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Curtius, Ernst [Editor]; Adler, Friedrich [Editor]
Olympia: die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung (Textband 2): Die Baudenkmäler — Berlin, 1892

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https://doi.org/10.11588/diglit.774#0189
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Die Wasserleitungen (Tafel Gl — CIV).

I7I

das Bett des Kladeos, z. B. in der Richtung des Grabens,
welcher vom Leonidaion nach Welten gezogen ist, ca.
1,5 m unter der Fundamentsohle der Futtermauer, welche
ehemals diesen Bach begrenzte. Weitere Ordinaten, aus
welchen man sich ein genaues Bild von der alten Boden-
getialtung machen kann, lind in dem grossen Situations-
plan und in den Längenprofilen verzeichnet. Sie sind
sämtlich auf die Oberkante des Stylobates vom Zeus-
tempel bezogen, welcher die Ordinate +.0 hat. Es haben
daher die Ordinaten, welche sich auf tiefer gelegene Bau-
werke beziehen, das Zeichen —, die höher gelegenen
Bauten das Zeichen + erhalten.
Die Entwässerung.
Die von der Natur gegebene Bodengestaltung war
für die Anlage der Entwä'sserungsleitungen massgebend.
Der Bodenerhebung in der Mitte der Altis entsprechend
musste sich ein örtliches und ein weltliches System ent-
wickeln, vom Altisplateau selbst konnte das Wasser auch
nach Süden abgeleitet werden. Bestimmend für die An-
lage eines Teiles der Entwä'sserungsleitungen war aber
auch die Rücksicht auf die Wasserversorgung, wenigltens
in der älteren Zeit, da eine Anzahl Entwässerungsleitun-
gen zugleich zur Wasserzufuhr mitbenutzt wurde. Diese
geschah in alter Zeit ausschliesslich aus dem Kladeos-
thale und hatte, wie später entwickelt werden wird, in
der Altis ihren Ausgangspunkt an der Nordostecke des
Heraion. Es sind daher die alten Entwässerungsleitungen
so angeordnet, dass vom Heraion aus zwei Leitungen
zur Entwässerung des Altisplateaus, öltlich und weltlich
am Zeustempel vorbei nach Süden führend, angelegt
sind. Man kann den Lauf derselben auf dem grossen
Situationsplan verfolgen, auf welchen ich hiermit auch
zur Auffuchung aller anderen Leitungen verweile. Mit
Übergehung der für die Topographie wichtigen Merk-
male bemerke ich nur, dass die örtliche Leitung der von
Süden kommenden Zugangsltrasse zur Altis zultrebt,
deren Lage genau bezeichnend, während die weltliche
in vielen Windungen hinter dem Zeustempel und dem
Buleuterion hergeht, und dann plötzlich nach der Welt-
ecke der Südhalle sich hinzieht. Aus den vielen Win-
dungen der letzteren erkennt man, dass diel'elbe durch
die Entltehung späterer Gebäude manchen Umbauten
unterworfen gewesen ist. Die Leitungen sind aus Poros-
blöcken konltruiert, die inneren Flächen sind mit Putz
überzogen, und die langdauernde Benutzung erkennt
man schon daran, dass an manchen Stellen sieben Putz-
lagen übereinander sich befinden. Die Porosblöcke selbst
sind vielfach zurückgesetzte Bausteine alter Gebäude (Tri-
glyphen des Zeustempels, der Länge nach gespaltene
Säulentrommeln u.s.w.), die Rinnen im Querschnitt recht-
eckig, halbkreisförmig oder geschweift.
Das von der Schatzhäuserterrasse herabsliessende
Wasser nahm eine am Fusse des Stufenbaues und auf
der Stützmauer liegende Leitung auf. Das Wasser wurde
über den Stadioneingang hinweg auf der Olt-Altismauer
weiter nach Süden geleitet, ein Teil vielleicht auch ins
Stadion hineingeführt, um dort in den grossen Kanal
zu münden, welcher als Hauptentwässerungskanal des

