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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0342

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NÜRNBERG • ST. JOHANNIS


Fig. 218. Nürnberg, St. Johannis. Grundriß mit Fensterschemata. Maßstab 1:300.

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hunderts scheinen nurmehr kleinere Veränderungen am Bau vorgenommen worden zu sein: Eine eingemeißelte
Inschrift über dem Eingang zur Sakristei mit der Jahrzahl 1496 gibt womöglich einen zeitlichen Anhaltspunkt für den
Abschluß der Neuausstattungsphase in den neunziger Jahren8. Mit dem eigentlichen Anbau der Sakristei auf der Süd-
seite des Chores 1446 ist die Inschrift jedenfalls nicht zu erklären. Der Chor mit 5/8-Schluß besitzt fünf dreibahnige
Fenster, vier davon in ganzer Höhe von fünf Zeilen und ein verkürztes auf der Südseite über der Sakristei (Fig.
218-220). Das Langhaus öffnet sich auf der Nord- und Südseite in je vier hohen Fenstern, nur die südwestliche Fen-
steröffnung ist durch ein eingestelltes plastisches Kruzifix in den unteren zwei Dritteln weitgehend zugemauert; im
Norden zudem ein nachträglich eingebrochenes kleines vierteiliges Fenster am Nebenaltar.
Geschichte der Verglasung: Über die Erstverglasung von Chor und Langhaus im späten 14. Jahrhundert existieren
ebensowenig Nachrichten wie über die Verneuung rund hundert Jahre danach. Allein die noch vorhandenen oder
überlieferten Wappenallianzen sowie in Einzelfällen offensichtliche formale Reminiszenzen an den Stil der Parierzeit,
geben zusammen mit einem einzigen erhaltenen Wappenfragment der Zeit um 1400 Zeugnis von ehemaligen Fenster-
stiftungen der Nürnberger Familien Grabner, Ebner, Schürstab, Geuder, Grundherr und Pirckheimer in Chor und
Langhaus der neuerrichteten Johanniskirche. Ein Jahrhundert später muß diese Erstverglasung - ähnlich wie in ande-
ren Nürnberger Kirchen auch9 - bereits so ruinös gewesen sein, daß man die Nachfahren der Stifter seitens des Rats
auf die Erneuerung ihrer Familienstiftungen verpflichtete. Dabei wurden neben den Wappen der Neustifter - aus
Gründen der Memoria - stets die der Vorläufer in die Wappenzeile übernommen, zuweilen, wie im Fall des Schürstab-
Fensters, sogar die alten Stifterbilder wiederholt. Der Kreis der Neustifter von 1493 ff. läßt sich anhand der Wappen-
allianzen recht exakt bestimmen. Neben dem Rat der Stadt (I) waren Anton und Matthäus Ebner (nord II), Ulrich und
Leonhard Grundherr (süd II), Martin und Andreas Geuder (nord III) und das Geschlecht der Pirckheimer an den

8 Knappe, Bamberger Fenster, 1961, Anm. 129, liest irrtümlich 1490. unerfindlichen Gründen nochmals 1501/2 erfolgte (Knappe, 1961,
9 Erwähnt sei nur die Vernewimg, wie es hieß, der Stiftung der Bamber- S. 18-24).
ger Bischöfe im Ostchor von St. Sebald, die in den Jahren 1493 und aus
 
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