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Becksmann, Rüdiger; Korn, Ulf-Dietrich
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Lüneburg und den Heideklöstern — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 7,2: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1992

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https://doi.org/10.11588/diglit.52868#0258

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KREUZGANG • SÜDFLÜGEL

161

3. DIE WAPPEN SCHEIBEN DES FRÜHEN 16. JAHRHUNDERTS IM SÜDFLÜGEL
DES KREUZGANGS
Die zehn zweibahnigen Fenster des Südflügels sind jeweils in drei Zeilen unterteilt und zeigen über spitzbogigen,
ungenasten Lanzetten ein trapezförmiges Zwickelfeld mit ein- und ausgebogenen Seiten.
Fenster I— III enthalten, von blanken Rauten umgeben, in jeder Bahn einen Block von sechs kleinen Grisaillescheiben
von 1694 mit Wappen von Lüner Pröpsten, Dominae und Äbtissinnen, deren Reihe in ähnlicher Art bis 1798 fortgesetzt
wurde. In den Fenstern I—VIII stehen in Zeile 1 die fünfzehn erhaltenen Scheiben der ursprünglich zwanzig Felder
umfassenden Reihe »farbenprächtige(r) Herzogswappen in vollem heraldischem Schmuck« (F. Krüger, 192.3), darüber
in Zeile 2 der zehn Scheiben umfassende Restbestand an Wappen des frühen 16. Jh., alle umgeben von blanken
Rauten.
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 1,95 m, B. ca. 1,25 m. Lanzetten: H. ca. 1,45 m, B. 0,48 m. Durchschnittliche Maße
der Rechteckfelder: H. 48 cm, B. 48 cm.
Erhaltung: Von den zehn Wappenscheiben, die in den Fenstern süd VI—X jeweils paarweise in den Feldern der
Zeile 2 sitzen, sind sechs relativ gut und überwiegend vollständig, die übrigen vier meist schlecht erhalten und
nach den Luftdruckschäden von 1945 nur notdürftig zusammengeflickt worden. Zugehörige Stücke liegen noch
im Scherbenbestand (s. Anhang S. 167L). Die alten Teile sind in Glas und Bemalung gleichermaßen gut, teilweise
sogar vorzüglich erhalten, lediglich einige gelbe und purpurviolette Gläser weisen rückseitig leichten Punktfraß auf.
Komposition, Farbigkeit: Allen zehn Scheiben liegt das gleiche Kompositionsschema zugrunde: Zwei umeinander
geschlungene, farbige Eichenäste, durch die unten ein doppelt umgeschlagenes, weißes Schriftband gesteckt ist,
umschließen den nach heraldisch rechts gelehnten Wappenschild und vereinigen sich darüber wieder. Die oberen
Blätter und Früchte sind durch ein Krönchen gesteckt. Die Farbigkeit der Äste nimmt Rücksicht auf die Tinktur
der Wappen, so daß sich nur selten Gegenfarbklänge ergeben, wie etwa im Wappen Badendorp (Abb. 176), wo
sich ein blauer und ein gelber Ast um das vielfarbig bunte Wappen schlingen, oder beim Wappen von Meding
(Abb. 183), wo Purpurviolett und Grün den silbernen Schild rahmen. Die Farbskala mit ihren satten, leuchtenden
Tönen gleicht der in den figürlichen Scheiben des Ost- und Westflügels.
Technik, Stil, Datierung: Maltechnik, Zeichenstil und Details entsprechen völlig den dekorativen Einzelheiten
in den Scheiben des Apostel- und Heiligenzyklus, etwa dem Hirschkopf auf der Hand des Hl. Eustachius (Abb. 160)
oder — bei den krausen Blättern der Eichenäste und der Krönchen sowie den Edelsteinfassungen auf den Kronreifen
— der Krone der Maria in west V, 2a (Abb. 171). Die Wappen sind zweifellos in derselben lüneburgischen Werkstatt
und sicherlich auch gleichzeitig, etwa im Zeitraum zwischen 15 00 und 1525, entstanden. Der gleichen Werkstatt
ist auch die ähnlich komponierte Wappenscheibe des Lüneburger Patriziers Cord Lange (f 1505) im Glockengang
von Kloster Wienhausen (s. S. 242 h; Abb. 253) zuzuweisen.

KREUZGANGFENSTER süd VI

Fig. 60, Abb. 175 f.

2a WAPPEN DES CORD WILDE Fig. 60, Abb. 175
H. 36 cm, B. 21,4 cm.
Inschrift: In gotischen Minuskeln auf dem Schriftband: cord wilde.
Erhaltung: Seit 1945 sind große Teile des Schildes und der rech-
ten Eichenkranz-Rahmung verloren, der Rest wurde 1960/61
entstellend zusammengefügt.
Ikonographie: Der weitgehend verlorene Schild war von Silber
über Blau geteilt, darin oben ein blauer Balken, unten eine sil-
berne Schelle. — Ob Cord Wilde ein Verwandter der 1504-1534

amtierenden Domina Mechtild Wilde war, ist nicht festzustellen.
Gebhardi (s. Reg. Nr. 55, S. 395, 397) trug 1764 zum Wappen
die Namen Cord Wilde und Anneke Wilde ein und schrieb dazu:
das Wapen 24 welches der Mann mit silbern Balken und Schelle die
Frau (Anneke Wilde) aber mit goldenen Balken und Schellen führt.
Die Wappenscheibe der Anneke Wilde ist verloren.
Komposition, Farbigkeit: Die Eichenäste des Rahmens sind links
gelb, rechts blau, die Eicheln gewechselt blau und gelb, das
Krönchen rotviolett, die Eicheln darüber silbergelb an weißen
 
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