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MARKT ERLBACH • PFARRKIRCHE
ster als Zeugnisse des Nürnberger Stilkreises; sieht die engeren Zusammenhänge mit Großhabersdorf und Creglin-
gen); Fischer, 2i937, S. 85 f. (vermutet Nürnberger Herkunft des Stils, sonst wie 1914); Frankl, 1938, S. 263 (speku-
lative Zuschreibung aller Markt Erlbacher Reste an den Ulmer Glasmaler Jakob Acker und Datierung vor 1390);
Wentzel 1951 bzw. 2i9J4, S. 48, 58f., 95 bzw. 49, 60, 97 (bezeichnet die Markt Erlbacher Fenster in einem Satz mit
Creglingen und Großhabersdorf als Erzeugnisse Nürnberger Werkstätten aus dem letzten Viertel des 14. Jh.); Mosch,
1952, S. 1 lof. (sieht in der Werkstatt der Markt Erlbacher Fenster nur die Schulwerkstatt der Erfurter Patriarchenfen-
ster; bestreitet die fränkisch-parlerische Herkunft des Stils); Richard Strobel, in: Kurzinventar Neustadt/Aisch,
1972, S. 108 (Auflistung der Themen mit ungenauen Angaben zur Restaurierung); Brigitte Lymant, in: Kat. Ausst
Köln 1978, I, S. 381 (Erwähnung als Beispiel »nürnbergischer Glasmalerei der Parierzeit«); Ulrich, 1979, S. 3E
(Erwähnung als Werk eines Glasmalers aus St. Martha in Nürnberg und Datierung um 1380); Dehio Franken, 1979,
S. 490 (Erwähnung mit Datierung um 1380); Christa Richter, in: Mittelalterliche Glasmalerei in der DDR, Berlin
1979, S. 218 (betrachtet Markt Erlbach als direktes Vorbild für die kleinfigurigen Fenster der Marienkirche in Mühl-
hausen, datiert vor 1398 - dem Todesjahr des Nürnberger Burggrafen Friedrich V); Drachenberg, 1980, S. 281, 292
(Erwähnung im Kontext des Erfurter Katharinenfensters); Fitz-Ulrich, 1984, S. 139E (Ikonographische Auflistung
mit Standortangaben und pauschaler Datierung »um 1380«); Rainer Kahsnitz, in: Kat. Ausst. Nürnberg 1986, S. 90
(Erwähnung als Beispiel Nürnberger Glasmalerei des späten 14. Jh.); Josef Dettenthaler, Kilianskirche Markt Erl-
bach, München/Zürich 1990, S. 12 (Beschreibung der Fenster mit Hinweisen auf Restaurierung und Neuordnung;
Datierung um 1390); Drachenberg, 1990, S. 262 (ikonographischer Vergleich der Katharinenfenster in Markt Erl-
bach und Erfurt); Scholz, Chronologie, 1991, S. 24, 48 (verweist erstmals seit Sherrill wieder auf die unterschied-
lichen Stilgruppen der Markt Erlbacher Fenster); Richter, CVMA Deutschland XVI, 1993, passim (sieht in Nürn-
berg das große Zentrum für Glasmalerei im späten 14. Jh. und bekräftigt die Nürnberger Provenienz der für Stadt und
Umland, Markt Erlbach und Großhabersdorf, wie für Thüringen - Erfurt und Mühlhausen - tätigen Glasmaler);
Scholz, CVMA Deutschland 1,3, 1994, S. XLIV (Erwähnung Markt Erlbachs im Rahmen Nürnberger Massenpro-
duktion des ausgehenden 14. Jh.).
Gegenwärtiger Bestand: An mittelalterlichen Resten aus vier verschiedenen Zyklen - Katharinenlegende, Marien-
leben, Passion Christi und Weltgericht - sind heute in drei Chorschlußfenstern noch insgesamt 49 Scheiben, 27 Recht-
eckfelder, acht Kopfscheiben und 14 Maßwerkteile zusammengestellt, wobei sich neben den Maßwerkscheiben nur
noch einzelne Felder des Weltgerichts und der Annen-Marien-Legende an ihren angestammten Plätzen befinden (Fig.
173-179, Abb. 184-202).
