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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0093

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EBSTORF • KLOSTER

des Hl. Andreas und des Statthalters Aegeas in Hans Bornemanns Heiligentaler Altar in der Lüneburger Nikolaikirche52.
Die umgebenden Blankverglasungen weisen überwiegend eine Rautenteilung auf53.
Stil, Datierung: Schriftliche Belege für die Stiftung der fünf in Rautenfelder eingebetteten Wappenmedaillons fehlen.
Nach den für die Wappeninhaber ermittelten Daten läßt sich ihre Stiftung mit den Sturmschäden von 1522 in Verbin-
dung bringen. Eine Zuweisung der Scheiben an einen der zahlreichen Lüneburger Glasmaler ist aus Mangel an
vergleichbaren Werken jedoch nicht möglich.

NONNENCHORFENSTER NORD II
7 a RAUTENFELD MIT WAPPEN DES HANS BOCK
Abb. 5
H. 68 cm, B. 58,5 cm (Durchmesser des Medaillons: 18,5 cm)
Bis 1980 in 8 c.
Hans Bock war Bürger von Lüneburg und stammte aus Linden
in der Nähe von Ebstorf54. Sein Vorfahr Carsten Bock war
Bauer. Das Stadtarchiv Lüneburg verwahrt das Testament des
Hans Bock (urkundet ab 1521 Sept. 23), das er ad pios usus ge-
macht hat. Im Kellnerei-Stiftmeister-Register der Abtei St. Mi-
chaelis in Lüneburg für 1506—1521 ist für 1517 die Zahlung
von 14 Mark 4 Schillingen an Hanß Bock verzeichnet für drei
Tonnen Schonenschen Hering, die Cort Scroder de Glasewerter
erhielt (StA Lüneburg, St. Michaelis, Rep. RI Nr. 37Ö)55.
Inschrift: In gotischer Minuskel auf dem Schriftband: bans bock.
Erhaltung: Die sehr gut erhaltene Scheibe zeigt nur geringen
Schwarzlotverlust im Blattwerk des Baumes. Die Rauten sind
bis auf zwei Randstücke alt.
Ikonographie, Farbigkeit: Redendes Wappen des Hans Bock: im
gelehnten weißen Schild auf grünem Boden vor einer grünen
Linde ein weißer Schafbock. Der Schild überdeckt eine am Rand
gelappte blaue Scheibe, die ein doppelt gewundener blauer Ast-
kranz umgibt. Schriftband weiß.
Oidtmann 126 210, Detail 127 101; CVMA B 988 (vor Rest.)
7c RAUTENFELD MIT WAPPEN DES HELMOLT
MANNIG Abb. 3
H. 68,5 cm, B. 59,5 cm (Durchmesser des Medaillons: 18,2 cm).
Bis 1980 in 8 b.
Helmolt Mannig (Manning, Mannigh) war Kalandbruder in Lü-
neburg und ist im Album Curiae (StA Lüneburg) für 1503 und
1523 belegt. Sein Petschaft wurde 1959 in einer Abortgrube in
Lüneburg, Grapengießerstraße 7/8, ausgegraben56. Es zeigt das
gleiche Wappen.
Inschrift: In gotischer Minuskel auf dem Schriftband: h(er) hel-
molt man(n)ig.
Erhaltung: Schwarzlot im grünen Blattwerk stark abgerieben,
sonst vorzüglich. Die Rauten überwiegend alt.
Ikonographie: Wappen des Helmolt Mannig: Im gelehnten golde-
nen Schild, schrägrechts gestellt, zwei umeinander gewundene
grüne Zweige, daran drei (1:2) blaue Akeleiblüten, die obere
aufrecht, die unteren hängend.
Farbigkeit: Der gelappte Grund des Medaillons hinter dem Schild
und der umlaufende, doppelt gewundene Blattkranz sind blau,
das Schriftband weiß.
Oidtmann 126 213, Detail 127 103; CVMA B 986 (vor Rest.)

Fig. 3, Abb. 3
8 a RAUTENFELD MIT WAPPEN DES CLAWES
MOLRE Abb. 3
H. 68 cm, B. 58,5 cm (Durchmesser des Medaillons: 18,8 cm).
Inschrift: In gotischer Minuskel auf dem Schriftband: hier) Cla-
wes molre.
Erhaltung: Schwarzlotverlust im Astkranz, 1981 leicht mit kalter
Retusche ergänzt. Das zweite Stück des Schriftbandes 1981 ana-
log zu 4 c ergänzt. Rauten bis auf ein Randstück alt, aus einem
der Rautenfelder in Nord II, Zeile 6 und 7, übernommen.
Ikonographie: Wappen des bisher noch nicht ermittelten geistli-
chen Stifters Clawes Moire ( = Claus Moller). Der gelehnte Schild
ist gespalten, vorn in Gold ein schwarzes Mühlrad, hinten von
Blau, Weiß und Rot geteilt, im weißen Feld eine rote sechsblät-
trige Rose57.
Farbigkeit: Der Schild überdeckt größtenteils eine blaue, am
Rand gelappte Scheibe sowie teilweise einen doppelt gewunde-
nen blauen Astkranz. Schriftband und Rauten weiß.
Oidtmann 126 214, Detail 127 104; CVMA B 987 (vor Rest.)

besaßen. Gelegentlich erscheinen sie auch in Kirchen- oder Kapeilenfen-
stern.
52 H.G. Gmelin, 1974, Abb. 2.4; A. Stange, VI, 1954, Abb. 137.
53 Wappenfenster mit rechteckiger bzw. gestürzt schuppenförmiger Tei-
lung der Blankgläser zeigen mehrfach die vier Banklaken von 15 00 mit
der Legende des Hl. Georg in Kloster Lüne bzw. im Kestner-Museum
Hannover. In spitz- oder stichbogigen Öffnungen stehen dort gelehnte
Schilde ohne Medaillonrahmen, durchweg lüneburgische Patrizierwap-
pen. Vgl. H. Appuhn, Bildstickereien des Mittelalters in Kloster Lüne,
Dortmund 1983, S. 62—74 (mit Abb.). Insgesamt scheint nach den bildli-
chen Darstellungen des 15. und frühen 16. Jh. die Rautenverglasung
zu überwiegen.
54 Das Dorf Linden hatten fünf Brüder von Bodendike im Jahre 1320
dem Kloster geschenkt, in dem zwei ihrer Schwestern Aufnahme gefun-
den hatten. Vgl. H.W.H. Mithoff, 1877, S. 63.
55 M. Mollenhauer, Urkundenkatalog, S. 124.
56 Lüneburg, Museumsverein für das Fürstentum Lüneburg, Kat.
Nr. 114: 1959. Umschrift: d(ominus) • helmoldus • mannigh ■
57 Ein ähnliches Wappen führte die im 16. Jh. geadelte und im Lünebur-
gischen ansässige Familie von Möller: im gespaltenen Schild vorn in
Gold ein roter Balken, darauf eine halbe goldene Rose und halbe goldene
Sonne (oder halber achtstrahliger Stern) zusammengeschoben; hinten
in Rot eine halbe silberne Lilie am Spalt. Vgl. J. Siebmacher’s Großes
und allgemeines Wappenbuch II, 9 (A.M. Hildebrandt, Der Hannöver-
sche Adel), Nürnberg 1870, S. 32, Taf. 32.
 
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