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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0188

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GROSSHABERSDORF • PFARRKIRCHE

l83


Fig. 82. ES
Chor n II, 4b.

Fig. 81. ES
Chor n II, 4a.


4b VERKÜNDIGUNG AN MARIA Fig. 79, 82, Abb. 88f., 91
H. 65-65,5 cm, B. 31 cm.
Ursprünglich muß das Feld in einer linken Fensterbahn (a)
gestanden haben (breite linke Randsäule).
Erhaltung: Abgesehen von wenigen jüngeren Ergänzungen in
der bekrönenden Architektur (Frenzei) sowie zwei alten Flick-
stücken mit Resten von Bemalung im Gewand des Engels origi-

nale Substanz. In größerem Umfang Doublierung gesprungener
Gläser. Bemalung weitgehend intakt. Bleinetz erneuert.
Ikonographie, Komposition: Nur geringfügig modifizierte Wie-
derholungen der gleichen Szene in Markt Erlbach und Mühl-
hausen zeugen von der rationellen Arbeitsweise der Nürnberger
Betriebe9. Soweit zu gehen wie Richter, die Großhabersdorf
und Mühlhausen aufgrund dieser Übereinstimmungen sogar
demselben Meister zuschreiben möchte, besteht angesichts der
für Nürnberg erschlossenen Serienproduktion allerdings keine
Notwendigkeit.
Farbigkeit, Ornament: Maria trägt unter dem roten Mantel ein
purpurviolettes Gewand; hellgrünes Mantelfutter unten am
ondulierenden Saum sichtbar; Mantelschließe, Buch und Nim-
bus gelb; hellbraunes Inkarnat. Engel in purpurvioletter Alba
mit gelben Hals- und Ärmelsäumen, grünen Flügeln, bernstein-
gelbem Nimbus, in der Linken ein weißes Buch. Inkarnate
gleichfalls blaßbraun. Rahmen- und Hintergrundfarbigkeit (hier
jedoch Spitzblattmuster) entsprechen im Gegensinn 4a; die
schmale weiße Säule rechts mit gelbem Kapitell und gelber Basis.
CVMA HD 3804, A 11715, Details HD 3807!.
Großdia CVMA A 140

CHORFENSTER süd II

Fig. 80, 83E, Abb. 92-95

Lichtes Gesamtmaß: H. 3,80 m, B. 0,75 m.
Zweibahniges Fenster von fünf Zeilen, Kopfscheiben und Maßwerk aus rundblättrigem Dreipaß. Das Fenster umfaßt
zehn Rechteckfelder, zwei Kopfscheiben und ein Maßwerkteil, die bis auf die beiden mittelalterlichen Rechteckfelder
in der fünften Zeile mit Ornamentscheiben des 19. Jh. gefüllt sind. Schutzverglasung der mittelalterlichen Felder mit
matt aufgeätzter Bleinetzsimulation (dem Verlauf des originalen Bleinetzes folgend).

4a CHRISTUS ALS WELTENRICHTER
Fig. 80, 83, Abb. 92, 95
H. 72 cm, B. 31,5 cm.
Ursprünglich muß das Feld in einer rechten Fensterbahn (b)
gestanden haben (breite gewirtelte Randsäule rechts).
Inschriften: Auf dem Spruchband des nicht zu identifizierenden
knienden Klerikers in gotischer Minuskel: ■ miserere ■ mei ■ deus ■
Erhaltung: Kleine Ergänzung im gelben Mantel des Stifters und
vermutlich im Randstreifen; sonst alte Substanz. Gut ein Dut-
zend Doublierungen gesprungener Gläser, inzwischen vergilbt.
Flächige Korrosionsschichten weitgehend abgetragen. Bemalung
in Figuren und Grund erstaunlich gut intakt; keine Anzeichen
für nachkonturierte Gesichtszüge. Bleinetz erneuert.
Ikonographie, Komposition: Ähnlich wie Verkündigung und
Kreuzigung entspricht auch der auf dem doppelten Regenbogen
thronende Weltenrichter mit den beiden von seinem Mund aus-
gehenden Schwertern nahezu wörtlich den anderen erhaltenen
Versionen des Themas innerhalb der von Nürnberg ausgehenden
Glasmalerei: Neben Markt Erlbach rückt eine dritte Fassung in
St. Martha in Nürnberg in den Kreis der Vergleichsbeispiele (vgl.
Fig. 172)10. Was in beiden Fällen fehlt, ist die kniende Stifterfigur
eines Klerikers, der in Großhabersdorf unmittelbar unterhalb
des Regenbogens erscheint.
Farbigkeit, Ornament: Christus thront in rotem Mantel mit
grünem Innenfutter, gelbem Nimbus und roten Schwertern auf
doppeltem gelben Bogen thronend; Stifter in gelber Kasel über

rotem Untergewand. Inkarnate hellbraun, Spruchband weiß.
Rechts bernsteingelbe Säule weiß gewirtelt, weiße Basis, gelbes
Kapitell; links schmale weiße Säule über gelber Basis, gelbes
Kapitell. Hellblauer Nierenblattgrund.
CVMA HD 3 809, A 11716, Details HD 3811
Großdia CVMA A 141


Fig. 84. ES
Chor s II, 4b.

Fig. 83. ES
Chor s II, 4a.


9 Vgl. S. 301, bzw. Richter, CVMA Deutschland XVI, 1993, S. 101,
Abb. 129.
10 Das Weltgerichtsfenster in St. Martha (Chor süd V) war vermutlich
eine Stiftung der Nürnberger Familie Ottmann.
 
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