Stadions in der Südweltecke desselben durch den Stadion-
wall geht. Reite einer Rinne an der Nordwand der
h^-k-yi, s'itcSoq bestätigen dies. Die Schatzhäuserterrassen-
Leitung sollte auch Trinkwasser sowohl zum Stadion
wie zu den Gebäuden im Südolten der Altis führen, die
spätere Überwölbung des Stadioneinganges zerstörte aber
den alten Zultand, so dass sich an dieser Stelle ein sicheres
Urteil über den Verlauf der Leitung nicht gewinnen
lässt. Als der Stadioneingang überwölbt wurde, hat man
zwar versucht, durch eine Dükeranlage (Tafel CHI, Figur 7)
das Wasser noch fernerhin der auf der Olt-Altismauer ver-
bliebenen Leitung wieder zuzuführen, jedenfalls aber mit
schlechtem Erfolg, da dieser Düker sich bald verstopfen
musste. Man hat dann später das Wasser von der Stütz-
mauer der Terrasse herabfallen lassen und durch einen
überdeckten Poroskanal unter dem Zugangsweg zum
Stadion fort zu der grossen Rinne vor der Echohalle
zugeführt. Diese Rinne nahm auch das Regenwasser von
dem grossen Platz zwischen dem Zeusaltar und der Echo-
halle auf und leitete es dann zwischen der Echohalle und
dem Südostbau jenem grossen Kanal zu, welcher durch
den Stadionwall ging. Durch den Bau des Nerohauses ist
auch hier der Vereinigungspunkt zerltört worden. Es ist
aber noch eine Abzweigung erhalten, welche an der
Ostseite des Südostbaues entlang nach Süden führte.
Kleinere, hier noch ferner vorhandene aber nur lokalen
Zwecken dienende Leitungen können übergangen werden.
Wie aus dem vorhergehenden ersichtlich, war die
Entwäslerung der Altis und des öltlich von ihr gelegenen
Teiles von Olympia eine einfache. Der einzige Punkt,
welcher zu interessanten Lösungen Anlass bot, war der
Durchgang zum Stadion. Die ursprüngliche Anlage hat
auch im Laufe der Zeit nur durch die im Ölten errich-
teten Neubauten erhebliche Änderungen erfahren, welche
durch die Erhöhung des Stadionwalles veranlasst wurden.
Anders lagen die Verhältnisse im Welten der Altis.
Hier lagen die Gebäude, welche vorzugsweise profanen
Zwecken dienten, hier sind auch bis in die spätelten
Zeiten hinein grosse Änderungen an den Gebäuden selbst
vorgenommen. Die Wasserleitungen geben davon Zeug-
nis. Die ältelten Gebäude im Welten der Altis, die by-
zantinische Kirche mit ihrem alten Unterbau, das Heroon
und die Gebäudegruppe neben demselben (Theekoleon)
hatten ihre eigene Entwässerung, indem das Walter aus
diesen Gebäuden in die Rinne lieh ergoss, welche um
drei Seiten der byzantinischen Kirche sich hinzog. An
der Südost- und Südwestecke dieses Gebäudes befand
sich zur Weiterleitung des Wassers eine Abssussrinne.
Die grosse Rinne an der Südseite des alten Bauwerkes
ist erst späteren Ursprunges.
In alter Zeit bestand die Gymnasionanlage in ihrer
jetzigen Geltalt noch nicht, was man an zwei Leitungen,
welche zu den ältesten in Olympia gehören, erkennt. Es
ist die grosse Porosleitung, welche vom Heraion nach
Wetten führt und die dieser parallele und gleichartig
gebaute zwischen dem Prytaneion und der Osthalle des
grossen Gymnasion. Beide Leitungen dienten zur Ab-
führung des Regenwassers, jene nahm das vom Heraion
kommende W'asser auf, diese sollte das von Norden und
vom Kronion herabfliessende Wasser von weiterem Vor-
 
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