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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0290

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WALSRODE • KLOSTER

189

Fig. 71.
ES Chor s II, 6-8 a-c, 9 b




WALSRODE • EHEMALIGES BENEDIKTINERINNENKLOSTER

Das genaue Gründungsjahr des ältesten der lüneburgischen Klöster ist unbekannt; zuerst genannt wird das Kloster
in der Urkunde König Ottos III. vom 7. Mai 986, in der er auf Bitten der Äbtissin Mechthild von Quedlinburg
und des Grafen Wale das diesem bisher als Lehen überlassene Dorf Zitowe dem monasterium Rode schenkt, das Wale
und seine Frau Odelint novit er gebaut hatten1.
Das cenobium Walesrotb, ein Kanonissenstift, erwarb 1176, teils durch Schenkung, teils durch Kauf, die Kirche zu
Walsrode, die Johannes dem Täufer geweiht war; weitere Schenkungen und Erwerbungen im 15. und 14. Jh. waren
u.a. die Dörfer Steimbke, Glashof und Gilten sowie die Patronate der Kirchen von Fallingbostel, Meinerdingen,
Steimbke und Gilten2. Die Vogteirechte besaßen 1228 die Grafen von Wölpe, von 1237 bis 1386 die Herzöge von
Braunschweig, danach die Herzöge von Sachsen-Lauenburg. Der Name eines Propstes wird 1168 erstmals genannt;
bis 1390 stieg die Zahl der neben ihm tätigen Geistlichen auf vier Kapellane, die u.a. den Dienst an den von
Bürgern und Adligen gestifteten Altären zu versehen hatten3.
Auf Betreiben des Bischofs von Minden, zu dessen Diözese Walsrode gehörte, erfolgte die Umwandlung in ein
Benediktinerinnenkloster, das 1255 erstmals bezeugt ist. Wann den Nonnen die Rückführung des Klosters in ein
Kanonissenstift gelang, ist nicht überliefert, doch lebten dort vor 1482 wieder 24 canonicae reguläres, als »edle Kloster-
jungfrauen und nicht vom Adel« bezeichnet. Die Gräfin Anna von Nassau, Herzogin von Braunschweig und Lüneburg,
schaffte Ostern 1482 die Kanonissenform wiederum ab und führte zwangsweise die strenge Regel des Benediktineror-
dens ein.
Kurz nach Pfingsten 1482 brannten Kloster und Kirche durch Blitzschlag ab; zum Wiederaufbau bewilligte der

1 Zu Einzelheiten der Klostergeschichte s. C. Wolff, Kdm. Hannover
III, 1, 1902, S. 166—173, J- Skowranek, Kloster Walsrode — ein Bau-
denkmal und seine Kunstwerke, Walsrode 1979, S. 11-23, und zuletzt
D. Brosius, in: 1000 Jahre Kloster Walsrode, Hannover 1986, S. 7—40.
— Zit owe gelegen in comitatu Geronis comitis, später Walestorpe genannt,
ist das heutige Wohlsdorf an der Ziethe bei Köthen.

2 Zu Landbesitz und Gefällen des Klosters s. das Güter-Register im
Walsroder UB, 1859, S. 333—352.
3 1337 Vertrag über den Altar St. Nicolai der Familie von Schlepegrell;
1490 Stiftung einer Messe am Altar belegen in dat Norden vor dem Chore
... gebeten der van Hudenberge alt ar. Vgl. Kdm. Hannover III, 1, 1902,
S. 167; Hodenberger UB, 1858, Nr. 250, Walsroder UB, 1859, Nr. 319.
 
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