teil weiser Zerstörung, welcher unvermeidlich
war, um ausser der Hebung von wichtigen Inschriften
und Baugliedern aus dem Fussboden die Planbildung
der ursprünglichen, darunter ruhenden Bauanlage aus
hellenischer Zeit genauer zu erkunden.
Der Standpunkt des Beschauers befindet sich im
Südwesten des dreischiffigen Langhauses und der Blick
geht nach Nordosten. Rechts im Hintergrunde öfsnet
sich die Apsis mit den Reiten einer ausgemauerten Klein-
stützenstellung unter der längst verschwundenen Halb-
kuppel. In der Mitte der Apsis slehen die Reste des
Altares, etwas weiter nach vorn diejenigen der alten
marmornen Chorschranken. Deutlich unterscheidet man
die durchbrochenen Steingitter, sowie die beiden Säulen-
schäfte (der südliche sehr beschädigt), welche durch einen
nicht mehr aufgefundenen Bogen verbunden, die Chor-
pforte bildeten. Der alte schmucklose Sprechplatz des
Priesters im Langhause links ist durch einen sitzenden
Mann bezeichnet. Von den beiden Steintreppen, die
zum Ambo führten, ist nur die weltliche sichtbar. Gleich
darüber sieht man die Untermauer nebst den Säulenresten
für die Arkaden des nördlichen Seitenschifses und da-
hinter erheben sich die aus Ziegeln und Bruchsteinen
erbauten Obermauern der Kirche nebst ihren Rundbogen-
fenstern. Im Vordergrunde liegen zu Platten zerschnittene
Basen aus der Exedra, ionische Kapitelle und andere
Bauglieder verschiedener Herkunft.
Das untere Bild b ist von einem Standpunkte aus
aufgenommen worden, welcher im südöstlichen Aussen-
gebiete liegt. Da hier die alte Bodenhöhe unberührt
geblieben ist, war es möglich, von oben her einen guten
Einblick in die weltliche Hälfte des Nerohauses zu ge-
winnen. Der Beschauer steht daher im Süden und blickt
nach Norden; zu seinen Füssen liegt ein wahres Laby-

rinth von Räumen verschiedener Form und Grösse, von
Mauern und Fundamenten in mannigfachen Abstufungen,
hier nebeneinander — dort übereinander. Ohne Zu-
hülfenahme des grossen Lageplanes ist eine sichere
Orientierung unmöglich.
Nur mit Mühe unterscheidet man einige noch am
Platze slehende attische Säulenbasen als Reste eines um-
säulten Periityls, sowie ganz im Vordergrunde eine über-
wölbte unterirdische Kloake. Am deutlichsten ist im
Mittelgrunde ein grösseres Gemach an seinem glatten
weissleuchtenden mit einem Mosaik geschmückten Estrich
zu erkennen. Gleich dahinter zeigen sich starke nach
innen gelegte Strebepfeiler, welche notwendig waren,
um die Hinterwand zu verstärken, denn unmittelbar
daran stösst die Südwestecke des Stadionwalles mit
ihrem nicht geringen Erddrucke. Noch etwas höher
und mehr links entdeckt man ähnliche Widerlagspfeiler
an der Futtermauer des Kronoshügels. An ihnen
entlang lief die Wasserleitung des Herodes Attikus,
welche dieser reiche Sophist aus dem Thale vor Miraka
bis zu seiner auf der Schatzhäuserterrasse slehenden
Exedra (vergl. Tafel III 6) hatte führen lassen.
Tafel Vlla und b. Der Standpunkt für das obere
Bild a ist an der Nordseite des Leonidaion und fast in
seiner Mitte gewählt worden; der Ausblick geht nach
Norden. Links im Bilde tritt hochragend die Osthälfte
der byzantinischen Kirche hervor. Deutlich unterscheidet
man an ihr den antiken Unterbau aus hochkantig ge-
stellten Porosquadern von den späteren Aufbauten aus
Ziegeln bezw. aus einem Mischwerke von Ziegeln und
Bruchsteinen. Im Ossen erkennt man die erst in alt-
christlicher Zeit dem alten Baue hinzugefügte Apsis.
Diese hat leider teilweise durchsehnitten werden mussen,
um die erforderliche Schuttabfuhr und die noch wich-
tigere EntwälTerung während der Untersuchung des
antiken Unterbaues im Innern zu ermöglichen.
Den Hintergrund schliesst nach rechts der waldige
Abhang des Kronion; an seinem Fusse, dicht an der
Apsis, zeigt sich hinten das provisorische Museum; mehr
nach rechts tauchen — freilich schwer erkennbar — die
Mauerreste des Prytaneion und die Säulen von der West-
front des Heraion auf.
Den ganzen Vordergrund süllt ein langer, aber wenig
tiefer antiker Bau, — aus Porosquadern solid errichtet —
welcher möglicherweise die Wohnungen der Phaidrynten
sowie ihre Hülfswerkstätten enthalten hat.
Für das letzte Bild b steht der Beschauer auf der
Thesaurenterrasse im Nordosten der Altis und sieht
gegen die bei der Erläuterung der vorigen Tafel b
bereits erwähnte mit Strebepfeilern besetzte Futtermauer
von Porosquadern, welche zu der am Bergabhange
geführten Wasserleitung des Herodes Attikus gehörte.
Vor derselben liegen die stark zusammengeschmolzenen
Baureste der Schatzhäuser von Selinus und Metapont.
Beides waren dorische Antentempel kleinen Massstabes,
deren weit verstreute Bauglieder eine angenähert richtige
zeichnerische Wiederherstellung verstatten.

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