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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0047

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KUNSTGESCHICHTLICHE EINLEITUNG


Textabb. 4. St. Michael als Drachentöter. Bamberg, Dom, Südauf-
gang zum Georgenchor. Bamberg, um 1220-1237.


Textabb. 5. St. Michael. Deckelminiatur des
Bamberger Psalters. Bamberg, SB, Ms. Bibi. 48.
Bamberg, um 1220/30.

der Stiftungseifer im 14. und 15. Jahrhundert zunehmend zugunsten des Niederadels verschoben hat. Von den ältesten
und mächtigsten im mittelfränkischen Raum begüterten Adelsgeschlechtern - den Herren und späteren Grafen von
Hohenlohe (im Westen um Rothenburg), den Herren von Schwarzenberg und Schlüsselberg (im äußersten Norden
unseres Gebiets, d.h. im Herzen Frankens), den Grafen von Oettingen (im Süden um Dinkelsbühl), den Grafen von
Truhendingen (um Gunzenhausen und Kloster Heidenheim), den Marschällen von Pappenheim (um Weißenburg und
im Altmühlraum), und den Herren von Heideck (mit Streubesitz um Roth, Ansbach, Lichtenau und der heutigen
Oberpfalz) - sind uns gleichwohl keine Fensterstiftungen erhalten geblieben, was freilich nur zum Teil dem frühzeiti-
gen Niedergang der Familien anzulasten ist. Lediglich im Fall der Heidecker überliefert das handschriftliche Verzeich-
nis der Monumente des Klosters Heilsbronn noch im frühen 17. Jahrhundert eine hochgotische Farbverglasung mit
dem Bildnis des Stifters Gottfried von Heideck und seiner Ehefrau, einer Schwester des Nürnberger Burggrafen Fried-
rich III., wobei die Erhaltung wohl auch den verwandtschaftlichen Beziehungen zum Hause Zollern zu verdanken ist
(vgl. S. 194). Gemessen an der großartigen Farbverglasung des Ritters Götz Lesch in der Chorachse der Jakobskirche
in Rothenburg, deren vollständige Erhaltung sicher mehreren glücklichen Umständen zu verdanken ist48, sind die
Verluste an Fensterstiftungen des fränkischen Niederadels besonders eklatant: Lediglich ein halbes Dutzend mehr
oder weniger fragmentierter Wappenscheiben und Stifterbilder dieses Stifterkreises sind in den Pfarrkirchen in Artels-
hofen (Stifterbild des Jörg von Künßberg), Dietenhofen (Wappen Leonrod und Reichenau), Großhaslach (Wappen
Helmstadt), Happurg (Wappen Eyb), Sinbronn (Wappen der Truchsessen von Rechenberg) und Wendelstein (Wappen
Voit von Wendelstein) durch Zufall erhalten geblieben. Auch die wenigen Anhaltspunkte, die überdies im Fall des
Chorherrenstifts in Langenzenn für eine Stiftung des Ritters Hans von Seckendorff (ti4$6) und seiner Gemahlin
Anna von Wemding sprechen (vgl. S. 2/8)49 bzw. Reste von frühen Farbfenstern in Eschenbach50, Ottensoos51, Groß-
habersdorf52 und Großlellenfeld53, die allesamt auf Stiftungen früherer Grund- und Patronatsherrn zurückgehen
dürften, vermögen dieses Ungleichgewicht nicht zu korrigieren.
Was die Rolle der drei fränkischen Hochstifte Würzburg, Bamberg und Eichstätt für unser Gebiet betrifft, so läßt sich
- abgesehen von der Bamberger Herrschaft in Henfenfeld und der entsprechenden Herkunft der ältesten fränkischen
 
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