Drei Kopfscheiben mit Engelsbüsten und einer Turmspitze, die 1898 ausgeschieden wurden, befinden sich heute im
Besitz des Bayerischen Nationalmuseums in München und werden im Anhang aufgeführt (Abb. 434-436)1.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die erste schriftliche Erwähnung der Pfarrkirche im Rahmen von
Güter-Schenkungen des Heilsbronner Abts Rapoto reicht bis ins Jahr 1144 zurück, doch vom damaligen Bau haben
sich, mit Ausnahme des steinernen Taufsteinfragments, keine Reste erhalten2. 1282 erhielt der Nürnberger Burggraf
Friedrich III. von König Rudolf von Habsburg das Gebiet um Markt Erlbach als Reichslehen, und mit der Herrschaft
der Hohenzollern wuchs auch die Bedeutung des Ortes als Gerichtsstand und Verkehrszentrum im Nordwesten
Nürnbergs. Die Verleihung des Marktrechts vor 1314 belegt diesen Aufschwung, doch die Lage an der großen Heer-
straße zwischen Nürnberg und Bad Windsheim war zugleich auch Ursache wiederholter kriegerischer Zerstörungen
des Gemeinwesens: Den äußeren Anlaß zum Neubau des Chores gab vermutlich die Verwüstung der Kirche im Städ-
tekrieg 1388, denn für einen unmittelbaren Wiederaufbau in den neunziger Jahren des 14. Jahrhunderts sprechen nicht
nur die zeittypischen dekorativen Elemente, Profile und Maßwerkformen (rotierende Fischblasen, Fünfpaß etc.), son-
dern auch das Stifterwappen des 1398 verstorbenen Nürnberger Burggrafen Friedrich V, das als sichtbares Zeugnis
für das Engagement des Landesherrn am Neubau der Pfarrkirche im südöstlichen Chorfenster (freilich nicht an sei-
nem angestammten Platz im Chor) erhalten geblieben ist3. Der eingezogene Chor, bestehend aus einem Vorjoch und
einem Schluß über fünf Seiten des Achtecks, besitzt im Ganzen fünf große Fensteröffnungen, die bis auf das zweibah-
nige Nordfenster (Chor nord III) sämtlich dreibahnig sind und sieben Zeilen umfassen (Fig. 169E).
Abgesehen von dem erwähnten Stifterwappen Friedrichs V, von dem wir nicht einmal sagen können, welchem Fen-
MARKT ERLBACH • PFARRKIRCHE
ster als Zeugnisse des Nürnberger Stilkreises; sieht die engeren Zusammenhänge mit Großhabersdorf und Creglin-
gen); Fischer, 2i937, S. 85 f. (vermutet Nürnberger Herkunft des Stils, sonst wie 1914); Frankl, 1938, S. 263 (speku-
lative Zuschreibung aller Markt Erlbacher Reste an den Ulmer Glasmaler Jakob Acker und Datierung vor 1390);
Wentzel 1951 bzw. 2i9J4, S. 48, 58f., 95 bzw. 49, 60, 97 (bezeichnet die Markt Erlbacher Fenster in einem Satz mit
Creglingen und Großhabersdorf als Erzeugnisse Nürnberger Werkstätten aus dem letzten Viertel des 14. Jh.); Mosch,
1952, S. 1 lof. (sieht in der Werkstatt der Markt Erlbacher Fenster nur die Schulwerkstatt der Erfurter Patriarchenfen-
ster; bestreitet die fränkisch-parlerische Herkunft des Stils); Richard Strobel, in: Kurzinventar Neustadt/Aisch,
1972, S. 108 (Auflistung der Themen mit ungenauen Angaben zur Restaurierung); Brigitte Lymant, in: Kat. Ausst
Köln 1978, I, S. 381 (Erwähnung als Beispiel »nürnbergischer Glasmalerei der Parierzeit«); Ulrich, 1979, S. 3E
(Erwähnung als Werk eines Glasmalers aus St. Martha in Nürnberg und Datierung um 1380); Dehio Franken, 1979,
S. 490 (Erwähnung mit Datierung um 1380); Christa Richter, in: Mittelalterliche Glasmalerei in der DDR, Berlin
1979, S. 218 (betrachtet Markt Erlbach als direktes Vorbild für die kleinfigurigen Fenster der Marienkirche in Mühl-
hausen, datiert vor 1398 - dem Todesjahr des Nürnberger Burggrafen Friedrich V); Drachenberg, 1980, S. 281, 292
(Erwähnung im Kontext des Erfurter Katharinenfensters); Fitz-Ulrich, 1984, S. 139E (Ikonographische Auflistung
mit Standortangaben und pauschaler Datierung »um 1380«); Rainer Kahsnitz, in: Kat. Ausst. Nürnberg 1986, S. 90
(Erwähnung als Beispiel Nürnberger Glasmalerei des späten 14. Jh.); Josef Dettenthaler, Kilianskirche Markt Erl-
bach, München/Zürich 1990, S. 12 (Beschreibung der Fenster mit Hinweisen auf Restaurierung und Neuordnung;
Datierung um 1390); Drachenberg, 1990, S. 262 (ikonographischer Vergleich der Katharinenfenster in Markt Erl-
bach und Erfurt); Scholz, Chronologie, 1991, S. 24, 48 (verweist erstmals seit Sherrill wieder auf die unterschied-
lichen Stilgruppen der Markt Erlbacher Fenster); Richter, CVMA Deutschland XVI, 1993, passim (sieht in Nürn-
berg das große Zentrum für Glasmalerei im späten 14. Jh. und bekräftigt die Nürnberger Provenienz der für Stadt und
Umland, Markt Erlbach und Großhabersdorf, wie für Thüringen - Erfurt und Mühlhausen - tätigen Glasmaler);
Scholz, CVMA Deutschland 1,3, 1994, S. XLIV (Erwähnung Markt Erlbachs im Rahmen Nürnberger Massenpro-
duktion des ausgehenden 14. Jh.).
Gegenwärtiger Bestand: An mittelalterlichen Resten aus vier verschiedenen Zyklen - Katharinenlegende, Marien-
leben, Passion Christi und Weltgericht - sind heute in drei Chorschlußfenstern noch insgesamt 49 Scheiben, 27 Recht-
eckfelder, acht Kopfscheiben und 14 Maßwerkteile zusammengestellt, wobei sich neben den Maßwerkscheiben nur
noch einzelne Felder des Weltgerichts und der Annen-Marien-Legende an ihren angestammten Plätzen befinden (Fig.
173-179, Abb. 184-202).
Drei Kopfscheiben mit Engelsbüsten und einer Turmspitze, die 1898 ausgeschieden wurden, befinden sich heute im
Besitz des Bayerischen Nationalmuseums in München und werden im Anhang aufgeführt (Abb. 434-436)1.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Die erste schriftliche Erwähnung der Pfarrkirche im Rahmen von
Güter-Schenkungen des Heilsbronner Abts Rapoto reicht bis ins Jahr 1144 zurück, doch vom damaligen Bau haben
sich, mit Ausnahme des steinernen Taufsteinfragments, keine Reste erhalten2. 1282 erhielt der Nürnberger Burggraf
Friedrich III. von König Rudolf von Habsburg das Gebiet um Markt Erlbach als Reichslehen, und mit der Herrschaft
der Hohenzollern wuchs auch die Bedeutung des Ortes als Gerichtsstand und Verkehrszentrum im Nordwesten
Nürnbergs. Die Verleihung des Marktrechts vor 1314 belegt diesen Aufschwung, doch die Lage an der großen Heer-
straße zwischen Nürnberg und Bad Windsheim war zugleich auch Ursache wiederholter kriegerischer Zerstörungen
des Gemeinwesens: Den äußeren Anlaß zum Neubau des Chores gab vermutlich die Verwüstung der Kirche im Städ-
tekrieg 1388, denn für einen unmittelbaren Wiederaufbau in den neunziger Jahren des 14. Jahrhunderts sprechen nicht
nur die zeittypischen dekorativen Elemente, Profile und Maßwerkformen (rotierende Fischblasen, Fünfpaß etc.), son-
dern auch das Stifterwappen des 1398 verstorbenen Nürnberger Burggrafen Friedrich V, das als sichtbares Zeugnis
für das Engagement des Landesherrn am Neubau der Pfarrkirche im südöstlichen Chorfenster (freilich nicht an sei-
nem angestammten Platz im Chor) erhalten geblieben ist3. Der eingezogene Chor, bestehend aus einem Vorjoch und
einem Schluß über fünf Seiten des Achtecks, besitzt im Ganzen fünf große Fensteröffnungen, die bis auf das zweibah-
nige Nordfenster (Chor nord III) sämtlich dreibahnig sind und sieben Zeilen umfassen (Fig. 169E).
Abgesehen von dem erwähnten Stifterwappen Friedrichs V, von dem wir nicht einmal sagen können, welchem Fen-